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Blut an den Händen

Die Armee Pakistans geht in einer groß angelegten Offensive gegen die Taliban vor. Mehrere Millionen Menschen sind in Folge der Kämpfe vertrieben worden. Und viele fürchten, Opfer von Taliban-Attentaten zu werden. Daher wendet sich die Stimmung im Land gegen die vermeintlichen Gotteskrieger.

Von Sascha Zastiral | 10.07.2009
    "Plötzlich sind Schüsse gefallen. Viele Menschen wurden von den Kugeln getroffen und sind zusammengebrochen. Ich habe Angst bekommen und bin weggerannt. Da lagen hier auf der Straße schon etwa 24 Menschen."

    Ghulam Dastagir sitzt vor seiner kleinen Motorradwerkstatt im Zentrum der ostpakistanischen Stadt Lahore. Vor wenigen Tagen ist er nur knapp mit dem Leben davongekommen, als ein Selbstmordkommando der "Pakistanischen Taliban" das Polizeigebäude auf der anderen Straßenseite angegriffen hat: Die Attentäter hielten mit einem Lieferwagen vor der Zufahrt. Vier Männer sprangen heraus. Zwei von ihnen erschossen Wachleute, zwei weitere feuerten auf Passanten und auf Autofahrer. Dann, so wird später auf Aufnahmen von Überwachungskameras zu sehen sein, öffnete einer der Angreifer das Tor zum Gebäude. Der Fahrer steuerte den mit 100 Kilo Sprengstoff beladenen Wagen in das Gebäude und zündete den Sprengsatz.

    "Vier Minuten später hat es eine Explosion gegeben, danach wieder Schüsse. Die Menschen haben geschrien und sind in alle Richtungen davongerannt."

    27 Menschen starben bei dem Angriff, Hunderte wurden verletzt. Das angegriffene Polizeigebäude, eine Notrufzentrale, wurde vollkommen zerstört. Heute erinnern nur noch Trümmer daran, dass hier einmal ein zweistöckiges Gebäude gestanden hat. Bauarbeiter räumen den Schutt aus den Häusern, die ebenfalls schwer beschädigt wurden, und sie hämmern zerstörte Fenster und Türen aus den Wänden.

    Es war der dritte schwere Anschlag auf ein Ziel in Lahore in diesem Jahr: Anfang März griffen Attentäter Sri Lankas Kricketnationalmannschaft an, die in Pakistan unterwegs war.

    Vier Wochen später stürmten Bewaffnete die "Manawan-Akademie" am Stadtrand von Lahore, eine von Pakistans wichtigsten Polizeischulen. Baitullah Mehsud, der Anführer der "Pakistanischen Taliban", bekannte sich persönlich zu dem Attentat. Er erklärte, seine Kämpfer würden fortan jede Woche einen ähnlichen Anschlag verüben, wenn die Armee ihre Offensive im Nordwesten des Landes nicht einstellte.

    Und dann erfolgte der Angriff auf die Jamia-Naeemia-Koranschule in Lahore. Ihr Leiter Sarfraz Naeemi, ein landesweit bekannter und geachteter islamischer Gelehrter, wurde mitsamt seinen Besuchern in die Luft gesprengt. Naeemi hatte in der Vergangenheit mehrfach erklärt, die Taliban seien wegen ihrer brutalen Terrorakte "unislamisch".

    Dass sich die Taliban heute immer häufiger Lahore als Ziel aussuchen, hat Gründe: Lange fühlten sich die Menschen in der Hauptstadt von Pakistans bevölkerungs- und einflussreichster Provinz Punjab sicher. Die umkämpften Gebiete im Nordwesten des Landes liegen Hunderte Kilometer entfernt. Und: Lahore ist Pakistans Kulturmetropole und in vielfacher Hinsicht das Herz des Landes. Die Taliban wollen Pakistan treffen, unerwartet und schmerzhaft.

    Die Einwohner sind fassungslos. Sie können nicht verstehen, warum der Kampf, der eigentlich zwischen der pakistanischen Armee und den Militanten tobt, nun auch in ihre Stadt, nach Lahore, getragen wurde.

