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Börsenplanspiel zur Landtagswahl in Niedersachsen

Studenten der Uni Oldenburg haben ein Börsenplanspiel zur Landtagswahl entwickelt. Virtuell Aktien kaufen und verkaufen, je nachdem, wie man glaubt, dass die Parteien abschneiden werden und so die persönliche Prognose abgeben. Darum geht es bei stockvote.de.

Von Beate Hinkel | 15.01.2013
    "Geh einfach über stockvote.de zur Seite des eigentlichen Prognosemarktes. Klicke auf den Startknopf "Auf zum Experiment". Hier kannst du dich in den virteullen Aktienmarkt einloggen, in dem du dann handeln kannst."

    Gleich zu Beginn bekommen die Spieler kostenlos 1000 Stockvote-Dollar zur Verfügung gestellt. Eine Marktübersicht zeigt das derzeit beste Kaufs- und Verkaufsangebot, und schon bin ich mitten drin, erklärt Markus Tepe. Er ist Juniorprofessor für politische Ökonomie und begleitet das Projekt seiner Studenten.

    "Angenommen, Sie sehen, dass ein Marktteilnehmer Aktien der FDP verkaufen möchte, sagen wir 100 Papiere, mit einem Kurswert von fünf Cent, das repräsentiert, fünf Prozent, Sie aber der Ansicht sind, na, die FDP wird wesentlich besser abschneiden, also acht Prozentpunkte. Holen die mindestens, dann werden Sie natürlich dieses Angebot wahrnehmen und kaufen. Weil Sie erwarten, dass sie damit einen großen Gewinn einfahren."

    Aktien kaufen und verkaufen, je nachdem, wie man glaubt, dass die Parteien bei der Wahl abschneiden werden. Darum geht es bei dem Spiel. Jeder Teilnehmer kann so seine persönliche Prognose abgeben. Vorausgesetzt er arbeitet oder studiert an der Uni und besitzt eine entsprechende Internetadresse. Denn nur so behalten die beiden Spielleiter und Studenten Cornelius Heller und René Grollmann die Übersicht. Im Rahmen einer Veranstaltung über verschiedene Forschungsmethoden sind sie auf das Börsenspiel gestoßen.

    Das hatte im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 1988 in Iowa ein punktgenaues Wahlergebnis vorhergesagt. Damit war die erspielte Prognose präziser als die herkömmlichen Wahlumfragen.

    Die beiden Oldenburger Studenten interessieren zwei Dinge. René Grollmann:

    "Auf der einen Seite natürlich ne möglichst präzise Prognose abliefern und auf der anderen Seite auch herausfinden, was für Leute spielen da eigentlich? Was passiert in den Köpfen der Leute, dass die so und so sich auf dem Markt verhalten."

    Denn gespielt werden soll nicht nach der eigenen Parteipräferenz, sondern nach dem angenommenen tatsächlichen Wahlergebnis. Wie informieren sich die Teilnehmer? Lassen sie sich von den Prognosen der Meinungsforschungsinstitute beeinflussen? Das soll ein Fragebogen klären, den jeder Spieler am Ende seiner Aktion ausfüllen muss.

    Doch was hält Richard Hilmer vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap aus Berlin von solchen Vorhersagen?

    "Das ist sozialwissenschaftlich ein interessantes Experiment. Eine Konkurrenz stellen sie sicherlich nicht dar, denn die Fehlerwahrscheinlichkeit ist doch deutlich höher. Unsere Prognosen, vor allem die am Wahlabend, sind um Längen besser. Wenn die Wahlbörsen auch ab und zu mal ganz gut abschneiden, die Grundlage liefern dann doch immer wieder die Umfragen. Gäbe es die Umfragen nicht, gäbe es sicher auch deutlich unsicherere Wahlbörsen. "

    Rund 70 Börsianer haben sich seit dem Spielstart am 1. November bei stockvote.de angemeldet. Ihrer Meinung nach wird die CDU am kommenden Sonntag knapp 37 Prozent erhalten, die SPD rund 31, die Grünen liegen bei gut 13 Prozent. Die FDP käme mit 4,9 Prozent nicht in den Landtag.

    Im Gegensatz zu Infratest dimap: Ihren Umfragen zufolge würde die FDP den Einzug in den Landtag mit fünf Prozent schaffen. Die beiden großen Parteien bekämen laut Infratest rund drei Prozent mehr Stimmen. Bei den Grünen sind sich beide Vorhersagen mit 13 Prozent einig.

    Bis zum 19. Januar 23.59 Uhr können die Börsianer noch mit ihren Aktien handeln. Wenige Stunden später wird dann feststehen, ob sie mit ihren Prognosen das reale Ergebnis vorhersagen konnten oder nicht. Und: ob sie besser waren als die Meinungsforschungsinstitute. Dann könnte stockvote.de sogar weitergehen, meint der Student:

    "Also, wenn das halbwegs gut funktioniert, so wie es im Moment aussieht, dass die Prognose sich relativ nah an dem bewegt, was die konventionellen Meinungsforschungsinstitute machen, wollen wir eigentlich das Ganze auch weiterführen für die Bundestagswahl."

    Mehr zum Thema:
    Themenportal zur Landtagswahl in Niedersachsen 2013