Jon ist klar strukturiert.
''"Mein Körper, meine Bude, meine Karre, meine Familie, meine Kirche, meine Jungs, meine Mädels."''
Ordnung? Das halbe Leben für den italo-amerikanischen Barmann aus New Jersey. Ganz normal ist er. Oder doch nicht? Immerhin schließt er seine Aufzählung so ab:
"Und meine Pornos."
Jon ist Porno-süchtig. Ein Porno-süchtiger Don Juan. Und das trotz vieler One-Night-Stands, trotz intakter Familie, trotz Fitnessstudio gestähltem Körper, trotz Kirchgang mit anschließender Beichte:
"Zehn Vaterunser, zehn Ave-Maria."
"Danke, Vater."
Jons Problem mit dem Sex ...
"Aber leider war es nicht so gut wie im Porno."
... dem Sex mit den realen Frauen: Sie mögen noch so schön aussehen, die Praxis des Aktes mit ihnen ist in der Regel, konstatiert Jon - der pornosüchtige ´Don Juan´ - nüchtern, sie ist öder als im Fantasieland Porno. Das ist die Endlos-, die Endlosenttäuschungsschleife bei Jon.
Am Anfang von Joseph Gordon-Levitts Film "Don Jon" ist nicht klar, was wir hier eigentlich sehen? Komödie, Satire? Souverän inszeniert Gordon-Levitt in diesem Debüt als Regisseur einen stichwortartigen Streifzug durch Jons Lebens- und Porno-Alltag.
Ohne explizite Sex- oder Masturbationsszenen ist "Don Jon" trotzdem drastisch und sehr direkt. Und als Gegenentwurf zur gängigen Prüderie im US-Film wie eine Erlösung. Fast nüchtern, ja, fast dokumentarisch - So ist es! Und scheint es noch so peinlich! - listet Gordon-Levitt die Kriterien, Vorlieben und die dramaturgische Inszenierung der Masturbation vor dem Internet-Porno-Clip auf, abgeschlossen mit dem Flug des genutzten Taschentuches vom Laptop in sozusagen elliptischer Bahn in den Papierkorb. Wie gesagt: Endlosschleife.
Sympathisch scheint dieser von Testosteron getriebene, Schrägstrich, gegelte Italoamerikaner nicht. Doch auch die Traumfrau, die eines Tages auftaucht ...
"Es wäre so sexy, wenn du einen richtigen Job hättest. - Aaaah!"
... - enges Kleid, volle Lippen, großer Busen, Scarlett Johansson eben - wirft die Maske des Traumhaften schnell ab: Schon beim Gefummel an der Tür vor Barbaras Apartmenttür wird klar, dass diese Frau gewohnt ist, Sex als Machtfaktor in der Beziehungspolitik einzusetzen:
"Und du belegst einen Abendkursus für mich, einen kleinen Kurs. Ja?"
Mit herkömmlicher Hollywood-Romanze hat das, was nun kommt, gar nichts zu tun, eher mit einer bösen Satire auf filmische Beziehungsklischees, und zwar erzählt aus der Perspektive des Pornosüchtigen, der irgendwann ...
"Baby!"
"Was zur Hölle machst du da?"
"Ich checke meine E-Mails."
... von der empörten Freundin beim Masturbieren entdeckt wird:
"Hältst du mich für einen Kerl, der sich Pornos anguckt?"
Natürlich lügt Jon Barbara an - das gehört zum Psychogramm des Süchtigen -, denn immer noch gilt für ihn:
"Aber leider war es nicht so gut wie ein Porno."
Barbara mit ihrem Hang zu Romantikfilmen und dem Wunsch, den Partner macht- wie beziehungspolitisch" in den Griff zu bekommen, und Jon mit seiner Porno-Sucht haben eins gemeinsam: Auf eine Beziehung zum anderen, der oder die nicht so ist wie in der Fantasie, können sie sich beide nicht einlassen. Das stellt Joseph Gordon-Levitt mitunter sehr böse dar; doch die Boshaftigkeit wirft der Filmemacher, der "Don Jon" auch geschrieben hat, über Bord, wenn seine Figur diese überhübsche Barbara erst einmal los ist.
Dann ist da die ältere Frau aus dem Abendkursus - Julianne Moore -, der es egal ist, dass Jon Pornos guckt, die eine traumatische Erfahrung mit sich trägt und die sich nicht nur besessen an der glatten Oberfläche delektiert wie Barbara. Und Esther ist es, die Jon klar macht, dass dieses sich grenzenlos im Fantasiereich der Pornografie verlieren, dass das auch in der realen Sexualität mit einer realen Frau geht. Spätestens an einem der letzten Dialogsätze in "Don Jon" wird dann klar, dass Jon eine Entwicklungsreise erlebt, dornig, holprig. Er sagt nämlich:
"Vielleicht sollte ich doch mal etwas Neues ausprobieren."
Vielleicht. Eine Möglichkeit erscheint am Horizont. Joseph Gordon-Levitt hat einen Film jenseits des Hollywood-Mainstreams gedreht. Absurdes, Komödiantisches und die Kritik an zeitgenössischer Beziehungslosigkeit - der fruchtbare Boden für die Pornografisierung der Gesellschaft - halten sich in diesem Film klug die Waage. Am Ende wartet der Film "Don Jon" über diesen pornosüchtigen "Don Juan" ja vielleicht - noch ein vielleicht - mit einem Wunder auf. Ein mühselig erarbeitetes allerdings. Jedenfalls schmiert Jon sich jetzt kein Gel mehr ins Haar. Und nähert sich Esther langsam an. Wie nahe er Esther kommt.
Eine Antwort gibt "Don Jon" - der Film: nicht.
