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Bordeaux-Weine wieder im Aufwind

Die krisengeschüttelte Weinregion von Bordeaux hatte 2003 notgedrungen einen Maßnahmenkatalog aufgelegt, um der drastischen Markteinbrüche Herr zu werden. Nun zogen die Verantwortlichen eine erste Bilanz. Und die fiel überraschend erfreulich aus: Im vergangenen Jahr ist zwar der Exportabsatz der Bordeaux-Weine mengenmäßig kaum gestiegen, aber der Verkaufswert kletterte um satte 20 Prozent.

Von Suzanne Krause |
    Auch im Anbaugebiet rund um Bordeaux schnellte in den letzten Jahren die Zahl der Weingüter, die unter den Hammer kamen, vehement nach oben. Vor allem für die kleinen und mittleren Winzer brach eine Welt zusammen: Unvermittelt sahen sie sich ihrer Lorbeeren beraubt. Denn lange Jahre galt der traditionsreiche Wein als Selbstläufer. Die Selbstkritik, die die Rettungsmaßnahmen des 2003 aufgelegten so genannten Bordeaux-Plans prägt, bedeutet da eine wahre Revolution, meint Allan Sichel, Vize-Präsident des CIVB, des interprofessionellen Rats der Bordeaux-Weine:

    "Dass sich der Bordeaux-Wein automatisch von selbst verkauft, das ist für alle Ewigkeit vorbei. Es hat gedauert, bis die Weinbauern bereit waren, sich dies bewusst zu machen und sich wirklich in Frage zu stellen. Heute sind die Leute von der Stimmung her wirklich darauf eingestellt, zusammen zu arbeiten, um die verlorenen Marktanteile zurückzuerobern. Um der ganzen Welt zu zeigen, welche Qualität in Bordeaux-Weinen steckt."

    Der Bordeaux-Plan setzt beispielsweise auf ein sehr drastisches Mittel, um die Überproduktion einzudämmen: Das Ausreißen von Rebstöcken wird subventioniert, mit Geldern von der EU ebenso wie mit einem Fonds des Winzerverbands. Eine Premiere im noblen Anbaugebiet. Zehntausend Hektar zu vernichtende Fläche war im Drei-Jahres-Plan als Zielvorgabe angesetzt. Entsprechende Anträge aber wurden bis heute nur für um die dreitausend Hektar gestellt, also ein knappes Drittel. CIVB-Präsident Alain Vironneau erläutert:

    "Wir sehen an den Zahlen, dass die Winzer nicht sehr daran interessiert sind, ihre Rebstöcke auszureißen. Laut unserer Interpretation bedeutet das, dass die Weinbauern an ihre Zukunft glauben. Zudem gibt es Betriebe, die sich vergrößern, weil sie die Weinberge ihres Nachbarn aufkaufen, die also auf einen möglichen Ausbau setzen. Bei den ausgerissenen Rebstöcken handelt es sich um solche von minderer Qualität. Das ist ja eine gute Aktion. Und mancher Winzer hat die Ausreiß-Subvention genutzt, um in Rente zu gehen, wenn er keinen Nachfolger für den Betrieb fand."
    In den neuen Weinländern in Übersee ist es gang und gäbe, mit Eichenholz-Stücken im Metall-Gärtank den Geschmack zu verbessern. Das möchte die EU nun auch in Europa einführen. In Frankreich ist der Zusatz bislang verboten und für die Wein-Traditionalisten ein hochsensibles Thema. Aber derzeit laufen erste Studien. Und im vergangenen Sommer schon kündigte der Landwirtschaftsminister an, in Kürze diese Technik zuzulassen. Bis heute hat er allerdings das entsprechende Dekret noch nicht unterzeichnet. Allan Sichel fordert: es solle jedem Winzerverband überlassen bleiben, ob er dies in seinem Anbaugebiet erlaubt:

    "Ich bin überhaupt nicht davon überzeugt, dass diese Technik für unsere Bordeauxweine die richtige Lösung wäre. Aber ich meine: Unsere Winzer sollten die Möglichkeit erhalten, damit experimentieren zu können, um dann zu schauen, ob es der Qualität des Endproduktes zuträglich ist. Jedenfalls sollten wir uns nicht Beschränkungen auferlegen, die über denen unserer Konkurrenz liegen."

    Für die Zukunft setzt die interprofessionelle Vertretung der Bordeaux-Weine nun darauf, ihrem Produkt weltweit einen Namen als Marke aufzubauen. Beispielsweise dank einer intensiven Zusammenarbeit mit der Tourismus-Branche in der Heimat - wer die Gegend besucht, soll sich danach auch ihrer Weine erinnern. Und bei ihrer für kommenden Herbst geplanten Marketing-Aktion in Deutschland will die Winzerorganisation vermitteln: Chateau-Flaschen mit dem Flair herrschaftlicher Weingüter gibt es für alle Anlässe: Auch günstig genug fürs Grillfest.