Allerdings hat das oft nur Ornamentale und Liebliche dieses Themas eine fatale Neigung in den Kitsch. Mit Beginn der Moderne, genauer mit dem Impressionismus, wird das noch einmal klar: man denke etwa an Renoir, aber auch an mache Blumensträuße von Edouard Manet…
Gerade Manet, der den Einsatzakkord für die Basler Ausstellung gibt, malte noch auf seinem Totenbett ein strahlendes, flirrendes Blumenbild - wobei der morose Bildhintergrund schon auf den nahenden Tod verweist. Und gerade dieser Doppelcharakter der Blume, das aufblühende, aber schnell welkende Leben, die Kombination aus biologischer Kraft und Vergänglichkeit, aus ihrer künstlerischen Behandlung als Sexualitäts-Symbol (zum Beispiel bei Georgia O’Keeffe) und Vanitas-Motiv (etwa bei James Ensor) hat nun die Fondation Beyeler dazu gebracht, den "Blumenmythos" in der Moderne zu untersuchen.
Dass die Blume ein zentrales Thema des 20.Jahrhunderts ist, scheint allerdings eine kühne Behauptung. Gewiß, es gibt Künstler, die sich daran wirklich abgearbeitet haben: Emil Nolde etwa, von dem Mohn-Blüten in orgiastischem Rot zu sehen sind, Monet mit einem wunderbaren Seerosenbild, Klimts Blumenwiese oder van Gogh, dessen blühenden Kastanienzweig aus der Sammlung Bührle man hier zeigt, dessen wesentliche, psychisch aufgeladene Bilder zum Thema aber die Sonnenblumen-Landschaften sind, die hier fehlen.
Es gibt dann Künstler, die in ihrem jeweiligen Bildprogramm auch mal Blumen gemalt haben, für die das aber wenig repräsentativ ist: Beckmann, Kirchner und Picasso etwa. Natürlich wird bei Beyeler ein bestimmtes kunsthistorisches Niveau nie unterschritten, man dekliniert das Thema ganz seriös durch: Max Ernsts erfundene, surreale Blüten, die zerbrechlichen Blumen des oft unterschätzten Odilon Redon, Mondrian, der vor seiner Bekehrung zur Abstraktion das Innenleben von Amaryllis-Blüten malte, abstrakte Farbphantasien von Augusto Giacometti. Im Grunde aber winkt man hier doch, sagen wir es durch die Blume, dem großen Publikum mit ein wenig Kulinarik. Das ist nicht verwerflich, weil die Fondation sich nebenbei ja den Luxus leistet, Minderheiten-Kunst wie etwa die Farbfelder von Mark Rothko zu zeigen. Aber wenn man dem großen Christoph Vitali, Direktor der Fondation Beyeler, genau zuhört, wie er etwa von dem - bisweilen zurecht als Kitschbruder verschrieenen - Jeff Koons schwärmt, dann wird klar, dass es sich hier um eine so genannte "Charme-Offensive" handelt, wie es in der Pressekonferenz so nett umschrieben wurde:
Die Qualität von Koons ist natürlich, dass er populär ist, dass er die Dinge in einer Weise darstellt, die uns alle interessiert. Vor dem Blumenstrauß, dieser großen, gewaltigen Skulptur, können Sie nicht kalt bleiben, das ist wunderbar. Wir haben dem einen Odilon Redon gegenübergehängt, und das sieht wunderbar aus - das hat eine bewegende Kraft. Aber es gibt daneben natürlich ganz viele andere Dinge: Es gibt Roxy Paine zum Beispiel, ein Künstler, der eine künstliche Blumenlandschaft konstruiert hat, mit Kunstblumen aus Holz oder aus Karton.
Und das ist dann der eigentliche Clou dieser Ausstellung: dass das Thema in der Gegenwartskunst zu den originelleren Lösungen geführt wird. Sieht man einmal von dem unvermeidlichen Andy Warhol ab mit seiner großformatigen, seriellen Blumenfabrikation, dann kann man einiges entdecken: Roxy Paines künstliches Feldstück ist eine Dürer-Paraphrase. Pipilotti Rist lässt in einem Video ihre Protagonistin mit einem hammerschweren phallischen Blütenstengel frohgemut Autoscheiben einschlagen. Wolfgang Laib setzt einen irisierenden gelben Blütenstaub-Fleck in einen weißen Kubus - und die Augen des Zuschauers beginnen zu flimmern. Und die Kolumbianerin Maria Fernanda Cardoso verweist mit ihren hängenden Gärten aus Plastik-Lilien, aus Begräbnisblumen auf die Allpräsenz der Gewalt im Land der Drogendealer.
