Manfred Kloiber: Marcus Schuler, warum hat Google Doubleclick gekauft, was macht das Unternehmen so interessant?
Marcus Schuler: Google verdient sein Geld ja mit Textanzeigen, die entweder auf den Google-Suchergebnisseiten oder auf anderen Internet-Seiten eingeblendet werden. Jeder, der eine Internetseite hat, egal ob man Privatperson ist oder ein Großkonzern, kann die Google-Textanzeigen bei sich einbauen und Geld damit verdienen, sofern ein Nutzer auf diese Anzeige klickt. Doubleclick liefert auch Werbung aus. Großer Unterschied: Das New Yorker Unternehmen vertreibt grafisch aufwändig gestaltete Anzeigen. Aber nicht nur das: Die Firma bietet Software und Dienstleistungen für Internet-Anzeigen und E-Mail-Marketing an, berät also Unternehmen, die gezielt Werbung im Netz schalten wollen. In diesem Segment gehört Doubleclick zu den größten Online-Anzeigen-Mittlern weltweit.
Kloiber: Google hat Doubleclick für 3,1 Milliarden Dollar gekauft, das ist der bislang größte Zukauf in der Firmengeschichte von Google. Schöne Werbeanzeigen ist sicherlich nicht der einzige Grund, weshalb Google zugeschlagen hat?
Schuler: Es ist die ausgefeilte Technik, die Doubleclick so interessant für Google gemacht hat. Denn Doubleclick ist ebenso wie Google auch ein großer Datensammler. Und das funktioniert so: Geht man auf eine Internetseite, auf der sich ein von Doubeclick ausgeliefertes Werbebanner befindet, wird automatisch gespeichert, von welchem Computer die Anfrage kam. Es spielt dabei keine Rolle, ob man auf die Anzeige geklickt hat oder nicht. Gleichzeitig wird ein so genannter Cookie, zu deutsch Keks, auf dem eigenen Rechner installiert. Als Otto-Normalverbraucher merkt man beim Surfen im Netz überhaupt nicht, dass solch ein Cookie auf der heimischen Festplatte installiert wurde. Die Aufgabe dieses Cookies ist ganz einfach: Es protokolliert das Surfverhalten. Immer wenn man als Nutzer auf einer Seite landet, auf der sich auch eine Doubleclick-Anzeige befindet, und das sind nicht wenige, wird diese Information an die zentrale Datenbank von Doubleclick übermittelt. Es bedarf also wenig Phantasie, dass sich mit dieser Technik ein ziemlich umfassendes Surfprofil erstellen ließe.
Kloiber: Sie sagten gerade "ließe" - heißt das, Doubleclick wertet die gewonnen Daten nicht in Gänze aus?
Schuler: So jedenfalls stellt es Doubeclick dar. Man sammle die Daten nur für die Werbekunden, um diese besser beraten zu können. Doch wer sind diese Werbekunden? Doubleclick selbst sagt, man arbeite für die zehn größten Markenhersteller weltweit, ebenso wie für mehr als Zweidrittel der größten Werbeagenturen sowie für die populärsten Internetseiten in Europa und den USA. Google speichert jede Anfrage, egal ob Suche oder Klick auf eine Anzeige, für zwei Jahre. Mit Doubeclick stößt Google nun auch auf Seiten vor, wo es vorher nicht präsent war.
Kloiber: Das heißt, die Datenbestände von Google wachsen noch weiter an?
Schuler: Genau. Jeden Tag nutzen Millionen von Menschen die Suchmaschine von Google. Im Monat werden fünf Milliarden Suchanfragen bei Google eingetippt. Jeden Tag rufen Millionen Menschen ihre kostenlose Google-Mail ab, arbeiten mit der kostenlosen Bürosoftware von Google und sie nutzen die kostenlose Routenplanung und überall weiß Google, was man wie und wo und wann im Netz getan hat. Kritiker von Google sagen deshalb, dass soviel Informationsmacht in der Hand eines Unternehmens nicht gut ist.
Kloiber: Will sagen: Zur Strategie von Google gehört es, die Menschen durch kostenlose Angebote an sich zu binden?
Schuler: So könnte man es sagen. Google will die Nutzer möglichst umfangreich an sich binden. Das geht am leichtesten, in dem man kostenlose Tools, Programme, Dienste, etc. zur Verfügung stellt. Im Gegenzug gewährt man Google quasi unbemerkt Zugriff auf die eigenen Vorlieben. Im Endeffekt bezahlt man Google damit nicht nur via der erzielten Werbeeinnahmen, sondern auch dafür, dass das Unternehmen auf ein riesiges Wissensreservoir über die Nutzer zugreifen kann. Und dann ist Wissen Macht.
Kloiber: Wieso hat dann die EU die Übernahme gebilligt?
Schuler: Weil die Wettbewerbskommission der EU diese Entscheidung getroffen hat. Sie prüft nur, ob ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung in Europa erlangen würde. Im Falle von Google und Doubleclick vertritt sie die Auffassung, dass dem nicht so ist. Deshalb spielten die Datenschutzprobleme, auf die unter anderem auch die liberale holländische Abgeordnete Sophie in ´t Veld aufmerksam gemacht hatte, keine Rolle bei der Entscheidung.
