Archiv


Boom ohne Ende

Trotz Regens am Auftakttag geben sich Aussteller und Veranstalter der gerade von Freiburg nach München umgezogenen Fachschau "Intersolar" optimistisch: das Interesse an alternativen Energien wächst dank steigender Öl- und Gaspreise stetig.

Von Susanne Lettenbauer |
    Die Sonne zeigt sich nun doch über der Intersolar. Nicht nur tatsächlich, sondern auch, was die Wachstumszahlen der Branche angeht. Über 1000 Aussteller kann die Solarmesse in diesem Jahr verzeichnen. Veranstalter Markus Elsässer spricht von 76.000 qm Ausstellungsfläche in 12 Hallen. Kuriosita wie Solarschmuck gibt es ebenfalls zu sehen wie Solarzellen in Rollenform. Seit vergangene Woche die Verabschiedung der moderat ausgefallenen Novelle des Erneuerbaren Energiengesetzes im Bundestag die Branche aufatmen ließ, ist der Boom nicht mehr zu bremsen. Der Trend, so Markus Elsässer:

    "Es werden viele Großanlagen mittlerweile gebaut und auch viele Prozesswärmeanwendungen in der Industrie, im Gewerbe gezeigt. Hier ist aufgrund des Anstiegs des Ölpreises zu beobachten, dass viele gewerbliche Unternehmen inzwischen auch die Solarthermie einsetzen, um Prozesswärme zu erzeugen. Das zeigt sich im Kongress wie auch in den Messehallen."

    Neuheit bei den Solarthermieanlagen für Gewerbebetriebe und Industriegroßanlagen der schwäbischen Firma paradigma, so Geschäftsführer Klaus Taafel, ist die Verwendung von einfach - Wasser in den Sonnenkollektoren anstatt Glyzerin. Bis zu Minus 40 Grad können seine Anlagen vertragen, weshalb die Nachfrage enorm ist:

    "Es ist so, dass wir aktuell jetzt schon über 100.000 qm bearbeiten. Wir haben gestartet mit dem Projekt vor einem guten Jahr und wir werden tatsächlich überrollt, nicht nur in Deutschland, sondern auch in der ganzen Welt. Von Neuseeland, Amerika, ja auch Chile. Überall ist großes Interesse. Das sind Brauereien, Wäschereien, auch sehr große Gewerbebetriebe, also alle, die Wasser benötigen zwischen 80 und 120 Grad Celsius."

    Jeder zweite Aussteller kommt in diesem Jahr auf der Intersolar aus dem Ausland, angefangen bei China, gefolgt von Spanien. Asien stellt mittlerweile die Hälfte der Aussteller. Mehr als das Vierfache der jährlichen Verarbeitung von Solaranlagen geschieht in China. Besonderes Interesse bei den Gästen aus Asien erregt neben den Solartechniken für Industrieanlagen die Privathauslösung aus Düsseldorf. Systaic-Vorstand Hans-Jörg Hölzenbein präsentiert in München das Komplettpaket Solardach. Ein Bauherr kann sich bei dieser Variante gleich die gesamten Dachziegeln sparen:

    "Es sieht nicht nur aus wie ein Dach, es ist tatsächlich ein Dach. Was Sie hier sehen, ist letztlich ein vollständiger Dachersatz, der bestückt ist mit Photovoltaikelementen und Solarthermieanlagen."

    In knapp einem Monat wird die Intersolar zum ersten Mal auch in San Franscisco ihre Pforten öffnen. Arnold Leitner, Präsident der skyfuel AG und der Vorsitzende des Bereichs Solarstrom innerhalb der Amerikanischen Gesellschaft für Solarenergie kam deshalb eigens nach München:

    "In Amerika ist man sehr preisempfindlich. Trotz der steigenden Ölkosten und des höheren Energieverbrauchs ist man nicht bereit, mehr für Energie zu bezahlen, so wie die Europäer. Wenn die Preise jetzt noch stärker steigen, wird es wahrscheinlich ein Umdenken geben, die Leute werden eine Kombination aus verschiedenen Energiesparmöglichkeiten nutzen, wie eine bessere Isolierung der Gebäude, Wahl hochwertiger Fenster und Einbau von Solaranlagen - ich bin überzeugt, dass die technischen Entwicklungen in Europa im Solarbereich einen hohen Stellenwert bekommen werden in den USA."

    Markus Elsässer, Veranstalter der Intersolar, fordert jetzt in München, dass die Politik...:

    "...vor allem kontinuierliche Förderprogramme auflegt, denn nichts ist kritischer für eine Branche als eine Stop-and-go-Förderpolitik. Ich denke, wir hatten jetzt vor wenigen Tagen die Verabschiedung im Bundestag gehabt. Die Novelle sieht so aus, dass die Branche zwar einen höheren Innovationsdruck hat und die Kosten stärker senken muss, aber ich denke, dass unter diesen Rahmenbedingungen die Solarbranche dennoch ein sehr gutes Wachstum haben wird."