Von Volkart Wildermuth
Fruchtfliegen gelten nicht gerade als gewalttätige Tiere. Wenn die winzigen Tiere zu Hunderten auf einer faulen Banane umher wimmeln sind alle viel zu sehr mit fressen und fortpflanzen beschäftigt, um sich zu streiten. Schließlich ist genug für alle da. Doch im Labor von Professor Edward Kravitz an der Harvard Medical School in Boston regiert der Mangel. In einer eurogroßen Arena läßt er je zwei Fruchtfliegen Männchen um ein einziges Weibchen kämpfen. Dass die umworbene Dame ohne Kopf daliegt, damit sie nicht wegfliegen kann, scheint ihre Verehrer dabei nicht zu stören, sie gehen zur Sache, wie zwei menschliche Halbstarke. Neben Verfolgungsjagden und Rangeleien hat Edward Kravitz regelrechte Boxkämpfe beobachtet.
Das passiert meist am Ende des Kampfes. Die Fliegen gehen aufeinander zu, stellen sich auf die Hinterbeine und dann schlagen sie mit den Vorderbeinen auf den Kopf und die Augen des Gegner. Dann gibt einer auf und der andere jagt ihn weg.
Hunderte Fliegenkämpfe haben die Studenten von Edward Kravitz mit der Videokamera aufgezeichnet und die verschiedenen Angriffs- und Verteidigungsstrategien analysiert. Sie haben festgestellt, dass es auch unter Fliege Gewinnertypen und Verlierer gibt, und dass nichts erfolgreicher macht als der Erfolg. Eine Fliege, die gerade einen Kampf gewonnen hat, ist praktisch nicht zu besiegen. Auf dem Großbildschirm im Vortragsaal sehen die Fliegenkämpfe beeindruckend aus, doch eigentlich arbeitet Edward Kravitz lieber mit Hummern. Bei ihren dramatischen Kämpfen hat er die Bedeutung bestimmter Botenstoffe für die Aggressivität untersucht. Dass er sich nun mit den unscheinbaren Fruchtfliegen beschäftigt, hängt mit deren Vielseitigkeit zusammen. Kein anderes Labortier lässt sich so umfassend manipulieren. Mit Hilfe der Gentechnik wurden Fruchtfliegen konstruiert, bei denen sich ganz nach belieben bestimmte Gruppen von Nervenzellen lahmlegen lassen. Kravitz:
Bei dieser speziellen Mutation verhalten sich die Fliegen bei Zimmertemperatur ganz normal. Die Mutation ist aber Temperaturempfindlich, wenn wir die Arena wärmer machen, stellen diese Nerven schnell die Arbeit ein. Und das verändert das Verhalten. Der Kampfstiel ist noch derselbe, aber die Fliegen scheinen das Interesse an Auseinandersetzungen verloren zu haben. Und wenn wir die Temperatur dann wieder erniedrigen, beginnen die Nerven erneut zu arbeiten.
Und die Fliegen kämpfen weiter, als sei nichts gewesen. Das Experiment belegt, dass spezielle Nerven, die mit den Botenstoffen Dopamin und Serotonin arbeiten, an aggressivem Verhalten beteiligt sind. Derzeit ist das Labor von Edward Kravitz damit beschäftigt, das Kampfverhalten einer ganzen Batterie solcher Fliegenmutanten zu beobachten, um die Bedeutung einzelner Gene und einzelner Typen von Nervenzellen für die Aggression zu studieren. Die Wissenschaftler sind aber auch daran interessiert herauszufinden, wie die Kampferfahrung das Gehirn der Fliegen verändert. Deshalb müssen am Ausgang der Arena erfolgreiche Gladiatoren ebenso wie ihre unterlegenen Gegner den Kopf der Forschung opfern. Ein genauer Vergleich ihrer Hirnstrukturen soll zeigen, welche Spuren ein Sieg oder eine Niederlage auf der Ebene der Nervenzellen hinterlässt. Edward Kravitz ist davon überzeugt, dass die Erkenntnisse, die er in seiner Bananenarena gewinnt, letztlich auch für Kämpfe im Boxring gelten. Kravitz:
In den Fliegenkämpfen gibt es Elemente, die man auch bei Menschen sieht. Die Leute prahlen zuerst, machen sich größer und versuchen den anderen herum zu schubsen. Die Fliegen stellen ihre Flügel auf, um groß zu wirken und auch sie schubsen zuerst. Sie beginnen mit einem begrenzten Angriff, sie jagen sich zum Beispiel, später, wenn sie boxen, kommt es zu massiven Attacken. In Kämpfen von Menschen sehen wir ebenfalls solche Phasen erst niedriger und dann hoher Intensität. Natürlich sind Menschen viel komplexer als Fliegen, aber wir glauben, wenn wir die Regeln bei den Fliegen verstehen, wie etwa Gene und Umweltfaktoren das Kampfverhalten beeinflussen, dann gibt uns das wichtige Hinweise auch für das menschliche Verhalten.