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Marcus Schuler: Google verdient sein Geld ja mit Textanzeigen, die entweder auf den Google-Suchergebnisseiten oder auf anderen Internet-Seiten eingeblendet werden. Jeder, der eine Internetseite hat, egal ob man Privatperson ist oder ein Großkonzern, kann die Google-Textanzeigen bei sich einbauen und Geld damit verdienen, sofern ein Nutzer auf diese Anzeige klickt. Doubleclick liefert auch Werbung aus. Großer Unterschied: Das New Yorker Unternehmen vertreibt grafisch aufwändig gestaltete Anzeigen. Aber nicht nur das: Die Firma bietet Software und Dienstleistungen für Internet-Anzeigen und E-Mail-Marketing an, berät also Unternehmen, die gezielt Werbung im Netz schalten wollen. In diesem Segment gehört Doubleclick zu den größten Online-Anzeigen-Mittlern weltweit.
Kloiber: Google hat Doubleclick für 3,1 Milliarden Dollar gekauft, das ist der bislang größte Zukauf in der Firmengeschichte von Google. Schöne Werbeanzeigen ist sicherlich nicht der einzige Grund, weshalb Google zugeschlagen hat?
Schuler: Es ist die ausgefeilte Technik, die Doubleclick so interessant für Google gemacht hat. Denn Doubleclick ist ebenso wie Google auch ein großer Datensammler. Und das funktioniert so: Geht man auf eine Internetseite, auf der sich ein von Doubeclick ausgeliefertes Werbebanner befindet, wird automatisch gespeichert, von welchem Computer die Anfrage kam. Es spielt dabei keine Rolle, ob man auf die Anzeige geklickt hat oder nicht. Gleichzeitig wird ein so genannter Cookie, zu deutsch Keks, auf dem eigenen Rechner installiert. Als Otto-Normalverbraucher merkt man beim Surfen im Netz überhaupt nicht, dass solch ein Cookie auf der heimischen Festplatte installiert wurde. Die Aufgabe dieses Cookies ist ganz einfach: Es protokolliert das Surfverhalten. Immer wenn man als Nutzer auf einer Seite landet, auf der sich auch eine Doubleclick-Anzeige befindet, und das sind nicht wenige, wird diese Information an die zentrale Datenbank von Doubleclick übermittelt. Es bedarf also wenig Phantasie, dass sich mit dieser Technik ein ziemlich umfassendes Surfprofil erstellen ließe.
Kloiber: Sie sagten gerade "ließe" - heißt das, Doubleclick wertet die gewonnen Daten nicht in Gänze aus?
Schuler: So jedenfalls stellt es Doubeclick dar. Man sammle die Daten nur für die Werbekunden, um diese besser beraten zu können. Doch wer sind diese Werbekunden? Doubleclick selbst sagt, man arbeite für die zehn größten Markenhersteller weltweit, ebenso wie für mehr als Zweidrittel der größten Werbeagenturen sowie für die populärsten Internetseiten in Europa und den USA. Google speichert jede Anfrage, egal ob Suche oder Klick auf eine Anzeige, für zwei Jahre. Mit Doubeclick stößt Google nun auch auf Seiten vor, wo es vorher nicht präsent war.
Kloiber: Das heißt, die Datenbestände von Google wachsen noch weiter an?
Schuler: Genau. Jeden Tag nutzen Millionen von Menschen die Suchmaschine von Google. Im Monat werden fünf Milliarden Suchanfragen bei Google eingetippt. Jeden Tag rufen Millionen Menschen ihre kostenlose Google-Mail ab, arbeiten mit der kostenlosen Bürosoftware von Google und sie nutzen die kostenlose Routenplanung und überall weiß Google, was man wie und wo und wann im Netz getan hat. Kritiker von Google sagen deshalb, dass soviel Informationsmacht in der Hand eines Unternehmens nicht gut ist.
Kloiber: Will sagen: Zur Strategie von Google gehört es, die Menschen durch kostenlose Angebote an sich zu binden?
Schuler: So könnte man es sagen. Google will die Nutzer möglichst umfangreich an sich binden. Das geht am leichtesten, in dem man kostenlose Tools, Programme, Dienste, etc. zur Verfügung stellt. Im Gegenzug gewährt man Google quasi unbemerkt Zugriff auf die eigenen Vorlieben. Im Endeffekt bezahlt man Google damit nicht nur via der erzielten Werbeeinnahmen, sondern auch dafür, dass das Unternehmen auf ein riesiges Wissensreservoir über die Nutzer zugreifen kann. Und dann ist Wissen Macht.
Kloiber: Wieso hat dann die EU die Übernahme gebilligt?
Schuler: Weil die Wettbewerbskommission der EU diese Entscheidung getroffen hat. Sie prüft nur, ob ein Unternehmen eine marktbeherrschende Stellung in Europa erlangen würde. Im Falle von Google und Doubleclick vertritt sie die Auffassung, dass dem nicht so ist. Deshalb spielten die Datenschutzprobleme, auf die unter anderem auch die liberale holländische Abgeordnete Sophie in ´t Veld aufmerksam gemacht hatte, keine Rolle bei der Entscheidung.
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