Montag, 13. Mai 2024

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Boxerin Zeina Nassar
"Warum soll ich mich zwischen Kopftuch und Sport entscheiden?"

Boxen mit Kopftuch - das hat der Internationale Amateur-Boxverband in dieser Woche offiziell erlaubt. Notwendig wurde diese Entscheidung, weil die deutsche Meisterin Zeina Nassar zu den Europameisterschaften wollte. "Ich bin total geflasht", sagte Nasser im Dlf.

Zeina Nassar im Gespräch mit Marina Schweizer | 24.02.2019
Die Boxerin Zeina Nassar
Die Boxerin Zeina Nassar (Arne Immanuel Bänsch/dpa)
"Es ist ein großer Gewinn für mich, ja. Aber auch ein verdammt großer Gewinn für Frauen auf der ganzen Welt", sagt Zeina Nasser. "Allein, dass ich damit meinem Ziel jetzt näherkomme, ist für mich etwas sehr, sehr großes."
2013 hatte Nasser zunächst auch in Deutschland nicht starten dürfen, anschließend wurden auf Betreiben ihrer Trainerin die deutschen Wettkampfbestimmungen geändert. Als sich Nasser dann zur Europameisterschaft qualifizierte, wurden auch die internationalen Regularien zum Thema. Nun lässt auch der Weltverband Sportlerinnen mit langer Kleidung und Kopftuch zu.
Warum auch nicht, findet Nasser: "Es gibt einfach keinen Vorteil für mich. Im Gegenteil: Ich schwitze mehr. Meine Gegner haben keine Nachteile, und ich selber habe keinen Vorteil, wenn ich mit einem Kopftuch, einem Langarm-Body und langer Hose boxe."
"Ich werde beides machen"
Doch auch neben der Diskussion über die Regeländerung gab es viel Gegenwind. "Ich habe relativ oft die Frage bekommen: ‚Das Kopftuch oder dein Sport? Jetzt entscheid dich doch mal.‘ Aber warum soll ich mich denn entscheiden? Ich werde beides machen und auch gleichzeitig. Es ist doch relativ egal, wie ich aussehe, woher ich komme, welche Religion ich ausübe. Letztendlich geht es doch um die sportlich Leistung im Ring."
Sie habe nie auf ihr Äußeres reduziert werden wollen. Das sei nun aber durch die Kopftuchdebatte passiert, so Nasser. Sie sehe sich nun in einer Vorbildfunktion und bekomme vor allem von Mädchen und Frauen viele Nachrichten. Sich selbst will sie nun vor allem ihr sportliches Können beweisen und sich für die Olympischen Spiele qualifizieren.
Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.
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