Es gibt Kölsch, Halven Hahn und rheinische Lebensart. Die Ständige Vertretung ist aber mehr als nur eine rheinische Kneipe in der Nähe des Berliner Reichstags. In Friedel Drautzburgs Lokal zeigen Hunderte Fotos an den Wänden auch politische Geschichte.
"Weil man da Helmut Kohl als 20-Jährigen sieht, Helmut Schmidt als 30-Jährigen, Willy Brandt als 40-Jährigen, wie er Gitarre spielt und Zigarette raucht, und Konrad Adenauer, wie er die Karnevalsprinzessin auf dem Kabinettstisch küsst. Das sind so Fotos."
Bedeutende Politiker haben in der Stäv einen Platz an der Wand. Vom Boden bis zur Decke bedecken Fotos jeden freien Fleck. Neun übereinander hängende Porträts bilden die Galerie der Bundespräsidenten - von Theodor Heuss bis Horst Köhler. Das zehnte Porträtfoto fehlt noch - das Konterfei von Christian Wulff.
"Wie hat eine bekannte Kölner Boulevardzeitung, um nicht zu sagen der "Express", getitelt: Präsident peinlich!"
Die Stäv ist ein Treff politischer Journalisten, Beamter, Abgeordneter und Minister. Ein Ort, wo man sich nach Feierabend amüsiert und miteinander diskutiert. Schon vor seinem Fernsehinterview sorgt der Bundespräsident für reichlich Gesprächsstoff.
"Der Präsident und das Amt, die Person und die Institution sind angeschlagen."
"Seit Weizsäcker und Herzog gab es keinen Präsidenten mehr, den man akzeptieren könnte."
In einer Ecke hängt ein Fernseher. Ein paar interessierte Gäste warten auf die Sondersendung. Männer, um die 50 und drüber. Typ konservativer Beamter und kulturinteressierter Berlin-Tourist. Im Ersten läuft noch die Tagesschau.
"Und nun zur Sendung "Bundespräsident Wulff stellt sich""
Guten Abend meine Damen und Herren, ARD und ZDF haben ihr Programm geändert. Bettina Schausten und ich begrüßen sie zu einem Gespräch aus gegebenem Anlass mit dem Bundespräsidenten Christian Wulff, der ganz besonders in den letzten Tagen sehr heftig in die Kritik geraten ist.
"Ich glaube auf jeden Fall, dass Herr Deppendorf und auch Frau Schausten sehr unabhängige Journalisten sind."
Vielleicht zehn Männer stehen vor dem Fernseher. Dahinter normaler Kneipenbetrieb. Die Zuschauer schauen gespannt auf den Bildschirm.
Haben Sie in den letzten Tagen auch mal ernsthaft an Rücktritt gedacht?
Nein. Denn ich hatte die ganzen Wochen über große Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern, meiner Freunde und auch der Mitarbeiter.
Bei den Zuschauern einige erstaunte Blicke und Kopfschütteln - vor allem wegen der Aussage, am Ende der Amtszeit ein erfolgreicher Bundespräsident sein zu wollen. Wulff wird mit seinen Anrufen beim Springer-Konzern und "Bild"-Chef Diekmann konfrontiert.
"Den kenn ich doch jut, den Mann"
Christian Wulff:
"Der Anruf beim Chefredakteur der Bild-Zeitung war ein schwerer Fehler, der mir leidtut."
Ein Zuschauer:
"Aber wenn man dann noch Döpfner und Friede Springer anruft kommt ja noch einiges dazu."
Der Bundespräsident entschuldigt seine Anrufe mit dem Terminstress seiner Reise durch die Golfstaaten, auf der er sich befand. Er habe seine Familie vor einer ungerechten Veröffentlichung schützen wollen.
Ein weiterer Zuschauer:
"Das ist jetzt wie Guttenberg, so viele Termine. Unglaublich, unglaublich."
"Wulff verteidigt offensiv die Urlaube bei Freunden und seinen privaten Hauskredit. Er wolle kein Präsident in einem Land sein, wo man sich von Freunden kein Geld mehr leihen könne."
Ein weiterer Zuschauer:
"Er ist nicht jemand, er ist der Präsident."
Die Zuschauer in der Stäv sind aufgeregt und sehen dabei zu, wie sich Christian Wulff versucht zu verteidigen. Einige sind sehr emotional dabei. Mit dem Bierglas in der Hand Zwischenrufe aus dem Hintergrund
Zuschauer:
"Ich bin für Lothar Matthäus oder Willy Millowitsch als nächsten Präsidenten."
Das Staatsoberhaupt sagt, er wolle bleiben, nicht davonlaufen und verwahrt sich gegen die Formulierung ein Präsident auf Bewährung zu sein. Ende des gut 20minütigen Interviews.
Zuschauer:
"Also überzeugt hat mich das nicht."
Die Zuschauer in der Kneipe im Berliner Regierungsviertel bleiben noch ein paar Minuten vor dem Fernseher stehen. Diskutieren kurz. Doch ihr Fazit fällt nicht zugunsten von Wulff aus: Mit seinen Antworten und Erklärungen konnte er - hier jedenfalls - die Skepsis an seiner Person und seinem Amtsverständnis nicht beseitigen.
