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BoMobil

Technologie.- An der Hochschule Bochum wurde der landesweit erste alltagstaugliche Elektrokleintransporter entwickelt. Ein Prototyp des BoMobil wurde heute der Öffentlichkeit präsentiert.

Von Frauke Haardt-Radzik |
    Rein äußerlich ähnelt das BoMobil fast einem Roadster. Doch im Gegensatz zu einem Sportflitzer, bietet das Innere des Bochumer Elektrofahrzeugs Platz für zwei Personen und 400 Kilogramm Ladung. Gedacht ist es auch nicht für Sportrennfahrer, sondern als Lieferwagen für Handwerker, Apotheken- oder Paketdienste. Das Institut für Elektromobilität der Hochschule Bochum hat dieses neuartige Fahrzeug entwickelt. Dabei waren die langjährigen Erfahrungen mit dem Bau vom Solarcars durchaus hilfreich, betont Professor Friedbert Pautzke.

    "Die Dinge, die wir bisher erarbeitet haben, sind insbesondere der Leichtbau und auf der elektrischen Seite die Radnabenmotoren, die wollen wir mit in das Projekt einbringen. Das neue an diesem Fahrzeug ist, dass es grundsätzlich als Elektroauto konzipiert ist. Es ist also nicht ein umgebautes Verbrennungsfahrzeug, sondern wird grundsätzlich als Elektrofahrzeug konzipiert in Leichtbauweise, mit allen Vorteilen, die ein Elektrofahrzeug nutzen kann. Es wird wahrscheinlich mit den Batterien, die es dann zur Verfügung haben wird, eine Reichweite von 150 Kilometern haben. Das soll für Logistikanbieter in Städten konzipiert werden, das ist also eher ein Fahrzeug, das wir an Flottenbetreiber verkaufen können. Wir haben ja auch kein Werkstattnetz, kein Vertriebsnetz, so dass es eben für Logistikbetrieb, Handwerker, Paketdienste innerhalb von Städten genutzt werden kann. Es wird aber auch eine Variante geben, die für den Privatmann nutzbar ist."

    Für den die Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h durchaus attraktiv sein könnte. Nun kann ein Hochschulbetrieb allein keine Serienproduktion leisten. Dafür wurde ein breit angelegtes Netzwerk gegründet und wichtige Industriepartner mit ins Boot geholt. Guido Woeste vom Autozulieferer Delphi nennt die Aufgaben, die seine Firma übernehmen werden.

    "Wir wollen das komplette elektrische und elektronische Verteilsystem für dieses Fahrzeug entwickeln, und eben auch serientauglich entwickeln. Das heißt, wir wollen nicht zu viel in das Fahrzeug hineinstecken, um auch das Gewicht im Rahmen zu halten. Wir sind Automobilzulieferer, im Schwerpunkt ist es das elektrische, elektronische System, das heißt, wir bauen Elektronikmodule, wir machen die Fahrzeugbeleuchtung mit LED-Technik, die wenig Gewicht und wenig Raum beansprucht."

    Weitere Projektpartner sind für die besonders leichte Karosserie des BoMobil verantwortlich, mit Alurahmen und Kunststoffkonstruktion, andere werden die speziellen Batterien herstellen. Vom Band laufen soll das BoMobil dann in etwa fünf Jahren und zwar mitten in Bochum.

    "Wir haben einen wichtigen Partner hier vor Ort, das ist die Firma Opel, die haben etwas Fläche zur Verfügung, die sie uns zur Verfügung stellen, um die ersten Fahrzeuge aufzubauen. Wir hoffen natürlich, dass sie einsteigt und als Serienpartner auch dieses Fahrzeug gänzlich produzieren wird hier in Bochum, um diesen Standort dann auch wieder nach vorne zu bringen."

    Die Bundesregierung hat das Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen. Ein Viertel davon in Nordrhein-Westfalen. Das BoMobil, so hoffen seine Konstrukteure, soll davon den Hauptanteil bilden. Für diese Entwicklungsarbeit gibt es Geld vom Land. Das NRW-Wirtschaftsministerium fördert die weitere Entwicklung des Bochumer Elektrocars mit drei Millionen Euro, Hochschule und Partner stellen zwei Millionen bereit. Damit soll die Serienproduktion möglich werden. Noch muss für das Auftanken der Batterie viel Zeit mitgebracht werden. Doch wenn die Nachfrage nach dem Bomobil erst mal da ist, wird die Industrie schon nachziehen und ausreichend Schnelltankstellen aufbauen, sieht Professor Pautzke optimistisch in die Zukunft.

    "Es ist so, dass es Partner gibt, die diese Fahrzeuge einsetzen möchten. Es ist ein Zielpreis von 10.000 Euro, allerdings ohne Batterie angestrebt. Wir möchten schon gern erreichen mit der Initiative Ruhrmobil-E, dass das Ruhrgebiet, vielleicht nicht nur ausschließlich Bochum, eben Elektro-Valley wird. Elektromobilität ist eine Technik, die zum Ruhrgebiet passt. Wir beschäftigen uns mit Energien, mit Maschinenbau, mit Elektrotechnik, mit Informatik und ich glaube, wenn man eine Technologie erfinden müsste, die zum Ruhrgebiet passt, dann ist es Elektromobilität. Das heißt, dass ist eigentlich unsere Chance im Ruhrgebiet auch wieder neue Produkte herzustellen."