''"Mein Körper, meine Bude, meine Karre, meine Familie, meine Kirche, meine Jungs, meine Mädels."''
Ordnung? Das halbe Leben für den italo-amerikanischen Barmann aus New Jersey. Ganz normal ist er. Oder doch nicht? Immerhin schließt er seine Aufzählung so ab:
"Und meine Pornos."
Jon ist Porno-süchtig. Ein Porno-süchtiger Don Juan. Und das trotz vieler One-Night-Stands, trotz intakter Familie, trotz Fitnessstudio gestähltem Körper, trotz Kirchgang mit anschließender Beichte:
"Zehn Vaterunser, zehn Ave-Maria."
"Danke, Vater."
Jons Problem mit dem Sex ...
"Aber leider war es nicht so gut wie im Porno."
... dem Sex mit den realen Frauen: Sie mögen noch so schön aussehen, die Praxis des Aktes mit ihnen ist in der Regel, konstatiert Jon - der pornosüchtige ´Don Juan´ - nüchtern, sie ist öder als im Fantasieland Porno. Das ist die Endlos-, die Endlosenttäuschungsschleife bei Jon.
Am Anfang von Joseph Gordon-Levitts Film "Don Jon" ist nicht klar, was wir hier eigentlich sehen? Komödie, Satire? Souverän inszeniert Gordon-Levitt in diesem Debüt als Regisseur einen stichwortartigen Streifzug durch Jons Lebens- und Porno-Alltag.
Ohne explizite Sex- oder Masturbationsszenen ist "Don Jon" trotzdem drastisch und sehr direkt. Und als Gegenentwurf zur gängigen Prüderie im US-Film wie eine Erlösung. Fast nüchtern, ja, fast dokumentarisch - So ist es! Und scheint es noch so peinlich! - listet Gordon-Levitt die Kriterien, Vorlieben und die dramaturgische Inszenierung der Masturbation vor dem Internet-Porno-Clip auf, abgeschlossen mit dem Flug des genutzten Taschentuches vom Laptop in sozusagen elliptischer Bahn in den Papierkorb. Wie gesagt: Endlosschleife.
Sympathisch scheint dieser von Testosteron getriebene, Schrägstrich, gegelte Italoamerikaner nicht. Doch auch die Traumfrau, die eines Tages auftaucht ...
"Es wäre so sexy, wenn du einen richtigen Job hättest. - Aaaah!"
... - enges Kleid, volle Lippen, großer Busen, Scarlett Johansson eben - wirft die Maske des Traumhaften schnell ab: Schon beim Gefummel an der Tür vor Barbaras Apartmenttür wird klar, dass diese Frau gewohnt ist, Sex als Machtfaktor in der Beziehungspolitik einzusetzen:
"Und du belegst einen Abendkursus für mich, einen kleinen Kurs. Ja?"
Mit herkömmlicher Hollywood-Romanze hat das, was nun kommt, gar nichts zu tun, eher mit einer bösen Satire auf filmische Beziehungsklischees, und zwar erzählt aus der Perspektive des Pornosüchtigen, der irgendwann ...
"Baby!"
"Was zur Hölle machst du da?"
"Ich checke meine E-Mails."
... von der empörten Freundin beim Masturbieren entdeckt wird:
"Hältst du mich für einen Kerl, der sich Pornos anguckt?"
Natürlich lügt Jon Barbara an - das gehört zum Psychogramm des Süchtigen -, denn immer noch gilt für ihn:
"Aber leider war es nicht so gut wie ein Porno."
Barbara mit ihrem Hang zu Romantikfilmen und dem Wunsch, den Partner macht- wie beziehungspolitisch" in den Griff zu bekommen, und Jon mit seiner Porno-Sucht haben eins gemeinsam: Auf eine Beziehung zum anderen, der oder die nicht so ist wie in der Fantasie, können sie sich beide nicht einlassen. Das stellt Joseph Gordon-Levitt mitunter sehr böse dar; doch die Boshaftigkeit wirft der Filmemacher, der "Don Jon" auch geschrieben hat, über Bord, wenn seine Figur diese überhübsche Barbara erst einmal los ist.
Dann ist da die ältere Frau aus dem Abendkursus - Julianne Moore -, der es egal ist, dass Jon Pornos guckt, die eine traumatische Erfahrung mit sich trägt und die sich nicht nur besessen an der glatten Oberfläche delektiert wie Barbara. Und Esther ist es, die Jon klar macht, dass dieses sich grenzenlos im Fantasiereich der Pornografie verlieren, dass das auch in der realen Sexualität mit einer realen Frau geht. Spätestens an einem der letzten Dialogsätze in "Don Jon" wird dann klar, dass Jon eine Entwicklungsreise erlebt, dornig, holprig. Er sagt nämlich:
"Vielleicht sollte ich doch mal etwas Neues ausprobieren."
Vielleicht. Eine Möglichkeit erscheint am Horizont. Joseph Gordon-Levitt hat einen Film jenseits des Hollywood-Mainstreams gedreht. Absurdes, Komödiantisches und die Kritik an zeitgenössischer Beziehungslosigkeit - der fruchtbare Boden für die Pornografisierung der Gesellschaft - halten sich in diesem Film klug die Waage. Am Ende wartet der Film "Don Jon" über diesen pornosüchtigen "Don Juan" ja vielleicht - noch ein vielleicht - mit einem Wunder auf. Ein mühselig erarbeitetes allerdings. Jedenfalls schmiert Jon sich jetzt kein Gel mehr ins Haar. Und nähert sich Esther langsam an. Wie nahe er Esther kommt.
Eine Antwort gibt "Don Jon" - der Film: nicht.