Gerade Manet, der den Einsatzakkord für die Basler Ausstellung gibt, malte noch auf seinem Totenbett ein strahlendes, flirrendes Blumenbild - wobei der morose Bildhintergrund schon auf den nahenden Tod verweist. Und gerade dieser Doppelcharakter der Blume, das aufblühende, aber schnell welkende Leben, die Kombination aus biologischer Kraft und Vergänglichkeit, aus ihrer künstlerischen Behandlung als Sexualitäts-Symbol (zum Beispiel bei Georgia O’Keeffe) und Vanitas-Motiv (etwa bei James Ensor) hat nun die Fondation Beyeler dazu gebracht, den "Blumenmythos" in der Moderne zu untersuchen.
Dass die Blume ein zentrales Thema des 20.Jahrhunderts ist, scheint allerdings eine kühne Behauptung. Gewiß, es gibt Künstler, die sich daran wirklich abgearbeitet haben: Emil Nolde etwa, von dem Mohn-Blüten in orgiastischem Rot zu sehen sind, Monet mit einem wunderbaren Seerosenbild, Klimts Blumenwiese oder van Gogh, dessen blühenden Kastanienzweig aus der Sammlung Bührle man hier zeigt, dessen wesentliche, psychisch aufgeladene Bilder zum Thema aber die Sonnenblumen-Landschaften sind, die hier fehlen.
Es gibt dann Künstler, die in ihrem jeweiligen Bildprogramm auch mal Blumen gemalt haben, für die das aber wenig repräsentativ ist: Beckmann, Kirchner und Picasso etwa. Natürlich wird bei Beyeler ein bestimmtes kunsthistorisches Niveau nie unterschritten, man dekliniert das Thema ganz seriös durch: Max Ernsts erfundene, surreale Blüten, die zerbrechlichen Blumen des oft unterschätzten Odilon Redon, Mondrian, der vor seiner Bekehrung zur Abstraktion das Innenleben von Amaryllis-Blüten malte, abstrakte Farbphantasien von Augusto Giacometti. Im Grunde aber winkt man hier doch, sagen wir es durch die Blume, dem großen Publikum mit ein wenig Kulinarik. Das ist nicht verwerflich, weil die Fondation sich nebenbei ja den Luxus leistet, Minderheiten-Kunst wie etwa die Farbfelder von Mark Rothko zu zeigen. Aber wenn man dem großen Christoph Vitali, Direktor der Fondation Beyeler, genau zuhört, wie er etwa von dem - bisweilen zurecht als Kitschbruder verschrieenen - Jeff Koons schwärmt, dann wird klar, dass es sich hier um eine so genannte "Charme-Offensive" handelt, wie es in der Pressekonferenz so nett umschrieben wurde:
Die Qualität von Koons ist natürlich, dass er populär ist, dass er die Dinge in einer Weise darstellt, die uns alle interessiert. Vor dem Blumenstrauß, dieser großen, gewaltigen Skulptur, können Sie nicht kalt bleiben, das ist wunderbar. Wir haben dem einen Odilon Redon gegenübergehängt, und das sieht wunderbar aus - das hat eine bewegende Kraft. Aber es gibt daneben natürlich ganz viele andere Dinge: Es gibt Roxy Paine zum Beispiel, ein Künstler, der eine künstliche Blumenlandschaft konstruiert hat, mit Kunstblumen aus Holz oder aus Karton.
Und das ist dann der eigentliche Clou dieser Ausstellung: dass das Thema in der Gegenwartskunst zu den originelleren Lösungen geführt wird. Sieht man einmal von dem unvermeidlichen Andy Warhol ab mit seiner großformatigen, seriellen Blumenfabrikation, dann kann man einiges entdecken: Roxy Paines künstliches Feldstück ist eine Dürer-Paraphrase. Pipilotti Rist lässt in einem Video ihre Protagonistin mit einem hammerschweren phallischen Blütenstengel frohgemut Autoscheiben einschlagen. Wolfgang Laib setzt einen irisierenden gelben Blütenstaub-Fleck in einen weißen Kubus - und die Augen des Zuschauers beginnen zu flimmern. Und die Kolumbianerin Maria Fernanda Cardoso verweist mit ihren hängenden Gärten aus Plastik-Lilien, aus Begräbnisblumen auf die Allpräsenz der Gewalt im Land der Drogendealer.