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Bräunen ohne Risiko

Menschen, die vor dem 30. Lebensjahr regelmäßig ins Solarium gehen, steigern ihr Krebsrisiko um 75 Prozent. In Deutschland gilt deshalb seit Anfang August: Kinder unter 18 Jahren dürfen nicht mehr ins Solarium gehen. Die Deutsche Krebshilfe forderte nun, Mindeststandards für Sonnenbänke einzuführen.

Von Claudia van Laak |
    Diese Standards, wie sie die Krebshilfe will, gibt es im Moment noch nicht, und genau das ist das Problem. Die Bundesregierung hat lange Jahre auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Hersteller von Sonnenbänken und der Solarienbetreiber gesetzt. Die Solarien hatten die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen, doch kaum ein Unternehmen hat davon Gebrauch gemacht, gerade mal ein Zehntel. Aber selbst die zertifizierten Solarien weisen Mängel auf, sagt Eckhard Breitbart von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention.

    "Daraus haben wir gelernt, dass Selbstverpflichtung in diesem Metier nicht geht, sondern dass es nur und ausschließlich mit der gesetzlichen Vorgabe geht."

    Die Deutsche Krebshilfe, die Strahlenschutzkommission und die Hautärzte haben heute Vormittag klare Forderungen vorgelegt. Ganz wichtig: In den Solarien sollen nur noch ausgebildete Mitarbeiter tätig sein, die zuvor eine staatlich anerkannte Schulung absolviert haben.

    "Er muss sehr genau Bescheid wissen, was UV-Strahlung ist. Was macht sie biologisch am Menschen. Wie kann ich es organisieren in meinem Solarien, dass die Menschen zwar ihren Wunsch, braun zu werden, erfüllt bekommen, aber trotzdem nicht so viele Schäden kriegen, damit sie später nicht Hautkrebs haben."

    Diese Mitarbeiter sollen verpflichtet werden, den Hauttyp der Kunden zu analysieren, einen Bestrahlungsplan zu erarbeiten und die Hautkrebsrisiken mit den Kunden zu besprechen. Solarien ohne Personal sollen der Vergangenheit angehören. Noch einmal Eckhard Breitbart, Dermatologie-Professor an der Uni Hamburg:

    "Es gibt auch noch eine Fülle von Münzsolarien, bei denen niemand ist. Wo vielleicht irgendwo ein kleiner Zettel steht, das ist ein Solarium, hier kann man fünf Euro einwerfen. Das geht natürlich gar nicht. Diese Münzsolarien müssen vollständig verschwinden."

    Eine weitere Forderung bezieht sich auf die Bräunungsgeräte selber: Die von ihnen ausgehende UV-Strahlung muss nach Ansicht der Deutschen Krebshilfe und der Hautärzte begrenzt werden.

    "Die dürfen nicht mehr UV-Strahlung abgeben, als man mittags bei wolkenlosem Himmel am Äquator abkriegt. Derzeit geben sie deutlich mehr ab. Da müssen also überall neue Geräte rein."

    Neue Geräte in allen Solarien - dagegen wird die Industrie vermutlich Sturm laufen und versuchen, Einfluss auf die Verordnung zu nehmen, die derzeit im Umweltministerium erarbeitet wird. Auch die Verpflichtung zur Beschäftigung fachkundiger Mitarbeiter dürfte den Solarienbetreibern nicht passen - zurzeit arbeiten sie mit vielen billigen Aushilfskräften.

    Was die Bundesregierung derzeit an Standards für die Solarien erarbeitet, findet übrigens auch Interesse in anderen europäischen Ländern. Deutschland könnte Vorreiter sein, sagt Rüdiger Greinert von der Europäischen Gesellschaft zur Verhütung von Hautkrebs.

    "In dieser Stringenz, in der das jetzt gemacht wird in Deutschland, ist das sicherlich weltweit führend. Wie wissen eben aus der Resonanz aus dem europäischen Ausland auf diese Gesetzgebung in Deutschland, das das etwas ist, was viele europäische Länder auch umsetzen möchten."

    Mindeststandards für Solarien sind essenziell wichtig, um Hautkrebs zu verhüten - sagen Hautärzte, Strahlenschutzkommission und Deutsche Krebshilfe. Der beste Schutz vor Hautkrebs sei allerdings, das Solarium einfach zu meiden.