    "Mir ist nicht klar, was die wollen. Das ist eine Gräueltat, ein Verbrechen. Unschuldige Menschen sind hier gestorben. Die haben kein Ziel, fertig aus."

    "Diese Leute sagen, sie seien die 'Vorkämpfer des Islam'. Aber ich glaube das nicht. Was sie tun, hat nichts mit unserer Religion zu tun. Das ist ein schreckliches Verbrechen. Sie töten Unschuldige."

    Die "Pakistanischen Taliban", eine loser Verbund aus rund drei Dutzend militanten Islamistengruppen, spekulieren mit ihren immer brutaleren Anschlägen darauf, dass die Menschen auf die Straße gehen, dass es zu Tumulten kommt, dass ein Ende der Armeeoffensive gefordert wird.

    Doch sie haben sich verschätzt. Das Gegenteil ist eingetreten. Eine Mehrheit im Land scheint - vielleicht zum ersten Mal - hinter der Regierung und der Armee zu stehen. Als hätten die Menschen genug von der Gewalt der selbst ernannten "Gotteskrieger". Vor kurzem sei die Stimmung im Land noch anders gewesen, sagt Farrukh Saleem. Er leitet das renommierte "Center for Research and Strategic Studies" in der Hauptstadt Islamabad:

    "Vor drei, vier Monaten noch haben viele Menschen in Pakistan die Taliban unterstützt. Es gab da ideologische Gemeinsamkeiten zwischen dem, was die Taliban oder die Aufständischen im Sinn haben und dem, was weite Teile der pakistanischen Bevölkerung für richtig halten."

    Die Menschen in Pakistan haben eine moderate Einstellung zur Religion. Sehr viele sind Anhänger des Sufismus, der islamischen Mystik, sie lehnen jegliche Form der Gewalt ab und halten sich strikt aus der Politik heraus. Extremistische Strömungen wie die der Taliban finden in Pakistan nur wenig Unterstützung.

    Viele Pakistaner brachten dennoch lange Zeit ein gewisses Verständnis für die militanten Islamistengruppen im Nordwesten des Landes auf. Sie sahen in ihnen Glaubensbrüder, die nicht gegen Pakistan kämpften, sondern gegen einen Feind jenseits der Grenze: gegen die ausländischen Truppen im benachbarten Afghanistan, erst die Sowjets, dann die Truppen der ISAF. Die USA haben den Konflikt in die Region getragen - so lautete bis vor kurzem die beinahe einhellige Meinung - und sie müssten ihn daher auch alleine beenden.

    Bestärkt wurden die Menschen in dieser Ansicht durch Pakistans größte Oppositionspartei, die Nawaz-Muslimliga. Ihr Parteiführer, der frühere Premierminister Nawaz Sharif, hatte immer wieder erklärt, der Krieg gegen die Militanten im Nordwesten des Landes sei nicht der eigene, sei nicht Pakistans Krieg.

    Doch dann veränderte sich die Einstellung der Menschen grundlegend. Farrukh Saleem vom "Center for Research and Strategic Studies":

    "Vor etwa zwei Monaten fiel mir auf, dass es zu einem Stimmungsumschwung gekommen war. Das spiegelte sich vor allem in den Medien. Einige der populärsten Fernsehmoderatoren, die das Swat-Friedensabkommen bislang engagiert unterstützt hatten, führten auf einmal Argumente an, die sich gegen das Abkommen richteten."

    Ein Rückblick: Noch im März dieses Jahres hatte die Regierung versucht, sich mit den Militanten im Swat-Tal friedlich zu einigen. Sie ging auf deren Hauptforderung ein und kündigte an, sie werde die Scharia, das islamische Recht, im Malakand-Regierungsbezirk nordwestlich von Islamabad einführen. Das Ausland, allen voran die USA, zeigten sich entsetzt.

