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Börsenaufstieg von Knorr-Bremse
Tarifbindung für Börsenzugehörigkeit kein Thema

Das Unternehmen Knorr-Bremse steht vor dem Aufstieg in die zweite Börsenliga M-Dax. Die Gewerkschaften üben Kritik, weil der Bremsenspezialist sich nicht an Tarife bindet. Für Investoren spiele das keine Rolle, sagt Stefan Riße von der Fondsgesellschaft und Vermögensverwaltung Acatis im Dlf.

Stefan Riße im Gespräch mit Börsenreporter Konrad Busen |
Börsengang von Knorr-Bremse in Frankfurt am Main: Vorstandschef Klaus Deller hält das von vorne betrachtet linke Horn des Bullen, der Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele das rechte - neben ihm seine Tochter.
Börsengang von Knorr-Bremse in Frankfurt am Main: Vorstandschef Klaus Deller hält das von vorne betrachtet linke Horn des Bullen, der Mehrheitsaktionär Heinz Hermann Thiele das rechte - neben ihm seine Tochter. (Deutschlandradio / Brigitte Scholtes)
Das Münchner Unternehmen Knorr-Bremse beschäftigt weltweit 28.000 Mitarbeiter in 30 Ländern. Diese sind nicht gewerkschaftlich organisiert, es gibt keine Tarifbindung. Eine gewerkschaftliche Bindung sei kein Kriterium dafür, dass man als Anleger in ein Unternehmen investiere, argumentiert Vermögensverwalter Stefan Riße.
Zwar spiele es schon eine Rolle für Anleger, die auf die sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Government) achten, ob ein Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung Standards einhalte. Aber das sei nicht zwangsläufig damit verbunden, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens gewerkschaftlich organisiert seien und das Unternehmen tarifgebunden sei. Es gäbe schließlich auch Unternehmen ohne Betriebsräte und gewerkschaftliche Bindung, die sozial mit ihren Mitarbeitern umgingen.
Längere Arbeitszeit als Wettbewerbsvorteil
Es müsse bei der Globalisierung generell in allen Bereichen, und dabei auch bei der Tarifbindung internationaler gedacht werden. In einem "Kampf zwischen America first und chinesischem Staatskapitalismus" gelte es in allen Bereichen zu schauen, ob das noch passe, wenn Unternehmen nicht die Wettbewerbsfähigkeit verlieren wollten. Momentan seien die Gewerkschaftler "eher die Leute von gestern, die Besitzstandswahrung betreiben und nicht zu sehr Zukunftssicherung des Unternehmens", so Stefan Risse. Dadurch, dass die Mitarbeiter bei Knorr-Bremse 42 Stunden in der Woche arbeiten hätte das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil. Dieser würde möglicherweise von den Mitarbeitern auch geschätzt, weil das ihre Arbeitsplätze sichere.
Der schnelle Aufstieg in den M-Dax, nachdem das Münchner Unternehmen erst im Oktober an die Börse gegangen ist, richte sich nach der Marktkapitalisierung, dem Handelsvolumen und Branchenzugehörigkeit. Tarifbindung sei kein Kriterium.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.