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BMW setzt auf die kommenden Märkte

Noch wird im Euroraum fast jeder zweite BMW verkauft. Doch das größte Umsatzwachstum erwirtschaftet der Münchener Autobauer längst in China und Russland. Das gab BMW-Vorstandschef Norbert Reithofer auf einer Telefonkonferenz zur Halbjahresbilanz des Konzerns bekannt.

Von Gabriel Wirth |
    Den Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum hält man bei BMW fast schon für unfair. Denn im zweiten Quartal des Vorjahres gab es bei dem Autohersteller einen außerordentlich hohen Gewinn aufgrund eines Sondereffektes, wie der Finanzvorstand Friedrich Eichiner auf einer Telefonkonferenz erklärt:

    "Ich denke, man muss schon ein bisschen hinter die Zahlen sehen. Wir hatten einen erheblichen Einmaleffekt im ersten Halbjahr von insgesamt 524 Millionen Euro. Da ging es um Restwertrückstellungen, die wir in der Krise gebildet hatten, die wir auflösen mussten. Ich meine, das hat natürlich nichts mit operativer Performance zu tun. Wenn wir eine faire Vergleichsbasis wählen, das heißt die operative Leistung des Unternehmens beurteilen und die Einmaleffekte eben rausnehmen, dann liegt das Konzernergebnis über Vorjahr."

    Vorstandschef Norbert Reithofer sprach gar von einem erfolgreichen Quartal, trotz des Gewinnrückgangs. Das Spitzenmanagement rechnet deshalb auch weiter damit, dass in diesem Jahr ein Rekordergebnis erreicht wird, das über dem des Vorjahres liegen soll. Reithofer begründet die Zuversicht unter anderem mit neuen Modellen, die ab der zweiten Jahreshälfte angeboten werden, wie zum Beispiel der neue 3er Kombi in Deutschland und der X1 in den USA, der dort ab September die Absatzzahlen weiter ankurbeln soll:

    "Wir erwarten im Jahr 2012 eine Fortsetzung des Wachstumstrends in den 'emerging markets', wie zum Beispiel in China und Russland. Wir gehen davon aus, dass die BMW Group 2012 in China weiterhin schneller als der Markt wachsen wird und wir gehen auch weiterhin davon aus, dass die Nachfrage in Asien und Amerika steigt - zwar inzwischen nicht mehr ganz so rasant, aber immer noch kräftig."

    Die meisten Gedanken machen sich Reithofer und seine Vorstandskollegen offensichtlich um die Eurozone. Der Automobilmarkt dort leidet unter der Staatsschulden- und Eurokrise und das sorgt unter anderem für Preisdruck. Während der Pressekonferenz forderte Reithofer deshalb die Staatengemeinschaft zu einem entschlossenen Handeln auf. Den Euroraum bezeichnete er als Binnenmarkt für BMW. Schließlich wird dort fast jedes zweite Auto der Münchener verkauft. Zu einem gemeinsamen Europa mit einem einheitlichen Währungsraum gibt es aus Sicht des BMW-Chefs keine Alternative, allerdings hält er auch nichts von einer Rettung um jeden Preis:

    "Die Rettung des Euros darf natürlich nicht zulasten der industriellen Wettbewerbsfähigkeit erfolgen. Geldwertstabilität sollte das oberste Ziel der Geldpolitik bleiben."

    Selbst wenn sich die Krise verschärfen sollte, denkt der Vorstand aber noch nicht über Kurzarbeit nach.