Fruchtfliegen gelten nicht gerade als gewalttätige Tiere. Wenn die winzigen Tiere zu Hunderten auf einer faulen Banane umher wimmeln sind alle viel zu sehr mit fressen und fortpflanzen beschäftigt, um sich zu streiten. Schließlich ist genug für alle da. Doch im Labor von Professor Edward Kravitz an der Harvard Medical School in Boston regiert der Mangel. In einer eurogroßen Arena läßt er je zwei Fruchtfliegen Männchen um ein einziges Weibchen kämpfen. Dass die umworbene Dame ohne Kopf daliegt, damit sie nicht wegfliegen kann, scheint ihre Verehrer dabei nicht zu stören, sie gehen zur Sache, wie zwei menschliche Halbstarke. Neben Verfolgungsjagden und Rangeleien hat Edward Kravitz regelrechte Boxkämpfe beobachtet.
Das passiert meist am Ende des Kampfes. Die Fliegen gehen aufeinander zu, stellen sich auf die Hinterbeine und dann schlagen sie mit den Vorderbeinen auf den Kopf und die Augen des Gegner. Dann gibt einer auf und der andere jagt ihn weg.
Hunderte Fliegenkämpfe haben die Studenten von Edward Kravitz mit der Videokamera aufgezeichnet und die verschiedenen Angriffs- und Verteidigungsstrategien analysiert. Sie haben festgestellt, dass es auch unter Fliege Gewinnertypen und Verlierer gibt, und dass nichts erfolgreicher macht als der Erfolg. Eine Fliege, die gerade einen Kampf gewonnen hat, ist praktisch nicht zu besiegen. Auf dem Großbildschirm im Vortragsaal sehen die Fliegenkämpfe beeindruckend aus, doch eigentlich arbeitet Edward Kravitz lieber mit Hummern. Bei ihren dramatischen Kämpfen hat er die Bedeutung bestimmter Botenstoffe für die Aggressivität untersucht. Dass er sich nun mit den unscheinbaren Fruchtfliegen beschäftigt, hängt mit deren Vielseitigkeit zusammen. Kein anderes Labortier lässt sich so umfassend manipulieren. Mit Hilfe der Gentechnik wurden Fruchtfliegen konstruiert, bei denen sich ganz nach belieben bestimmte Gruppen von Nervenzellen lahmlegen lassen. Kravitz:
Bei dieser speziellen Mutation verhalten sich die Fliegen bei Zimmertemperatur ganz normal. Die Mutation ist aber Temperaturempfindlich, wenn wir die Arena wärmer machen, stellen diese Nerven schnell die Arbeit ein. Und das verändert das Verhalten. Der Kampfstiel ist noch derselbe, aber die Fliegen scheinen das Interesse an Auseinandersetzungen verloren zu haben. Und wenn wir die Temperatur dann wieder erniedrigen, beginnen die Nerven erneut zu arbeiten.
Und die Fliegen kämpfen weiter, als sei nichts gewesen. Das Experiment belegt, dass spezielle Nerven, die mit den Botenstoffen Dopamin und Serotonin arbeiten, an aggressivem Verhalten beteiligt sind. Derzeit ist das Labor von Edward Kravitz damit beschäftigt, das Kampfverhalten einer ganzen Batterie solcher Fliegenmutanten zu beobachten, um die Bedeutung einzelner Gene und einzelner Typen von Nervenzellen für die Aggression zu studieren. Die Wissenschaftler sind aber auch daran interessiert herauszufinden, wie die Kampferfahrung das Gehirn der Fliegen verändert. Deshalb müssen am Ausgang der Arena erfolgreiche Gladiatoren ebenso wie ihre unterlegenen Gegner den Kopf der Forschung opfern. Ein genauer Vergleich ihrer Hirnstrukturen soll zeigen, welche Spuren ein Sieg oder eine Niederlage auf der Ebene der Nervenzellen hinterlässt. Edward Kravitz ist davon überzeugt, dass die Erkenntnisse, die er in seiner Bananenarena gewinnt, letztlich auch für Kämpfe im Boxring gelten. Kravitz:
In den Fliegenkämpfen gibt es Elemente, die man auch bei Menschen sieht. Die Leute prahlen zuerst, machen sich größer und versuchen den anderen herum zu schubsen. Die Fliegen stellen ihre Flügel auf, um groß zu wirken und auch sie schubsen zuerst. Sie beginnen mit einem begrenzten Angriff, sie jagen sich zum Beispiel, später, wenn sie boxen, kommt es zu massiven Attacken. In Kämpfen von Menschen sehen wir ebenfalls solche Phasen erst niedriger und dann hoher Intensität. Natürlich sind Menschen viel komplexer als Fliegen, aber wir glauben, wenn wir die Regeln bei den Fliegen verstehen, wie etwa Gene und Umweltfaktoren das Kampfverhalten beeinflussen, dann gibt uns das wichtige Hinweise auch für das menschliche Verhalten.