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Bologna in Australien

Von Australien aus gesehen, liegt Bologna weit weg. Aber die Folgen der europäischen Hochschulreform sind auch in Sydney, Melbourne oder Brisbane zu spüren. Denn der Bologna-Prozess gefährdet Australiens Stellung im globalen Bildungsmarkt.

Von Andi Stummer | 29.04.2009
    Bachelor- und Master-Abschlüsse gibt es dort seit es Unis gibt, aber dem weltweit drittgrößten Bildungsanbieter Australien – mit fast 20 Prozent aller Studenten aus dem Ausland – droht Europa, dank Bologna, den Rang abzulaufen. Die Studiengebühren sind dort um vieles niedriger als die an australischen Hochschulen, die Studiendauer kürzer, der europäische Arbeitsmarkt ist flexibler und fast 20 Mal größer – und damit für viele Auslandsstudenten zusehends attraktiver als Australien. Seit Jahren wird über eine Modernisierung der australischen Hochschulen nach dem Bologna-Prozess geredet, der Willen von Akademikern und Politikern scheint da zu sein, woran es fehlt ist Geld. Hoffnungslos untersubventioniert ist der internationale Wettbewerb um die besten Köpfe – und vor allem ihre Studiengebühren – in Australien ein Überlebenskampf. Oft geht es in australischen Unis nicht darum, die Qualität von Studienangeboten zu verbessern oder mehr Beschäftigungsfähigkeit zu vermitteln, sondern nur darum, schwarze Zahlen zu schreiben – jede Hochschule für sich. Doch wenn sich die australischen Hochschulen keine einheitliche Reform – wie in Europa - leisten wollen, könnte sie das in Zukunft teuer zu stehen kommen.