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Brain Gain

Amerika - seit Jahrzehnten gilt es als das Gelobte Land für alle, die irgendwie mit Forschung und Wissenschaft zu tun haben. Allerdings: Mittlerweile sind auch die Fleischtöpfe in der Deutschland gut gefüllt, und immer mehr Exilanten spielen mit dem Gedanken, in die Heimat zurück zu kehren.

Von Arndt Reuning | 20.10.2009
    Der Süden von Manhattan, gerade einmal ein paar Blocks von Ground Zero entfernt. Edle Restaurants und Fastfood-Ketten, Billigläden und Designerboutiquen. Am frühen Abend wimmelt es hier nur so von Passanten. Erich Haratsch ist gerade unterwegs zu seiner Wohnung in der Nähe des West Broadway:

    "Ja, das ist TriBeCa, quasi zwischen dem Finanzzentrum und SoHo in New York. Ja, das ist hier das Gebiet, wo ich mit meiner Familie lebe."

    Sagt der Elektrotechniker und betritt die Lobby seines Apartmenthauses an einer etwas ruhigeren Seitenstraße. Vor ungefähr einem Jahr ist er hier eingezogen. Im Großraum New York lebt er aber schon länger.

    "Fast auf den Tag genau vor dreizehn Jahren bin ich nach Amerika gegangen zu den renommierten AT&T Bell Laboratories, um dort meine Diplom- und Doktorarbeit zu machen. Und ich bin dann nach meiner Doktorarbeit dann auch dort geblieben und habe mittlerweile bei drei amerikanischen Firmen gearbeitet. Und ich bin bei der jetzigen Firma als Gruppenleiter tätig und leite dort eine Entwicklungsgruppe, die Chips baut, entwickelt für Festplatten."

    Das könnte aber bald schon der Vergangenheit angehören, denn im April hat der siebenunddreißigjährige Forscher einen Ruf an die Technische Universität Berlin erhalten. Als W3-Professor könnte er dort eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen. Mit diesem Gedanken hatte er schon länger gespielt. Dass es nun aber so schnell gehen könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Noch handelt er mit der TU die Details aus, denn für ihn steht einiges auf dem Spiel:

    "Ja, ich hab' mir hier was aufgebaut. Auf der anderen Seite habe ich auch in meinem Berufsleben hier erfahren, dass gute Forschung in Deutschland gemacht wird. Es ist auch vieles im Umbruch zur Zeit in Deutschland in der Wissenschaft an den Universitäten. Die Exzellenzinitiative hat vieles aufgewirbelt. Ich kann mir vorstellen, dass ich auch in Deutschland sehr, sehr attraktive Forschung machen könnte."

    Den Trend kann Katja Simons nur bestätigen. Sie leitet das Netzwerk GAIN, eine Gemeinschaftsinitiative von DAAD, DFG und Alexander von Humboldt Stiftung, die deutsche Wissenschaftler in Nordamerika bei ihrer Rückkehr unterstützt:

    "Durch die drei Pakte - Hochschulpakt, Exzellenzinitiative und Pakt für Forschung und Innovation - werden in den nächsten Jahren werden in den nächsten Jahren achtzehn Milliarden Euro in Forschung investiert. Und das sind Signale, die hier in den USA positiv aufgenommen werden und auch Perspektiven schaffen für junge Wissenschaftler, weil beispielsweise durch die Exzellenzinitiative sehr viele neue Stellen für Post-Doktoranden, Professoren entstehen."

    Eine der Aufgaben des GAIN-Netzwerkes ist es, die Rückkehrwilligen darüber zu informieren, wer ihnen auf dem Weg zurück nach Deutschland helfen könnte:

    "Es gibt ein ganzes Bündel an Förderprogrammen und Möglichkeiten für junge Wissenschaftler. Da gibt's einerseits die ganz konkreten Rückkehrstipendien. Wie zum Beispiel: Der DAAD hat in diesem Jahr ein Rückkehrerstipendium für deutsche Wissenschaftler im Ausland aufgelegt, das die berufliche Eingliederung erleichtern soll. Also einerseits Fahrkostenzuschüsse für Vorstellungsgespräche. Da geht es dann darum Netzwerke aufzubauen. Es ist nämlich wichtig, wenn man im Ausland ist, wirklich Netzwerk und Kontakte zu knüpfen mit der Heimat. Und dann gibt es noch ein Rückkehrstipendium für die Eingliederung in Deutschland bis zu sechs Monaten."

    Außerdem gebe es auch noch eine Reihe von Programmen, die zwar nicht speziell auf Rückkehrer zugeschnitten seien, aber doch für sie relevant. Zum Beispiel das Emmy Noether-Programm der DFG, das exzellenten Forscher dabei helfen soll, eine eigene Nachwuchsgruppe aufzubauen.

    Auch der E-Techniker Erich Haratsch hat sich bereits über die Fördermöglichkeiten informiert, gibt aber zu bedenken, dass Geld für ihn nicht alleine ausschlaggebend ist:

    "Was ich hier sicher vermissen würde, ist das internationale Umfeld. Ich arbeite mit Forschern zusammen aus Asien, aus Europa, aus Amerika. Ich glaube, dass ich das schon etwas vermissen würde, diese internationale Atmosphäre."