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Brad Pitt baut deutsche Ökohäuser für "Katrina"-Opfer

Heute vor vier Jahren traf Hurrikan "Katrina" auf die Südküste der USA - mit verheerenden Folgen für New Orleans. Noch heute fühlen sich viele Bewohner der Stadt allein gelassen. Einer, der hilft, ist der US-Schauspieler Brad Pitt, der das Projekt "Make it right" ins Leben rief - mit deutscher Hilfe.

Von Mirko Schwanitz | 28.08.2009
    "We are really in very, very bad conditions right now! Take a look at the swirl out here!"

    Vier Jahre ist es her, da überschlugen sich die Stimmen der Fernsehreporter, Hurrikan Katrina raste über New Orleans, überflutete 80 Prozent der Stadt. Bis heute konnten mehr als 200.000 Einwohner nicht zurückkehren, ihre einstigen Wohnviertel gleichen immer noch einer Wüste, stellte der Schauspieler Brad Pitt bei einem Besuch dort fest:

    "Wir stehen hier im Bezirk Lower Ninth Ward. Allein 1000 Menschen starben in diesem Viertel, weil das Wasser so schnell kam oder weil sie wochenlang in der Sonne auf den Dächern ausharren mussten."

    Deshalb haben Brad Pitt und die deutschen Architekten Wolfram Putz, Thomas Willemeit und Lars Krückeberg für dieses Stadtviertel von New Orleans ein außergewöhnliches Hilfsprojekt gestartet. Bis 2010 sollen 150 Häuser entstehen. "Make it right!" – "Mach es richtig!" nannten sie das Projekt. Denn hier, so erklärt Lars Krückeberg, gehe es nicht um den Aufbau irgendwelcher Häuser

    "Wir hatten uns mit Brad Pitt die Latte ziemlich hoch gelegt. ... Zuerst: Safety. Wir bauen über Kopfhöhe, falls der Damm wieder bricht, um die Leute zu retten. Zweitens und eigentlich das Wichtigste: Das ist für Leute, die keine tiefen Taschen haben. Das dritte ist: Wir wollen gesund bauen. Das Team nennt es 'optimania', also einen extrem optimistischen Versuch, Dinge, die sich im Grunde genommen komplett gegenseitig ausschließen, zusammenzuführen."

    Zum ersten Mal entsteht in den USA eine Siedlung, die einen hohen Architekturanspruch hat, höchsten Kriterien des Klimaschutzes entspricht und für Menschen mit niedrigem Einkommen bezahlbar ist.

    "Man kann davon ausgehen, dass wir 30 Prozent weniger Material einsetzen, dass wir 30 Prozent höhere Tragfähigkeit erreichen gegenüber herkömmlichen Konstruktionsmethoden. Bürgersteige wie auch Auffahrten werden mit durchlässigem Beton gemacht, das Wasser kann versickern und durch den Boden gefiltert werden. Wir sammeln Wasser auf den Dächern, wir nutzen das für Toilettenspülung …"

    In ihrem Berliner Architektenbüro "graft" tüftelten die Deutschen an zahlreichen Neuerungen: Einem nichtummantelten Stahl etwa, der in Beton nicht rostet. Grundsätzlich sind alle Baustoffe komplett recycelbar. Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsentantenhauses, hat die mit Erdwärmeheizungen und Solarzellen ausgestattete Siedlung bereits als "role model of the nation" bezeichnet. Drei bis fünf Dollar im Monat, mehr muss hier keine Familie für die verbrauchte Energie bezahlen, erklärt Wolfram Putz:

    "Die kommen dann immer in der Woche zum Nachbarschaftsmeeting und bringen immer ihre Stromrechnungen mit und geben gegenseitig an, wie viel sie heute gerade wieder gespart haben und 'mein Haus ist besser als dein Haus' – die sind so stolz."

    Familie Foods ist eine der ersten 20 Familien, die in die 150 bis 200 Quadratmeter Wohnfläche bietenden und auf Betonstelzen stehenden Häuser eingezogen sind. Bezahlt haben sie dafür nur die Hälfte des in den USA üblichen Hauspreises: Das "Make it right"-Projekt gleicht die Summe zwischen staatlicher Unterstützung und Kaufpreis des Hauses in Form eines Kredites aus. Wer mindestens zehn Jahre in dem Haus lebt, muss nicht zurückzahlen.