Bettina Klein: Ich hatte vor einigen Stunden die Gelegenheit, mit einer früheren Mitarbeiterin von Ralph Steinman zu sprechen, es ist die Forscherin Katharina Brandl, sie arbeitet am Scripps Institute in der Nähe von San Diego in Kalifornien. Und ich habe sie zunächst gefragt, wie das war für sie, innerhalb eines Tages zu erfahren vom Tode von Ralph Steinman und auch vom Nobelpreis?
Katharina Brandl: Ja, das ist natürlich furchtbar tragisch, vor allem wahnsinnig schade für ihn, dass er diese Nachricht nun nicht miterleben durfte. Und wir sind natürlich alle sehr betroffen, aber es ist natürlich trotzdem eine große Ehre, dass er für seine wunderbare Forschung diesen großartigen Preis erhalten hat.
Klein: Er selbst konnte, so hieß es, durch seine Entdeckungen sein Leben verlängern – er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs –, aber er wurde dennoch nur 68 Jahre alt. Das wirkt auch sehr tragisch irgendwie, dass er sich selbst auch nicht helfen konnte. Ist das sozusagen auch ein Zeichen, dass die Immunforschung eben doch auch noch in den Anfangsschuhen steckt?
Brandl: Natürlich steckt die Immunforschung in den Anfängen, allerdings muss man sagen, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs natürlich heutzutage eine sehr, sehr schlimme und tragische Diagnose ist. Und die Lebenserwartung ist natürlich sehr, sehr gering und die meisten Patienten sterben innerhalb eines Jahres und er hat es zumindest geschafft, mit seiner Immuntherapie sein Leben um vier Jahre zu verlängern, was bei Bauspeicheldrüsenkrebs schon enorm ist, denke ich, eine drei Jahre lebensverlängernde Maßnahme zu erreichen durch die Immuntherapie. Dafür, dass, das alles noch in den Anfängen steckt und noch nicht durch sämtliche Institutionen geprüft worden ist und er das selber gemacht hat, finde ich das sehr beachtlich.
Klein: Erzählen Sie uns, was für ein Mensch war Ralph Steinman, wie war das, mit ihm zusammenzuarbeiten?
Brandl: Steinman ist ein sehr bescheidener Mann, sehr unfassbar liebenswürdiger Mensch. Das war, ich denke, dass er ein sehr, sehr guter Chef ist, ihn zu haben, genau so wie jetzt mit Bruce Beutler, den ich natürlich die letzten drei Jahre sehr gut kennengelernt habe, er ist ein sehr, auch sehr bescheidener Mensch. Und man kann wahnsinnig gut mit ihm zusammenarbeiten. Und ich denke, dass das auch einer der besten Chefs ist, die man haben kann.
Klein: Ist es für Sie angemessen, dass Nobelpreise nicht posthum vergeben werden? In diesem Falle hat man sozusagen beschlossen, dass es bei dieser Preisvergabe bleibt, aber es ist ja schon also irgendwie sehr dramatisch und sehr tragisch sich zu überlegen, wenn das Nobelpreis-Komitee Kenntnis vom Tod von Ralph Steinman gehabt hätte, dann hätte er diesen Preis nicht bekommen.
Brandl: Ja, das ist natürlich eine sehr schwierige Angelegenheit auch mit den Satzungen des Nobelpreises, dass das eben so festgelegt ist und dass das eben die Voraussetzung ist, dass er an keinen Toten verliehen werden kann. Und ich denke, dass es aber trotzdem natürlich sehr fair ist, ihm für seine wissenschaftlichen hervorragenden Leistungen den Nobelpreis zu verleihen.
Klein: Sie haben zusammengearbeitet oder arbeiten zusammen mit zwei Nobelpreisträgern. Was denken Sie, wie weit wird das auch Ihre Arbeit beflügeln möglicherweise?
