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Blutstropfenkontrolle
Revolution im Anti-Dopingkampf

Die Dopingjäger klagen immer über zu geringe finanzielle Ausstattung. Jetzt könnte mit einer besseren Verteilung der Mittel preiswerter und häufiger getestet werden. Blutstropfenanalyse, im klinischen Bereich auch Point-of-care-Test genannt, liefert zuverlässige und gerichtsfeste Ergebnisse.

Von Heinz Peter Kreuzer | 15.01.2015
    Teststreifen für Dopingtest per Blutstropfenanalyse.
    Teststreifen für Dopingtest per Blutstropfenanalyse. (Mario Thevis)
    Ein kleiner Piks in den Finger oder das Ohrläppchen, ein paar Tropfen Blut auf ein scheckkartengroßes Stück Zellstoff, fertig ist die Dopingprobe. Seit Jahrzehnten wird dieses Verfahren schon bei Kleinkindern angewendet, auch für Diabetiker gehört das Prozedere zum Alltag. In der Vergangenheit reichte das so gewonnene Blut für Dopinganalysen nicht aus. Bei der modernen Technik reichen Minimalmengen, sagt Professor Mario Thevis vom Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung:
    „Das bedeutet, dass wir die Mengen, die Volumina, die früher erforderlich waren, jetzt nicht mehr benötigen und tatsächlich aus sehr kleinen Mengen die Informationen gewinnen können, die für uns relevant sind."
    Mit der Blutstropfenanalyse können die meisten Dopingsubstanzen nachgewiesen werden. Pilotprojekte in den USA und der Schweiz zeigen schon gute Ergebnisse.
    „Beispielsweise hat sich herausgestellt, dass einer der indirekten Wachstumshormon–Nachweisparameter, das IGF1, aus einem Blutstropfen quantitativ bestimmt werden kann. Das heißt, einer der Parameter, die normalerweise aus einer sehr teuren Serumprobe analysiert und gewonnen werden müssen, können tatsächlich aus einem Blutstropfen nachgewiesen werden."
    Die Ergebnisse reichen aber noch nicht aus, um ein Steroidprofil oder den Biologischen Pass zu erstellen. Auch der Nachweis von EPO ist mit dieser Methode nicht möglich. Ein intelligenter Mix der drei Möglichkeiten könne jedoch die Kontrolldichte und damit die Abschreckung deutlich erhöhen, sagt Thevis.
    „Sowohl die Probennahme, der Probenversand und die Probenlagerung sind deutlich kostengünstiger anzusehen als dass gegenwärtig Vollblutproben oder vollständige Urinproben leisten können."
    Dazu kommt: Die Kühlung der Proben entfällt, mehr Kontrollen in abgelegenen Gegenden wie beispielsweise auf dem afrikanischen Kontinent sind dann möglich. Auch für die Sportler hätte es Vorteile. Schließlich ist ein Piks mit einer Lanzette angenehmer als eine Blutabnahme oder unter Aufsicht mit heruntergelassener Hose in einen Becher pinkeln.