Die Boylston Street, mitten in Boston. Noch rollt hier der Verkehr, doch die Aufbau-Arbeiten für den 127. Boston-Marathon am kommenden Montag (17. April) sind bereits in vollem Gange. Im Zielbereich werden Tribünen errichtet und Werbebanner aufgestellt. Auch 200 Meter vor der Ziellinie wird gearbeitet.
Ein Mann poliert mit einer Maschine Kupferplatten. Sie gehören zu einem der beiden Denkmäler für die Opfer des Bombenanschlags vom 15. April 2013. Vor zehn Jahren detonierten innerhalb von wenigen Sekunden zwei Sprengsätze entlang der Boylston Street, auf der Tausende den Marathon verfolgten.
Deutsche Läuferin Mockenhaupt war im Hotelzimmer
Die deutsche Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt bekam von all dem zunächst nichts mit. Sie hatte ihre Boston-Premiere knapp anderthalb Stunden zuvor als Zehnte beendet und saß in ihrem Hotelzimmer, rund 300 Meter von der Ziellinie entfernt.
"Ich hab’ mit meinem Trainer telefoniert und hab’ gesagt, ‘da hinten kracht irgendwas im Hintergrund’, konnte das überhaupt nicht einordnen, bis man dann irgendwann raus aus dem Zimmer gegangen ist und im Fernsehen direkt die Schreckens-Nachricht gesehen hat", erinnerte sie sich im Deutschlandfunk-Gespräch.
"This is an ABC News special report."
"We are interrupting your program because there have been two explosions today at the Boston Marathon."
"At least three people are dead, up to one hundred fifty people are injured. Many of them very seriously."
Rund um den Tatort am Zieleinlauf wurde das Gebiet abgeriegelt
Mockenhaupt erfuhr, dass drei Menschen starben und mindestens 150 weitere zum Teil schwer verletzt wurden.
Eigentlich hätte sie am Abend wieder heimfliegen sollen, doch ihr Hotel befand sich nahe am Tatort, gehörte somit zur Hochsicherheitszone - und wurde abgeriegelt. Draußen nahm das FBI die Ermittlungen auf, drinnen kämpfte Mockenhaupt mit den Tränen.
"Ich weiß immer noch, wie ich da auf dem Fenstersims da saß. Man konnte so da überschauen zum Tatort. Und ich war so traurig, weil ich Angst hatte, dass noch mal was passiert. Ich wollte einfach nur noch weg. Das war die kürzeste Nacht meines Lebens."
Gedenkveranstaltung zum zehnten Jahrestag
Seit 2019 erinnern zwei Denkmäler an den beiden Explosionsstellen an die Opfer. Zum Jahrestag wird es hier eine Gedenkveranstaltung geben. Viele Wunden der Bostonians sind mittlerweile verheilt, doch es sind auch Narben geblieben.
So gab es Proteste, als Hollywood den Anschlag verfilmte. In Boston’s größter Tageszeitung hieß es, der Streifen sei "unnötig" und "verletzend". Sabrina Mockenhaupt hat den Film im Kino gesehen. Erst da, sagt sie, sei ihr klar geworden, welch "immenses Glück" sie damals gehabt habe.