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Braille fast ertastet

Gegen Mitternacht steht das Sternbild Widder hoch am Südhimmel. Seine drei hellsten Sterne bilden eine leicht geknickt erscheinende Linie. Der Knick fällt mit Hamal, dem Hauptstern des Widders, zusammen. Nahe dem linken Ende der Linie steht heute Nacht ein Kleinplanet der besonderen Art.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Das Objekt mit der Nummer 9969 war erst im Mai 1992 entdeckt worden und erhielt bereits gut sieben Jahre später Besuch von der Erde. Die amerikanische Raumsonde Deep Space 1 zog näher an diesem Asteroiden vorbei als je zuvor eine Raumsonde an einem Himmelskörper.

    Gerade einmal 26 Kilometer betrug der Sicherheitsabstand, den die Routenplaner von Deep Space 1 vorgesehen hatten. Aufgrund der geringen Distanz ließen sich hinterher nicht nur die Ausmaße des Kleinplaneten aus den Bildern ableiten, sondern auch seine Masse und damit seine mittlere Dichte bestimmen.

    Der etwa einen Kilometer dicke und zwei Kilometer lange Brocken hat eine Dichte wie der Planet Mars. Das bedeutet, dass er nicht nur leichtes Gestein, sondern auch schwerere Metalle enthält. Dazu passend registrierte die Sonde ein schwaches Magnetfeld des Asteroiden, der als Bruchstück des Kleinplaneten Vesta gilt.

    Kurz vor dem Vorbeiflug erhielt Asteroid 9969 auch noch einen Namen: Braille - nach Louis Braille, dem Erfinder der Blindenschrift. Heute zieht die Erde auf der Innenbahn an Braille vorbei, in einem Abstand von 350 Millionen Kilometern. Ohne großes Teleskop ist davon allerdings nichts zu sehen.

    Mehr über den Asteroiden Braille

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