    Nur wenige Tage nach Unterzeichnung des Abkommens schockierte indes ein Vorfall auch die Menschen in Pakistan. Gregor Enste, Leiter des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Lahore:

    "Kurz nach Unterzeichnung dieses Peace-Deals, Einführung der Scharia im Malakand-Regierungsbezirk, hat es am 3. April ein Video gegeben, wo ein junges Mädchen öffentlich ausgepeitscht wurde. Dieses Video ist am Freitag, den 3. April, von morgens bis abends gesendet worden. Die Bevölkerung war fassungslos."

    Das etwa zweiminütige Video zeigt, wie zwei Taliban-Kämpfer ein Mädchen vor den Umstehenden auf den Boden drücken. Ein Dritter schlägt wieder und wieder mit einem Stock auf die junge Frau ein. Ihr Vergehen: Sie soll mit einem Mann auf der Straße angetroffen worden sein, mit dem sie nicht verwandt war.

    Zur selben Zeit erklärte der Islamistenführer Sufi Mohammad, der das Abkommen mit der Regierung für die Taliban ausgehandelt hatte, er lehne die pakistanische Verfassung ab. Islam und Demokratie seien nicht vereinbar. Das war ein Schlag ins Gesicht all derer, die bis dahin ein Ende aller Militäreinsätze gegen die Militanten gefordert hatten.

    Kurz darauf drangen Taliban-Verbände, offenbar bestärkt durch das Scharia-Abkommen, aus dem Swat-Tal in die südlich gelegene Region Buner ein. Pakistans Elite war nun endgültig wachgerüttelt: Alle großen Parteien stellten sich hinter die Regierung. Die Armee marschierte Ende April in Buner und in das Swat-Tal ein, um gegen die Taliban zu kämpfen.

    Die aber hatten in der Region nur deshalb Fuß fassen können, weil der pakistanische Staat dort in der Vergangenheit mehrfach versagt hatte. Der Militäranalyst Talat Masood:

    "Die Militanz in Swat war im Wesentlichen das Ergebnis einer sehr schlechten Regierungsführung. Swat war bis 1969 ein unabhängiger Fürstenstaat, und wurde damals auch einigermaßen vernünftig regiert. Als Pakistans Regierung dann die Führung übernahm, hat sie leider nicht erkannt, dass sie keine gute Arbeit leistete. Ich denke, das hat zur Entstehung der Taliban geführt. Die jahrelangen Militärherrschaften hatten die zivilen Institutionen empfindlich geschwächt."

    Vor allem die USA, Pakistans Hauptgeldgeber, kritisierten Islamabad bis vor kurzem heftig. Islamabad habe jahrelang milliardenschwere Rüstungshilfen entgegengenommen, hieß es, sei jedoch nie entschieden gegen die Taliban vorgegangen.

    Der Analyst Talat Masood, selbst ein ehemaliger Offizier der pakistanischen Armee, über die Gründe der bisherigen Zurückhaltung:

    "In der Vergangenheit hat die Armee gezögert, massiv gegen die Militanten vorzugehen. Denn die militärische Führung war sich dessen bewusst, dass viele Menschen vertrieben würden, dass Zivilisten ums Leben kommen könnten, ja, dass es blutig und chaotisch werden könnte. Hätte also die Führung zu einem früheren Zeitpunkt die Offensive angeordnet und die Menschen hätten nicht hinter der Operation gestanden, dann wäre das auf das Land und die Armee selbst zurückgefallen. Heute hingegen war sich die Armee dessen bewusst, dass die Menschen eine militärische Aktion gegen die Militanten unterstützen."

    Doch die Sachlage ist komplexer. Denn der pakistanische Staat hatte über einen langen Zeitraum - zum Teil heimlich, zum Teil ganz offen - militante Islamistengruppen an der Grenze zu Afghanistan und im pakistanischen Teil von Kaschmir unterstützt und aufgebaut. Die Armeegeneräle, die Pakistan die meiste Zeit seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1947 regierten, sahen die Extremisten als nützliche Helfer und bedienten sich ihrer gern. Die "Dschihadis" sollten Pakistans Interessen in der Region durchsetzen: Pakistans Oberhoheit über Afghanistan und den Anschluss des indischen Teils von Kaschmir an Pakistan.

