Für Tierärzte und Viehhalter ist es kein schöner Anblick, die Kälber verbluten zu sehen. Noch schlimmer ist es, dass sie den Tieren nicht helfen können, sagt Dr. Sarah Höhn. Sie ist Tierärztin in Aichach bei Augsburg:
"Wir haben am Anfang versucht, weil wir gedacht haben, es ist Rattengiftaufnahme oder die Bluterkrankheit, Bluttransfusionen zu machen, aber die meisten Kälber haben es nicht geschafft. Die werden im Laufe der Zeit schlechter, schwächer und sterben dann."
Die Tiere verbluten, weil ihr Knochenmark nicht mehr genug Blutplättchen und weiße Blutkörperchen herstellt. Die sind wichtig für die Blutgerinnung. Diese verheerende Veränderung im Knochenmark hängt offenbar mit dem sogenannten Kolostrum zusammen, also mit der Erstmilch der Kälbermütter. Professor Klaus Doll von der Klinik für Wiederkäuer an der Universität Gießen:
"Das heißt, dass die Kälber über das Kolostrum Antikörper aufnehmen, die von der Mutter gebildet werden. Diese Antikörper gelangen in das Blut der Kälber, heften sich da an die betreffenden Blutzellen, führen zu deren Zerstörung und sie gelangen auch ins Knochenmark und führen zu entsprechenden Knochenmarksveränderungen."
Tierärzten ist schon vor einigen Monaten aufgefallen, dass immer nur Kälber von ganz bestimmten Müttern erkranken. Und zwar von solchen, die gegen die Infektionskrankheit BVD geimpft wurden, also gegen die Bovine Virusdiarrhöe. Sarah Höhn:
"Wir haben einen Impfstoff gegen BVD, der keine Reaktionen hervorgerufen hat. Und haben dann aber ein Jahr lang den Impfstoff genommen, der ein bisschen in der Diskussion steht. Und genau bei den Betrieben, wo wir den Impfstoff genommen haben, sind auch die Kälber aufgetreten."
In Deutschland sind mehrere BVD-Impfpräparate auf dem Markt. Eines davon ist der Impfstoff "PregSure BVD". Das Präparat des Pharmaherstellers Pfizer enthält ein neuartiges Zusatzmittel, das die Immunabwehr der Kühe stark ankurbelt. Nun steht der Impfstoff im Verdacht, gefährliche Antikörper bei den Müttern hervorzurufen. Klaus Doll:
"Das besagt noch nicht, dass hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein kausaler Zusammenhang besteht, denn diese Impfung wird sehr häufig praktiziert und der Impfstoff wird sehr häufig eingesetzt, aber auffallend ist es schon und das muss in Zukunft abgeklärt werden."
Beim Pharmahersteller Pfizer ist man hellhörig geworden. Unternehmenssprecher Martin Fensch schreibt:
Zwar gibt es bislang keinen belegbaren Beweis für einen direkten kausalen Zusammenhang, doch es gibt Grund zur Annahme, dass die Impfung der Muttertiere ein Co-Faktor für den Ausbruch des Syndroms bei den Kälbern sein könnte.
Es könnte also sein, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit die Kälber krank werden. Der Experte für Wiederkäuer-Krankheiten Klaus Doll:
"Denkbar wäre, aber das ist bislang Spekulation, dass in einer Vakzine ein Antigen ist, gegen das die betroffenen Mütter Antikörper bilden, die aber nur gegen die Blutzellen bestimmter Kälber wirkt, die über einen bestimmten Bluttyp verfügen, vergleichbar vielleicht mit den Blutgruppen beim Menschen, so dass das dann nur einzelne Tiere betrifft."
Doll will jetzt Versuche mit dem Impfstoff durchführen. Sollte das Präparat tatsächlich ein Mitverursacher für die Kälberkrankheit sein, wäre das eine Erklärung dafür, warum in Österreich und der Schweiz bislang keine "blutschwitzenden" Tiere aufgetaucht sind. Dort impft man die Tiere nicht gegen BVD. Dr. Johann Dammoser vom Österreichischen Bundesministerium für Gesundheit:
"Wenn BVD-Virus festgestellt wird, ist die Ausmerzung dieser Tiere innerhalb 14 Tagen vorgeschrieben. Da werden diese Tiere aus den Betrieben genommen und einer Schlachtung zugeführt."
In Deutschland werden die Landwirte wohl weiterhin impfen. Es besteht zwar keine Impfpflicht, doch für die Bauern ist es kostengünstiger zu impfen, als kranke Tiere zu töten. Ab 2011 könnten sie dazu allerdings gezwungen werden. Dann tritt nämlich eine neue Verordnung in Kraft, die vorsieht, dass alle Rinder, die weiterverkauft werden, auf BVD untersucht werden müssen. Sind die Tiere krank, müssen sie geschlachtet werden.