Brandl: Ich denke, fürs Labor jetzt gerade, im Labor von Bruce Beutler, in dem ich die letzten drei Jahre gearbeitet habe und jetzt noch arbeite, ist natürlich die Stimmung sehr gut, wir sind natürlich sehr motiviert. Es ist natürlich fürs ganze Feld eine enorme Motivation auch, dass einfach die Immuntherapie hier so nominiert wird. Und für uns ist es natürlich sehr motivierend und wir freuen uns alle unglaublich, und vor allem natürlich für Bruce, für den das sicher ein Lebenstraum war, den Nobelpreis zu gewinnen, dass er es nun geschafft hat. Und wir werden weiterhin versuchen, so gut wie möglich mit ihm, für ihn zu arbeiten.
Klein: Sie selbst sind Deutsche, arbeiten in den Vereinigten Staaten. Wenn Sie die Forschungsstandorte vergleichen würden, was ist Ihre Bewertung aus der Praxis?
Brandl: Ja, das ist eine gute Frage. Es ist schwierig zu beantworten, es gibt natürlich auf beiden Seiten Vor- und Nachteile. Ich bin damals vor fünf Jahren in die USA gegangen, weil ich eben die amerikanische Forschungslandschaft kennenlernen wollte. Es gibt dort natürlich sehr große Unterstützung finanzieller Art, wobei die Deutschen jetzt deutlich nachziehen. Es ist also wirklich, wird in Deutschland sehr gut jetzt. In Amerika ist halt ein sehr schönes Miteinander, es gibt keine Hierarchien, es ist alles, man kann mit den Leuten sehr gut sprechen und es ist sehr motivierend, in dieser amerikanischen Forschungslandschaft zu arbeiten. Es sind natürlich sehr tolle Leute dort, sehr berühmte Leute. Aber ich denke, dass Deutschland in den letzten Jahren sehr aufgeholt hat und dass Deutschland sehr attraktiv nun ist auch als Forschungslandschaft, und auch ich bin sehr stark am überlegen, doch früher oder später wieder in die Heimat zurückzukehren.
Klein: Sagt die Wissenschaftlerin Katharina Brandl. Sie hat mit Ralph Steinman zusammengearbeitet und arbeitet heute mit Bruce Beutler zusammen, dem zweiten von drei Nobelpreisträgern.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Katharina Brandl: Ja, das ist natürlich furchtbar tragisch, vor allem wahnsinnig schade für ihn, dass er diese Nachricht nun nicht miterleben durfte. Und wir sind natürlich alle sehr betroffen, aber es ist natürlich trotzdem eine große Ehre, dass er für seine wunderbare Forschung diesen großartigen Preis erhalten hat.
Klein: Er selbst konnte, so hieß es, durch seine Entdeckungen sein Leben verlängern – er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs –, aber er wurde dennoch nur 68 Jahre alt. Das wirkt auch sehr tragisch irgendwie, dass er sich selbst auch nicht helfen konnte. Ist das sozusagen auch ein Zeichen, dass die Immunforschung eben doch auch noch in den Anfangsschuhen steckt?
Brandl: Natürlich steckt die Immunforschung in den Anfängen, allerdings muss man sagen, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs natürlich heutzutage eine sehr, sehr schlimme und tragische Diagnose ist. Und die Lebenserwartung ist natürlich sehr, sehr gering und die meisten Patienten sterben innerhalb eines Jahres und er hat es zumindest geschafft, mit seiner Immuntherapie sein Leben um vier Jahre zu verlängern, was bei Bauspeicheldrüsenkrebs schon enorm ist, denke ich, eine drei Jahre lebensverlängernde Maßnahme zu erreichen durch die Immuntherapie. Dafür, dass, das alles noch in den Anfängen steckt und noch nicht durch sämtliche Institutionen geprüft worden ist und er das selber gemacht hat, finde ich das sehr beachtlich.
Klein: Erzählen Sie uns, was für ein Mensch war Ralph Steinman, wie war das, mit ihm zusammenzuarbeiten?
