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Branchentreff der Obstproduzenten

Beim Kauf von Obst und Gemüse im Supermarkt haben die Kunden zu wenig Auswahl: Obwohl immerhin 211 Kartoffelsorten und sogar 480 Sorten Möhren zugelassen sind, biete der Handel nur wenige davon an, kritisierte der Bundesverband der Verbraucherzentralen. Außerdem seien die Informationen zu den einzelnen Sorten zu dürftig. Größer dürfte die Auswahl bei der Messe "Fruit Logistica" sein: 1300 Aussteller aus 60 Ländern sorgen für Vielfalt. Heute früh hat sie ihre Tore geöffnet.

Von Dieter Nürnberger | 10.02.2005
    Bei diesem jährlichen Branchentreff geht es um, wie der Name der Messe schon verrät, sämtliche Aspekte bei der Herstellung, der Verarbeitung, der Lagerung und auch dem Transport von Früchten. Es geht somit um die Kette von der Herstellung bis in die Regale der Supermärkte. Und auch die Politik setzt hier natürlich ab und an neue Maßstäbe, auf die die Branche dann reagieren muss. Ein Beispiel nennt Günter Schweinsberg, der Geschäftsführer des Magazins Fruchthandel:

    Die große Rolle spielt hier vor allem die Rückverfolgbarkeit. Die ist ja gesetzlich seit dem 1. Januar vorgeschrieben. Um die müssen sich jetzt alle Firmen bemühen. Das ist zuweilen eine recht komplizierte Sache, denn die Früchte kommen von sehr weit her, und man muss eine lückenlose Rückverfolgbarkeit garantieren. Für den Fall, dass irgendwas mal nicht in Ordnung ist.

    Somit geht es also in diesem Jahr auch um den immer wichtiger werdenden Aspekt der Verbrauchersicherheit. Die Fruit Logistica war ja bis vor zwei Jahren ein Teil der Grünen Woche, dieser weltgrößten Ernähungs- und Agrarschau, die vor 10 Tagen zu Ende ging. Aber man hatte beim Veranstalter festgestellt, dass dieser Logistikteil eine große Wachstumsbranche ist – somit ist diese Fachmesse nun eigenständig geworden. Mit Erfolg, sagt Raimund Hosch – der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin:

    Es hat sich sehr gut bewährt, denn weder die Grüne Woche noch die Fruit Logistica konnten hier auf unserem Gelände noch wachsen. Seit der Entkopplung sind beide Messen größer geworden. Die Fruit Logistica sogar sensationell – mit Zuwachsraten bei den Ausstellern um die 20 Prozent, bei der vermieteten Fläche sogar ein Plus von 30 Prozent. Das ist schon grandios. Es geht ja darum, genau zum richtigen Zeitpunkt frische Produkte an den Verbraucher zu liefern, die ganze Logistik zu bewerkstelligen.

    Und genauso wie auf der Grünen Woche unternimmt inzwischen auch die Verbraucher- und Agrarministerin Renate Künast zu Beginn der Ausstellung einen Rundgang durch die Messehallen. Auch dies zeigt die gewachsene Bedeutung dieser Spezialschau. Alle weltweit agierenden Fruchthandelsunternehmen sind hier vertreten – und somit gibt es hier für Renate Künast nicht nur wichtige Gesprächstermine, sondern auch Interessantes oder Neues im Sortiment der Händler:

    Ich möchte sehen, wie sich der ganze Obst- und Gemüsemarkt modernisiert. Auch die Frage, welche neuen Sorten es gibt. Und dann freut es mich schon, wenn ich so was sehe. Beispielsweise bei den Neuseeländern – die haben aus der grünen Kiwi, die ja immer etwas säuerlich schmeckte, eine neue Züchtung hervorgebracht: Die Golden Kiwi, eine gelbe Frucht. Die schmeckt etwas süßlicher. Das ist ein klassischer Punkt, wie die Hersteller auf Konsumentenbedürfnisse entsprechend reagieren können.

    Somit gibt es also ab und an auch Neuheiten hier zu sehen, die wohl erst langsam den Siegeszug durch die Regale der Supermärkte und Läden hierzulande antreten werden. Technisch ist da ja auch durch die Nutzung der Gentechnik einiges mehr möglich geworden, auch wenn die grüne Ministerin daran wohl weniger Gefallen finden wird. Weitere Neuheiten hat Fruchthandelexperte Günter Schweinsberg gefunden:

    Es gibt also neue Entwicklungen: Beim Unternehmen "Syngenta" beispielsweise Da sieht man neue Früchte, Kreuzungen zwischen Tomate und anderen Früchten. Diese Produkte haben auch ganz neue Namen, das sind nicht die Früchte, die beispielsweise unsere Großeltern kannten. Die Neuseeländer haben die neue Apfelsorte "Jazz". Dabei ist es für die Produzenten gar nicht so einfach neue Sachen herzustellen. Wir haben sehr niedrige Preise, die Entwicklung kostet aber viel Geld, sie müssen mindestens fünf Jahre lang zu relativ geringen Preisen, und bei neuen Produkten ist auch der Absatz schwierig."

    Es ist also die Leitmesse des weltweiten Fruchthandels hier in Berlin. Und mit Beginn heute wurde auch noch zwei Statistiken veröffentlicht – zum einen werden inzwischen weltweit 1,3 Milliarden Tonnen Obst und Gemüse erzeugt und in Deutschland stieg der entsprechende, jährliche Pro-Kopf-Verbrauch auf 204 Kilogramm.