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Brandenburg
Kein Geld für den Denkmalschutz

Bröckelnde Fassaden, eingestürzte Dächer oder wertvolle Wandmalereien, die unter Feuchtigkeit leiden: In Brandenburg sind viele Denkmale von Verfall bedroht. Und es könnte noch schlimmer kommen, denn auch beim aktuellen Doppelhaushalt wurden keine neuen Gelder für den Denkmalschutz eingeplant.

Von Vanja Budde | 08.06.2015
    Ein Denkmal Friedrich des Großen (1712-1786) - Friedrich II. - in Kloster Zinna
    Ein Denkmal Friedrich des Großen (1712-1786) - Friedrich II. - in Kloster Zinna (picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger)
    Restaurator Bernhard Ziems hat mit dieser Maschine in einer kleinen Kammer des Landesamtes für Denkmalpflege in Wünsdorf einige Tage lang den Sauerstoffgehalt der Luft abgesenkt.
    Nun stellt er eine dünne Blechwand zur Seite und gibt den Blick auf einen antiken Stuhl und einige reich bemalte Altartafeln frei.
    "Aus der Nikolaikirche in Jüterborg. Und die sind deshalb hier, weil es einen akuten Holzwurmbefall vor allem in der Rahmung gab. Und diese Tafeln kommen jetzt nach Dessau in eine Ausstellung."
    Fehlende Mittel
    Ohne diesen Anlass wäre das Triptychon wohl nicht so bald gegen Schädlinge behandelt worden: Bernhard Ziems blutet das Herz, wenn er an all die Schätze denkt, die längst hätten restauriert werden können, wenn es dafür Landesmittel gäbe.
    "Zumal man für die Erhaltung von wertvollen Dingen mitunter gar nicht viel Geld braucht. Aber ein bisschen bräuchte man, ein bisschen was und das regelmäßig und damit könnte man wirklich den Verfall aufhalten, ohne dass jetzt alles gleich neu vergoldet wird."
    In der Restaurierungs-Werkstatt des Landesamtes liegen auf einem weißen Laken geschnitzte Holzteile, teils sind noch Reste von Blattgold und Farben zu erkennen:
    "Wir stehen hier gerade vor einem Gesprenge, das wäre schon längst gemacht, wenn es dafür Geld gegeben hätte."
    Der Schmuckaufsatz des Hochaltares der Marienkirche in Frankfurt/Oder ist Ende des 15. Jahrhunderts entstanden, erklärt Landeskonservator Thomas Drachenberg: ein Kulturerbe von nationalem Rang.
    "Ich weiß nicht, was müssen wir ansetzen an Kosten für dieses Gesprenge?" - "Na, ganz grob, 50.000."
    Langsamer Verfall
    Viele Kommunen und private Eigner im Land sind schon mit viel kleineren Summen überfordert. Und so bröckeln Fassaden von seltenen Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert, regnet es durch eingestürzte Dächer auf wertvolle Wandbemalungen oder es kommt gleich der Abrissbagger, damit an Stelle des Denkmals ein Supermarkt gebaut werden kann. Eine frustrierende Situation für Landeskonservator Drachenberg.
    "Die Denkmale in Brandenburg, die brauchen kontinuierliche Pflege, und wir haben in Brandenburg einen Sanierungs- und Restaurierungsstau dadurch, dass es Jahre lang keine Landesmittel gegeben hat."
    Das Kulturministerium betont die Bedeutung von Denkmalen für die Identitätsstiftung und verweist auf die zwölf Millionen Euro, die beispielsweise die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten alljährlich erhalte. Doch was seit Jahren fehlt, das ist ein Nothilfe-Fonds für die vielen unbekannten Denkmale. Bei 2.000 von ihnen droht nach Schätzung von Experten akuter Verfall und damit unwiederbringlicher Verlust.
    Anja Heinrich, kulturpolitische Sprecherin der oppositionellen CDU-Landtagsfraktion:
    "Was ist denn Brandenburg? Was sagen uns denn Denkmale über Generationen zuvor aus? Da ist Seele, da ist Wissen, und dieses Wissen darf uns nicht verloren gehen. Ich kann davor nur sehr warnen, dieses Thema in die Ecke zu stellen.
    Denn es geht ja nicht darum, dass wir mit diesem Fonds Denkmale mit Konzepten völlig neu errichten und restaurieren, sondern es geht um die Sicherung."
    Nach der bescheidenen Einschätzung von Landeskonservator Drachenberg braucht es mindestens zwei Millionen Euro jährlich, um den schlimmsten Verfall erst einmal zu stoppen und eine zukünftige Nutzung der Denkmale planen zu können.
    "Um die kulturellen Werte, die wir hier haben, sowohl die Kunstgegenstände, als auch die Baudenkmale, als auch die technischen Denkmale, Gartendenkmale, Bodendenkmale - dass man einen kontinuierlichen, kleinen aber feinen Fonds hat, um das Dringendste sofort zu tun und nicht erst so lange zu warten, bis dieses in zehn Jahren zu einem Riesenprojekt werden muss."
    Restmittel für die Sorgenkinder
    Nachdem es im aktuellen Doppelhaushalt aber wieder keinen solchen Fonds gibt, hat die Landesregierung für die größten Sorgenkinder in aller Eile Restmittel zusammen gekratzt: 250.000 Euro in diesem und 500 000 im nächsten Jahr. Ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Der stiefmütterliche Umgang mit dem kulturellen Erbe werfe kein gutes Licht auf Brandenburg, meint die CDU-Politikerin Anja Heinrich:
    "Für diesen Haushalt ist meine Hoffnung dahin gegangen, aber in den nächsten Jahren müssen wir in die Denkmalpflege investieren, wir müssen es schaffen, in einen Denkmalfonds zu investieren, um für nächste Generationen die Möglichkeit zu lassen, das ein oder andere zu retten. Und es ist ja lohnenswert, wenn man durch die Lande geht."