Die Gewalt reißt nicht ab – sie hält seit 20 Jahren an. Seit am 31.Dezember 1991 die Sowjetunion zu Grabe getragen wurde. In allen Kaukasusrepubliken, ganz gleich ob sie heute eigenständige Länder sind, wie Georgien, Aserbaidschan oder Armenien oder ob sie zur Russischen Föderation gehören, wie Nordossetien, Inguschetien, Tschetschenien oder Dagestan – überall im Kaukasus leben viele unterschiedliche Ethnien auf engstem Raum und zu keiner Zeit völlig frei von Spannungen. Die gab es bereits im Zarenreich. Die kaukasischen Völker leisteten erbitterten Widerstand gegen ihre Einverleibung. Und auch zu Sowjetzeiten hatte die Kremlführung stets ein besonders kritisches Auge auf die widerspenstige Region mit ihren eigenen Gesetzen. Die über Jahrzehnte aufgestauten Spannungen entluden sich explosionsartig mit dem Zerfall des Sowjetreiches in blutigen Auseinandersetzungen. Rund eintausend Tote forderten die Zusammenstöße zwischen Nordosseten und Inguschen in der Nähe der nordossetischen Hauptstadt Wladikawkas 1992. Mogamed Gastijew verstand damals die Welt nicht mehr.
"Früher haben wir uns gefühlt wie in einer Familie. Wir sind zu den Beerdigungen gegangen, zu den Hochzeiten, luden uns gegenseitig ein. Aber heute? Ich weiß nicht ob es einzelne Personen sind, ob dahinter irgendeine Organisation steckt. Auf jeden Fall gibt es Kräfte, die alles dransetzen, dass wir nicht mehr wie früher zusammenleben."
In den bereits schwelenden Brand im auseinandergefallenen Sowjetreich goss der damalige russische Präsident Boris Jelzin zusätzlich Öl, indem er einen Keil in die bestehende tschetschenisch-inguschetische Republik trieb. Er berief sich auf ein 1991 verabschiedetes russisches Gesetz, das all jenen Völkern territoriale Wiedergutmachung versprach, die von Stalin besonders unterdrückt worden waren. Ungeahnte Gebietsstreitigkeiten mitten in Russland brachen los. Die Nordosseten fürchteten, dass ihnen Inguschen ihr Land wegnehmen wollen und vertrieben sie. Die Inguschen hatten Angst, dass man sie erneut verjagen wollte und sie ihre Häuser verlieren, wie damals unter Stalin, als sie nach Kasachstan deportiert worden waren. Viele Tausend Inguschen flohen 1992 aus Nordossetien in das benachbarte Inguschetien. Diesen Konflikt hätte es nicht geben müssen, nicht geben dürfen, sagt der über 70jährige Nordossete Mogamed Gastijew.
"Osseten und Inguschen sind so kleine Ethnien. Streitigkeiten zwischen uns hätte Moskau doch sofort stoppen können. Ohne Blutvergießen. Aber sie griffen nicht ein. Und so konnte geschehen, was uns heute, bald zwanzig Jahre später, immer noch schmerzt."
Im Rückblick war Nordossetien nur das Fanal für den Ausbruch der Gewalt. Das meiste Blut floss später während der beiden Tschetschenienkriege. Doch auch vor, während und nach diesen Kriegen verging kein Jahr, in dem nicht Dutzende Menschen getötet wurden – bei Zusammenstößen, Geiselnahmen, Selbstmordattentaten, Überfällen und Anschlägen. In die zu Sowjetzeiten beliebte Urlaubsregion mit Bergen und Gipfeln über 5000 Metern hoch wagt sich deshalb seit Jahren kaum ein Tourist. Dabei sollen hier die nächsten Olympischen Winterspiele stattfinden – nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen. Da macht sich der inguschetische Präsident Junusbek Jewkurow nichts vor.
"Im Unterschied zu anderen Austragungsorten ist Sotschi durch terroristische Akte gefährdet. Es geht um mehr als um Protestaktionen, zum Beispiel von Antiglobalisten. Wir rechnen mit Terror, der stören und zerstören will. Umso mehr stellt sich für die Sicherheitsorgane die Aufgabe, die Schutzmaßnahmen zu verstärken."
"Früher haben wir uns gefühlt wie in einer Familie. Wir sind zu den Beerdigungen gegangen, zu den Hochzeiten, luden uns gegenseitig ein. Aber heute? Ich weiß nicht ob es einzelne Personen sind, ob dahinter irgendeine Organisation steckt. Auf jeden Fall gibt es Kräfte, die alles dransetzen, dass wir nicht mehr wie früher zusammenleben."
In den bereits schwelenden Brand im auseinandergefallenen Sowjetreich goss der damalige russische Präsident Boris Jelzin zusätzlich Öl, indem er einen Keil in die bestehende tschetschenisch-inguschetische Republik trieb. Er berief sich auf ein 1991 verabschiedetes russisches Gesetz, das all jenen Völkern territoriale Wiedergutmachung versprach, die von Stalin besonders unterdrückt worden waren. Ungeahnte Gebietsstreitigkeiten mitten in Russland brachen los. Die Nordosseten fürchteten, dass ihnen Inguschen ihr Land wegnehmen wollen und vertrieben sie. Die Inguschen hatten Angst, dass man sie erneut verjagen wollte und sie ihre Häuser verlieren, wie damals unter Stalin, als sie nach Kasachstan deportiert worden waren. Viele Tausend Inguschen flohen 1992 aus Nordossetien in das benachbarte Inguschetien. Diesen Konflikt hätte es nicht geben müssen, nicht geben dürfen, sagt der über 70jährige Nordossete Mogamed Gastijew.
"Osseten und Inguschen sind so kleine Ethnien. Streitigkeiten zwischen uns hätte Moskau doch sofort stoppen können. Ohne Blutvergießen. Aber sie griffen nicht ein. Und so konnte geschehen, was uns heute, bald zwanzig Jahre später, immer noch schmerzt."
Im Rückblick war Nordossetien nur das Fanal für den Ausbruch der Gewalt. Das meiste Blut floss später während der beiden Tschetschenienkriege. Doch auch vor, während und nach diesen Kriegen verging kein Jahr, in dem nicht Dutzende Menschen getötet wurden – bei Zusammenstößen, Geiselnahmen, Selbstmordattentaten, Überfällen und Anschlägen. In die zu Sowjetzeiten beliebte Urlaubsregion mit Bergen und Gipfeln über 5000 Metern hoch wagt sich deshalb seit Jahren kaum ein Tourist. Dabei sollen hier die nächsten Olympischen Winterspiele stattfinden – nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen. Da macht sich der inguschetische Präsident Junusbek Jewkurow nichts vor.
"Im Unterschied zu anderen Austragungsorten ist Sotschi durch terroristische Akte gefährdet. Es geht um mehr als um Protestaktionen, zum Beispiel von Antiglobalisten. Wir rechnen mit Terror, der stören und zerstören will. Umso mehr stellt sich für die Sicherheitsorgane die Aufgabe, die Schutzmaßnahmen zu verstärken."