    Doch die Armeegeneräle spielten mit dem Feuer. Die Taliban operieren heute gegen den Staat Pakistan selbst. Farrukh Saleem vom "Center for Research and Strategic Studies":

    "Die nationale Verteidigungsstrategie baute lange auf dem Einsatz nichtstaatlicher Akteure auf, an der westlichen sowie an der östlichen Grenze des Landes. Die Dschihadis dienten dem Staat, ihrem Auftraggeber, als Agenten. Das ist nur natürlich, und findet sich immer wieder in der Geschichte: Dann nämlich, wenn ein Staat einen Feind hat, dessen Streitkräfte überwältigend stärker sind als die eigenen. Dann gibt es die Tendenz, unkonventionelle Instrumente der Außenpolitik einzusetzen. Und so hat auch Pakistan diese nichtstaatlichen Akteure unterstützt und die Beziehungen zu ihnen aufrecht erhalten. Meistens haben diese Agenten dann auch getan, was ihnen gesagt wurde. Das Verhältnis zwischen beiden Seiten war intakt. Über die Jahre haben jedoch einige dieser Dschihadi-Gruppen damit begonnen, eigene Operationen durchzuführen, die nicht im Interesse des Staates lagen. Daher gibt es heute in einigen Fällen zwischen Auftraggebern und Agenten kein Geschäftsverhältnis mehr."

    Medienberichte verweisen darauf, dass sich die Armee nun auch in Süd-Waziristan, dem Hauptrückzugsgebiet von Taliban und El Kaida im Pakistan, in Stellung bringt. Das bedeutet, dass vermutlich schon bald Abertausende Flüchtlinge mehr aus dem Nordwesten in das Landesinnere strömen werden. Dabei sind bereits heute Millionen Menschen vor den Kämpfen zwischen der Armee und den Taliban geflohen, Hunderttausende leben in Lagern.

    Eines der Lager, in das die Menschen flüchten, ist das Camp Yar Hussain in Swabi, rund 100 Kilometer westlich von Islamabad. Wohin man schaut, Zelte, sie ziehen sich bis zum Horizont. Die Mittagshitze drückt erbarmungslos auf die Menschen in der staubigen Ebene.

    In der Mitte des Lagers haben Regierungsbeamte eine Registrierstelle für Neuankömmlinge eingerichtet. Eine Frau steht daneben und telefoniert mit Verwandten im Kampfgebiet. "Ich weiß, dass es hier unerträglich ist", sagt sie, "aber kommt trotzdem hierher. Hier seid ihr in Sicherheit. Da, wo ihr seid, ist es zu gefährlich."

    Unter einem provisorisch aus Bastmatten errichteten Vordach sitzen rund hundert Frauen auf dem Boden. Regierungsbeamte stellen Personalausweise aus, ohne die es keinen Zugang zu Hilfsgütern gibt. Für einige der Frauen gibt es keinen Platz im Schatten, manch eine wiegt ein schreiendes Kleinkind in den Armen.

    Vor der Essensausgabe steht eine Gruppe Männer und diskutiert aufgeregt. Sie sind um die 50 Jahre alt und tragen Salwar Kameez, die traditionellen Langhemden. Einer der Männer erklärt, warum die Menschen in Swat die Taliban zunächst unterstützt haben:

    "Als die Taliban in unsere Region und unsere Dörfer kamen, haben sie alle Leute in die Moscheen eingeladen. Dort haben sie dann über wirklich gute Dinge gesprochen. Jeder hat gedacht, das wären großartige Leute. Aber nach und nach haben sich die Taliban dann auf unsere jungen Männer konzentriert. Sie haben sie von ihrer Sache überzeugt und sie als Kämpfer rekrutiert. Danach sind sie in die Krankenhäuser gegangen, angeblich, um dort nach dem Rechten zu sehen. Doch sie haben die Krankenhäuser bestohlen. Sie haben Speiseöl und andere Dinge mitgenommen, auch Regierungsbüros und Schulen haben sie immer wieder bestohlen. Da haben wir begriffen, dass die Taliban nicht die waren, für die wir sie gehalten hatten. Die Taliban sind auch zu denen gegangen, die Dienstfahrzeuge der Regierung hatten, und haben ihnen die Schlüssel abgenommen. Wenn sie nicht einverstanden waren, haben die Taliban sie einfach erschossen."