Zuschauer:
"Berufung auf "ich habe nichts Illegales getan" ist ja nicht die Frage. Die Frage ist, ist es etwas Anrüchiges. Das wird hängenbleiben. Punkt. Drei bis sechs Tage - dann ist er weg."
"Weil man da Helmut Kohl als 20-Jährigen sieht, Helmut Schmidt als 30-Jährigen, Willy Brandt als 40-Jährigen, wie er Gitarre spielt und Zigarette raucht, und Konrad Adenauer, wie er die Karnevalsprinzessin auf dem Kabinettstisch küsst. Das sind so Fotos."
Bedeutende Politiker haben in der Stäv einen Platz an der Wand. Vom Boden bis zur Decke bedecken Fotos jeden freien Fleck. Neun übereinander hängende Porträts bilden die Galerie der Bundespräsidenten - von Theodor Heuss bis Horst Köhler. Das zehnte Porträtfoto fehlt noch - das Konterfei von Christian Wulff.
"Wie hat eine bekannte Kölner Boulevardzeitung, um nicht zu sagen der "Express", getitelt: Präsident peinlich!"
Die Stäv ist ein Treff politischer Journalisten, Beamter, Abgeordneter und Minister. Ein Ort, wo man sich nach Feierabend amüsiert und miteinander diskutiert. Schon vor seinem Fernsehinterview sorgt der Bundespräsident für reichlich Gesprächsstoff.
"Der Präsident und das Amt, die Person und die Institution sind angeschlagen."
"Seit Weizsäcker und Herzog gab es keinen Präsidenten mehr, den man akzeptieren könnte."
In einer Ecke hängt ein Fernseher. Ein paar interessierte Gäste warten auf die Sondersendung. Männer, um die 50 und drüber. Typ konservativer Beamter und kulturinteressierter Berlin-Tourist. Im Ersten läuft noch die Tagesschau.
"Und nun zur Sendung "Bundespräsident Wulff stellt sich""
Guten Abend meine Damen und Herren, ARD und ZDF haben ihr Programm geändert. Bettina Schausten und ich begrüßen sie zu einem Gespräch aus gegebenem Anlass mit dem Bundespräsidenten Christian Wulff, der ganz besonders in den letzten Tagen sehr heftig in die Kritik geraten ist.
"Ich glaube auf jeden Fall, dass Herr Deppendorf und auch Frau Schausten sehr unabhängige Journalisten sind."
Vielleicht zehn Männer stehen vor dem Fernseher. Dahinter normaler Kneipenbetrieb. Die Zuschauer schauen gespannt auf den Bildschirm.
Haben Sie in den letzten Tagen auch mal ernsthaft an Rücktritt gedacht?
Nein. Denn ich hatte die ganzen Wochen über große Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern, meiner Freunde und auch der Mitarbeiter.
Bei den Zuschauern einige erstaunte Blicke und Kopfschütteln - vor allem wegen der Aussage, am Ende der Amtszeit ein erfolgreicher Bundespräsident sein zu wollen. Wulff wird mit seinen Anrufen beim Springer-Konzern und "Bild"-Chef Diekmann konfrontiert.
"Den kenn ich doch jut, den Mann"
Christian Wulff:
"Der Anruf beim Chefredakteur der Bild-Zeitung war ein schwerer Fehler, der mir leidtut."
Ein Zuschauer:
"Aber wenn man dann noch Döpfner und Friede Springer anruft kommt ja noch einiges dazu."
Der Bundespräsident entschuldigt seine Anrufe mit dem Terminstress seiner Reise durch die Golfstaaten, auf der er sich befand. Er habe seine Familie vor einer ungerechten Veröffentlichung schützen wollen.
Ein weiterer Zuschauer:
"Das ist jetzt wie Guttenberg, so viele Termine. Unglaublich, unglaublich."
"Wulff verteidigt offensiv die Urlaube bei Freunden und seinen privaten Hauskredit. Er wolle kein Präsident in einem Land sein, wo man sich von Freunden kein Geld mehr leihen könne."
Ein weiterer Zuschauer:
"Er ist nicht jemand, er ist der Präsident."
Die Zuschauer in der Stäv sind aufgeregt und sehen dabei zu, wie sich Christian Wulff versucht zu verteidigen. Einige sind sehr emotional dabei. Mit dem Bierglas in der Hand Zwischenrufe aus dem Hintergrund
Zuschauer:
"Ich bin für Lothar Matthäus oder Willy Millowitsch als nächsten Präsidenten."
Das Staatsoberhaupt sagt, er wolle bleiben, nicht davonlaufen und verwahrt sich gegen die Formulierung ein Präsident auf Bewährung zu sein. Ende des gut 20minütigen Interviews.
Zuschauer:
"Also überzeugt hat mich das nicht."
Die Zuschauer in der Kneipe im Berliner Regierungsviertel bleiben noch ein paar Minuten vor dem Fernseher stehen. Diskutieren kurz. Doch ihr Fazit fällt nicht zugunsten von Wulff aus: Mit seinen Antworten und Erklärungen konnte er - hier jedenfalls - die Skepsis an seiner Person und seinem Amtsverständnis nicht beseitigen.
Zuschauer:
"Berufung auf "ich habe nichts Illegales getan" ist ja nicht die Frage. Die Frage ist, ist es etwas Anrüchiges. Das wird hängenbleiben. Punkt. Drei bis sechs Tage - dann ist er weg."