Brandl: Steinman ist ein sehr bescheidener Mann, sehr unfassbar liebenswürdiger Mensch. Das war, ich denke, dass er ein sehr, sehr guter Chef ist, ihn zu haben, genau so wie jetzt mit Bruce Beutler, den ich natürlich die letzten drei Jahre sehr gut kennengelernt habe, er ist ein sehr, auch sehr bescheidener Mensch. Und man kann wahnsinnig gut mit ihm zusammenarbeiten. Und ich denke, dass das auch einer der besten Chefs ist, die man haben kann.
Klein: Ist es für Sie angemessen, dass Nobelpreise nicht posthum vergeben werden? In diesem Falle hat man sozusagen beschlossen, dass es bei dieser Preisvergabe bleibt, aber es ist ja schon also irgendwie sehr dramatisch und sehr tragisch sich zu überlegen, wenn das Nobelpreis-Komitee Kenntnis vom Tod von Ralph Steinman gehabt hätte, dann hätte er diesen Preis nicht bekommen.
Brandl: Ja, das ist natürlich eine sehr schwierige Angelegenheit auch mit den Satzungen des Nobelpreises, dass das eben so festgelegt ist und dass das eben die Voraussetzung ist, dass er an keinen Toten verliehen werden kann. Und ich denke, dass es aber trotzdem natürlich sehr fair ist, ihm für seine wissenschaftlichen hervorragenden Leistungen den Nobelpreis zu verleihen.
Klein: Sie haben zusammengearbeitet oder arbeiten zusammen mit zwei Nobelpreisträgern. Was denken Sie, wie weit wird das auch Ihre Arbeit beflügeln möglicherweise?
Brandl: Ich denke, fürs Labor jetzt gerade, im Labor von Bruce Beutler, in dem ich die letzten drei Jahre gearbeitet habe und jetzt noch arbeite, ist natürlich die Stimmung sehr gut, wir sind natürlich sehr motiviert. Es ist natürlich fürs ganze Feld eine enorme Motivation auch, dass einfach die Immuntherapie hier so nominiert wird. Und für uns ist es natürlich sehr motivierend und wir freuen uns alle unglaublich, und vor allem natürlich für Bruce, für den das sicher ein Lebenstraum war, den Nobelpreis zu gewinnen, dass er es nun geschafft hat. Und wir werden weiterhin versuchen, so gut wie möglich mit ihm, für ihn zu arbeiten.
Klein: Sie selbst sind Deutsche, arbeiten in den Vereinigten Staaten. Wenn Sie die Forschungsstandorte vergleichen würden, was ist Ihre Bewertung aus der Praxis?
Brandl: Ja, das ist eine gute Frage. Es ist schwierig zu beantworten, es gibt natürlich auf beiden Seiten Vor- und Nachteile. Ich bin damals vor fünf Jahren in die USA gegangen, weil ich eben die amerikanische Forschungslandschaft kennenlernen wollte. Es gibt dort natürlich sehr große Unterstützung finanzieller Art, wobei die Deutschen jetzt deutlich nachziehen. Es ist also wirklich, wird in Deutschland sehr gut jetzt. In Amerika ist halt ein sehr schönes Miteinander, es gibt keine Hierarchien, es ist alles, man kann mit den Leuten sehr gut sprechen und es ist sehr motivierend, in dieser amerikanischen Forschungslandschaft zu arbeiten. Es sind natürlich sehr tolle Leute dort, sehr berühmte Leute. Aber ich denke, dass Deutschland in den letzten Jahren sehr aufgeholt hat und dass Deutschland sehr attraktiv nun ist auch als Forschungslandschaft, und auch ich bin sehr stark am überlegen, doch früher oder später wieder in die Heimat zurückzukehren.
Klein: Sagt die Wissenschaftlerin Katharina Brandl. Sie hat mit Ralph Steinman zusammengearbeitet und arbeitet heute mit Bruce Beutler zusammen, dem zweiten von drei Nobelpreisträgern.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.