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Boomland Bayern? Nicht für Studenten-Jobs

Immer mehr Schüler und Studenten jobben. Laut einer neuen Studie des Gelsenkirchener Instituts für Arbeit und Technik stieg die Zahl erwerbstätiger Schüler und Studenten zwischen 1995 und 1999 um 89 Prozent auf knapp 700.000. Vor diesem Hintergrund schreibt die Süddeutsche Zeitung von einem ''zeitlichen Bildungsdilemma'', in dem sich die Schüler und Studenten befänden: Denn der Job bringe zwar Praxiserfahrungen, gehe aber zu Lasten der Ausbildung. Angesichts der aktuellen Arbeitsmarktsituation stellt sich dieses Problem für alle, die in München studieren, nicht: Denn in der bayerischen Metropole sind Semesterferienjobs Mangelware.

    Ein ganz normaler Vormittag an der Münchner Ludwig-Maximillians-Universität. Es sind zwar gerade Semesterferien, doch herrscht in dem Gebäude an der Leopoldstraße trotzdem reges Treiben. Schließlich ist hier die Mensa untergebracht und viele sind auch gekommen, um sich bei der Jobbörse nach einer lukrativen Beschäftigung für die vorlesungsfreie Zeit umzuschauen. So wie Gabi und Silvia, die gerade die Jobangebote am schwarzen Brett studieren. Wie ihr Traumjob auszusehen hat, kann die BWL-Studentin Gabi genau sagen.

    Was Abwechslungsreiches, keine Bürotätigkeit. So was wie jetzt bei der Leichtathletik-Europameisterschaft. Wo man auch Spaß hat und das ist natürlich rar, sehr rar.

    Rar geworden sind jedoch nicht nur die Jobs, in denen man Spaß hat und dabei Geld verdienen kann, sondern auch die Stellen, die weniger unterhaltsam sind, sagt Silvia, die neben Gabi am Schwarzen Brett steht. Die beiden hatten sich bei ihrem letzten Ferienjob als Messe-Hostessen kennengelernt. Doch in diesem Jahr könne man schon froh sein, wenn man überhaupt was bekommt, sagt die angehende Theaterwissenschaftlerin und zeigt auf das Schwarze Brett:

    Es ist schwerer geworden. Man merkt es hier besonders mit den Aushängen. Früher war das alles voll, und jetzt sind hier wirklich nur 20 Zettel.

    Im Büro der Jobbörse gibt gerade eine andere junge Frau ihre Daten in den Computer ein: Svetlana, Studentin der Politik und Sprachen. Sie sei im 9. Semester, erzählt sie; ihr fehlt nur noch die Magisterarbeit - und ein Ferienjob. Seit einer Woche ist sie auf Suche - doch bislang sieht es mau aus:

    Ich gehe jeden Tag zum Studentenservice beim Arbeitsamt; da sind normalerweise 100 Leute, Studenten, und normalerweise 30 Frauen und es gibt nur einen Job. Natürlich kriege ich keinen - schon seit einer Woche. Ich bin jetzt sehr frustriert und brauche das Geld und weiß nicht, wie ich überhaupt etwas finden kann.

    Sie sei inzwischen sogar bereit, weniger qualifizierte Jobs zu machen, doch selbst die Jobs als Verkäuferin oder Kellnerin sind Mangelware. Dies bestätigt auch Ulrich Hartmann, Personalberater in der Uni-Jobbörse:

    Letztes Jahr war es so, dass man im Biergarten immer etwas finden konnte, wenn man nicht schon bei uns etwas gefunden hat. Jetzt ist es wirklich sehr eng.

    Biergartenjobs sind zwar eigentlich nicht das Geschäft der Uni-Jobbörse. Hier hat man sich im Unterschied zur Jobvermittlung des Arbeitsamtes auf die Vermittlung von Jobs spezialisiert, die etwas mit dem Studium der Jobsuchenden zu tun haben - etwa Lektorate, Lehrtätigkeiten für angehende Geisteswissenschaftler oder freie Mitarbeit bei Zeitschriften für Journalistikstudierende. Insgesamt verfügt die Jobbörse, die von Studenten gegründet worden ist, über eine gutsortierte Firmenkartei. Rund 3000 Ansprechpartner befinden sich darin. Doch auch bei der Jobbörse macht sich die allgemeine Wirtschaftsflaute deutlich bemerkbar, sagt Hartmann.

    Wir erleben nach wie vor ein Firmensterben, dass immer wieder Firmen, die ein gutes Produkt hatten, im Zuge des Firmensterbens zusehends in Schwierigkeiten kommen. Und der Arbeitsmarkt ist im Vergleich zum Vorjahr auf jeden Fall viel schlechter geworden.

    Doch ganz aussichtslos sei die Lage nicht, fügt er hinzu. Ein gutes halbes Dutzend Jobs kämen täglich bei der Jobbörse rein - daher lautet Hartmanns Tipp für alle, die noch auf Suche sind: Nicht entmutigen lassen.

    Wer im Moment einen Job sucht, muss dran bleiben. Dann empfehlen wir wirklich, dass man aktiv jeden Tag ins Internet schaut - da sind unsere Jobs auch drin oder hier vorbeikommt. Ich meine: Wer was will, der findet auch was. Das ist eine alte Weisheit. Aber en passant kriegt man das nicht mehr.

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