    "Uns war klar," erzählen die Männer weiter, "dass die Regierung irgendwann eingreifen würde." Der Krieg sei dennoch völlig überraschend über sie hereingebrochen:

    "Die Flugzeuge kamen aus dem Himmel und haben uns bombardiert. Auch Unschuldige sind dabei umgekommen, viele Frauen und Kinder, alle."

    Dennoch, sagen die Männer, unterstützten die meisten Menschen im Camp die Regierung. Sie machten die Taliban als die Schuldigen aus.

    "Wir sympathisieren mit der Regierung. Denn wir wollen, dass diese schmutzigen Leute von unserem Land vertrieben werden."

    "Diese Taliban - wären die nicht auf unser Land gekommen, dann müssten wir jetzt nicht in Flüchtlingslagern hausen."

    "Die Militanten sind gekommen und haben unsere Kinder vor unseren Augen weggeführt. Sie haben ihnen Sprengstoffwesten gegeben und erzählt, sie würden direkt ins Paradies kommen, wenn sie für sie kämpfen und sterben."

    "Wir wollen, dass der Name Taliban komplett ausgelöscht wird. Wir möchten, dass nirgendwo mehr ihre Spuren zu sehen sind in allen unseren Gebieten."

    Neben der Verteilstelle in der Mitte des Camps drängen sich plötzlich Hunderte von Männern. Eine Hilfsorganisation hat Matratzen und Decken geliefert. Die Flüchtlinge müssen sich anstellen, um eine Bewilligung durch einen Regierungsbeamten zu bekommen. Als das Gedränge immer größer wird, heben die Polizisten ihre Knüppel und prügeln auf die Männer ein.

    Die Polizisten müssten so harsch vorgehen, sagt ein Beobachter. Ansonsten könnte es zu Streit kommen, und jemand könnte getötet werden. Dann gäbe es eine Blutfehde im Lager; die Angehörigen des Getöteten würden sich Waffen besorgen und Jagd auf die Familie des Mörders machen. Viele Menschen könnten sterben.

    Die Lage der Flüchtlinge hat sich bereits heute dramatisch zugespitzt. Dabei kann Pakistan den Krieg gegen die Taliban nur dann gewinnen, wenn auch diese Menschen, die Flüchtlinge aus dem Nordwesten des Landes, hinter der Regierung und der Armee stehen.

    Militäranalyst Talat Masood erklärt, worauf es jetzt ankommt:

    "Die Menschen, die jetzt geflüchtet sind, müssen wieder nach Hause zurückkehren können. Das ist das Wichtigste, wenn Pakistan diesen Krieg gewinnen möchte. Und die Armee muss dort dann so lange für Sicherheit sorgen, bis die zivile Verwaltung ihre Arbeit wieder aufgenommen hat und dort in einer Weise funktioniert, dass die Menschen in der Region zufrieden sind und man ihren Bedürfnissen gerecht wird. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall."

    Doch die Offensive der Armee hat gerade erst begonnen. Beobachter gehen davon aus, dass es noch Monate - wenn nicht Jahre - dauern könnte, bis alle Talibanmilizen besiegt sind oder ihre Waffen niederlegen.

    Sollte sich in dieser Zeit die Lage der Flüchtlinge weiter verschlechtern, dann könnte die Stimmung im Land erneut kippen. Diesmal zugunsten der Taliban. Farrukh Saleem vom "Center for Research and Strategic Studies":

    "Die Zeit wird knapp. Unter diesen drei Millionen Menschen könnten die Taliban neue Anhänger rekrutieren. Daher liegt es in der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft, zu verhindern, dass das geschieht. Die öffentliche Meinung könnte sich auch wieder gegen die Regierung richten."