"Wir haben am Anfang versucht, weil wir gedacht haben, es ist Rattengiftaufnahme oder die Bluterkrankheit, Bluttransfusionen zu machen, aber die meisten Kälber haben es nicht geschafft. Die werden im Laufe der Zeit schlechter, schwächer und sterben dann."
Die Tiere verbluten, weil ihr Knochenmark nicht mehr genug Blutplättchen und weiße Blutkörperchen herstellt. Die sind wichtig für die Blutgerinnung. Diese verheerende Veränderung im Knochenmark hängt offenbar mit dem sogenannten Kolostrum zusammen, also mit der Erstmilch der Kälbermütter. Professor Klaus Doll von der Klinik für Wiederkäuer an der Universität Gießen:
"Das heißt, dass die Kälber über das Kolostrum Antikörper aufnehmen, die von der Mutter gebildet werden. Diese Antikörper gelangen in das Blut der Kälber, heften sich da an die betreffenden Blutzellen, führen zu deren Zerstörung und sie gelangen auch ins Knochenmark und führen zu entsprechenden Knochenmarksveränderungen."
Tierärzten ist schon vor einigen Monaten aufgefallen, dass immer nur Kälber von ganz bestimmten Müttern erkranken. Und zwar von solchen, die gegen die Infektionskrankheit BVD geimpft wurden, also gegen die Bovine Virusdiarrhöe. Sarah Höhn:
"Wir haben einen Impfstoff gegen BVD, der keine Reaktionen hervorgerufen hat. Und haben dann aber ein Jahr lang den Impfstoff genommen, der ein bisschen in der Diskussion steht. Und genau bei den Betrieben, wo wir den Impfstoff genommen haben, sind auch die Kälber aufgetreten."
In Deutschland sind mehrere BVD-Impfpräparate auf dem Markt. Eines davon ist der Impfstoff "PregSure BVD". Das Präparat des Pharmaherstellers Pfizer enthält ein neuartiges Zusatzmittel, das die Immunabwehr der Kühe stark ankurbelt. Nun steht der Impfstoff im Verdacht, gefährliche Antikörper bei den Müttern hervorzurufen. Klaus Doll:
"Das besagt noch nicht, dass hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein kausaler Zusammenhang besteht, denn diese Impfung wird sehr häufig praktiziert und der Impfstoff wird sehr häufig eingesetzt, aber auffallend ist es schon und das muss in Zukunft abgeklärt werden."
Beim Pharmahersteller Pfizer ist man hellhörig geworden. Unternehmenssprecher Martin Fensch schreibt:
Zwar gibt es bislang keinen belegbaren Beweis für einen direkten kausalen Zusammenhang, doch es gibt Grund zur Annahme, dass die Impfung der Muttertiere ein Co-Faktor für den Ausbruch des Syndroms bei den Kälbern sein könnte.
Es könnte also sein, dass mehrere Faktoren zusammenkommen müssen, damit die Kälber krank werden. Der Experte für Wiederkäuer-Krankheiten Klaus Doll:
"Denkbar wäre, aber das ist bislang Spekulation, dass in einer Vakzine ein Antigen ist, gegen das die betroffenen Mütter Antikörper bilden, die aber nur gegen die Blutzellen bestimmter Kälber wirkt, die über einen bestimmten Bluttyp verfügen, vergleichbar vielleicht mit den Blutgruppen beim Menschen, so dass das dann nur einzelne Tiere betrifft."
Doll will jetzt Versuche mit dem Impfstoff durchführen. Sollte das Präparat tatsächlich ein Mitverursacher für die Kälberkrankheit sein, wäre das eine Erklärung dafür, warum in Österreich und der Schweiz bislang keine "blutschwitzenden" Tiere aufgetaucht sind. Dort impft man die Tiere nicht gegen BVD. Dr. Johann Dammoser vom Österreichischen Bundesministerium für Gesundheit:
"Wenn BVD-Virus festgestellt wird, ist die Ausmerzung dieser Tiere innerhalb 14 Tagen vorgeschrieben. Da werden diese Tiere aus den Betrieben genommen und einer Schlachtung zugeführt."
In Deutschland werden die Landwirte wohl weiterhin impfen. Es besteht zwar keine Impfpflicht, doch für die Bauern ist es kostengünstiger zu impfen, als kranke Tiere zu töten. Ab 2011 könnten sie dazu allerdings gezwungen werden. Dann tritt nämlich eine neue Verordnung in Kraft, die vorsieht, dass alle Rinder, die weiterverkauft werden, auf BVD untersucht werden müssen. Sind die Tiere krank, müssen sie geschlachtet werden.