
Sollte die Fusion der Deutschen mit der Londoner Börse gelingen, dann können sich die Aktionäre offenbar auf höhere Ausschüttungen freuen. Das deutete der Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, in einem Interview mit dem "Tagesspiegel" an: Das neue Unternehmen werde hochprofitabel sein und könnte dann auch den Aktionären entgegenkommen, sagte er.
Die hatten im vergangenen Jahr eine Dividende von 2,25 Euro je Aktie erhalten. Wirklich beeindruckt scheinen sie aber von dieser Aussage nicht zu sein, zumindest ließ sich das heute Morgen nicht am Kurs ablesen. Michael Cloth, Analyst der Commerzbank:
"Die Deutsche Börse hat ja klar gelegt, dass sie im Rahmen einer Fusion auch deutliche Synergien erwartet, vor allen Dingen auf der Kostenseite. Das ist auch quantifiziert worden, dass man rund 20 Prozent der gemeinsamen Kostenbasis dort einsparen will über den Zeitablauf, und damit ist auch zu erwarten, dass die Gewinne sich auch entsprechend entwickeln werden."
Auf der Suche nach einem starken europäischen Player
Wenn aber Gewinne steigen wegen Kostensynergien, dann dürften die knapp 5.300 Arbeitnehmer der Deutschen Börse aufhorchen. Kengeter sagte zwar im "Tagesspiegel", man habe nicht vor, "irgendwo das Licht ausmachen". Die größten Kosten lägen im IT-Bereich, dort würden Synergien geschaffen.

Gregor Pottmeyer, Finanzvorstand der Deutschen Börse, hatte dem Magazin "Euro am Sonntag" versichert, Ziel sei, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen. Eine Fusion sei auch wichtig, um den amerikanischen und asiatischen Wettbewerbern etwas entgegenzusetzen, heißt es von beiden Börsen. Das sei unbestreitbar, sagt auch Hubertus Väth, Geschäftsführer des Finanzplatz-Vereins Frankfurt Main Finance:
"Man muss schon aufpassen, dass wir da nicht in Europa insgesamt ins Hintertreffen geraten. Noch haben wir sowohl mit der Deutschen Börse als auch mit der London Stock Exchange international renommierte Unternehmen. Es ist also durchaus nachvollziehbar, wenn man sagt, man braucht einen starken europäischen Player. Daran muss uns allen gelegen sein."
Amerikanischer Konkurrent könnte Preis in die Höhe treiben
Der amerikanische Konkurrent ICE aber erwägt offenbar ebenfalls ein Angebot für die Londoner Börse. Und das sei ein großes Risiko für die Fusion, meint Analyst Cloth von der Commerzbank:
"Die Gefahr besteht durchaus, dass es aus Nordamerika ein Gegenangebot geben wird und die Deutsche Börse sich dann in einem weiteren Szenario in einem Übernahmekampf um die London Stock Exchange befinden könnte."
Das wiederum würde den Preis in die Höhe treiben. Weitere Risiken aber sind ein möglicher Austritt der Briten aus der Europäischen Union. Eine gemeinsame Börse könne zwischen den verschiedenen Räumen vermitteln, lautet Börsenchef Kengeters Antwort auf diese Sorge. Skeptisch sieht man in Frankfurt auch die Entscheidung, den Sitz der gemeinsamen Holding in London anzusiedeln. Das sei bedauerlich, meint Hubertus Väth von Frankfurt Main Finance. Von größerer Bedeutung aber sei das operative Geschäft:

"Dieses operative Herz, das ist wichtig für Frankfurt, und das ist auch wichtig, dass das hier bleibt. Denn von dem geht eine Menge Strahlkraft aus und natürlich hat die Börse hier am Finanzplatz eine ganz hervorgehobene Stellung."