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Brennen mit Haken und Ösen

CD-Brenner sind schon lange in vielen heimischen PCs fester Bestandteil und bescheren der Musikbranche schlaflose Nächte. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten lassen sich damit heute problemlos etwa identische Kopien von Software und Schlagerscheiben anfertigen. Eine ähnliche Situation entwickelt sich jetzt auch bei der DVD. Nach der lediglich lesbaren Multimedia-Platte kommen jetzt zunehmend auch DVD-Schreiber in den Handel. Allerdings trüben unterschiedliche Standards die schöne neue Welt gigantischer Datenspeicher für den PC.

22.12.2002
    Längst stapeln sich auf den Schreibtischen vieler PC-Nutzer die selbstgebrannten CDs und beherbergen dauerhaft und in bester Qualität Musiksammlungen, diverse Fotoalben oder auf ein Minimum zusammengequetschte Videos. Also muss schnell mehr Speicherplatz her. Was also läge da näher, als einen der vollmundig angepriesenen DVD-Schreiber anzuschaffen. Während aber der Markt nach solchen Kapazitätswundern geradezu schreit, verharrt die Industrie weiter in einem wahren Dschungel unterschiedlicher Formate, die den Austausch der Medien untereinander nahezu zu einem Ding der Unmöglichkeit machen. Ein Beispiel dafür ist etwa das so genannte DVD-Ram - eine Scheibe, eingepfercht in eine feste Hülle, die nur in einem eigenen Laufwerk gelesen werden will. Daneben existieren Systeme, die bisherigen CD-Rohlingen ähneln und rund 4,7 Gigabyte Daten aufnehmen. Allerdings köchelt dabei jeder Hersteller sein eigenes Süppchen: Inkompatible Formate wie "DVD-RW" oder "DVD+RW" sind das traurige Ergebnis.

    Zwar sind solche Scheiben mehrfach beschreibbar, doch je nach System verweigert der heimische DVD-Standalone-Spieler mitunter das Lesen, da er nicht alle Schreibmethoden erfassen kann. Wer etwa auf einem DVD-RW-Rohling seine Lieblings-Soap sammeln möchte, muss sich gedulden, bis die Platte entweder mit Folgen gefüllt ist oder kostbaren Speicher verschenken, denn zum Abspielen im DVD-Player muss die Scheibe erst "finalisiert" – endgültig abgeschlossen – werden. Dieses Manko weist DVD+RW nicht mehr auf – auch "angebrochene" Rohlinge können abgespielt werden, bevor ihre Kapazität voll ausgeschöpft ist. Ein Ausweg aus der Format-Falle sind so genannte Multinorm-DVD-Schreiber, die sowohl DVD-RW als auch DVD+RW erstellen können. Erste derartige Modelle dazu sind bereits im Handel. Wer selber DVDs beschreiben möchte, muss sich dafür finanziell nicht völlig verausgaben: Für rund 300 Euro sind solche Geräte bereits zu haben.

    Schwieriger gestaltet sich indes die heimische Produktion der DVD mit den gesammelten Urlaubsvideos oder gar der Sicherheitskopie eines Hollywoodstreifens. Das erste Problem ist dabei der ausreichende Platz auf der Festplatte, denn 4,7 zu brennende Gigabyte wollen schließlich aufbereitet werden. Überdies enthält eine industrielle DVD noch mehr Daten als der Rohling zu fassen vermag. Überflüssige Tonspuren etwa oder Schauspieler-Interviews gilt es also zunächst zu beseitigen. Eine unangenehme Schwierigkeit droht dann schließlich mitunter beim eigentlichen Schreibvorgang: Weil mitunter DVD-Autorenprogramme noch nicht mit brandneuen Schreibern zurecht kommen, ergeben sich Fehler, die unter Umständen erst beim Begutachten des Endproduktes auffallen. Dann gilt es, Treiber und Software auf den aktuellen Stand zu bringen oder ganz auf bestätigt kompatible Software umzusteigen.

    Im Folgenden möchten wir Ihnen eine kurze Übersicht über die DVD-Technik, ihre Formate sowie eine Auswahl an Geräten geben.

    Produkte im Test:

    Philips DVD RW 228- +R /+RW Computerlaufwerk

    Philips DVDR 890

    NEC ND 1100 –R/Ram/-RW Computerlaufwerk

    Panasonic LF-D521 Computerlaufwerklaufwerk

    Pioneer DVR 7000

    Casablanca Prestige 80 GB Festplatte DVD –R/-RW

    Panasonic DRM-HS2

    Die verschiedenen Formate:

    Die DVD soll ja nicht nur Speicher für Spielfilme sein, sondern auch als Datenträger dienen. Vor diesem Hintergrund sollte eine DVD so kompatibel sein, dass sie in Computerlaufwerken und Standalone-DVD-Playern gleichermaßen läuft. Durch die verschiedenen Standards, die die Industrie hervorgebracht hat, ist das nicht der Fall. Während die Film DVDs im wesentlichen auf allen Geräten laufen, ist das bei einmal oder mehrfach bespielbaren Medien nicht der Fall. Je nach Aufzeichnungsverfahren wird maximal eine Kompatibilität von 80 Prozent erreicht.

    Die Standards:

    DVD R und + R sind einmal beschreibbare Medien. DVD-RAM, DVD +RW und DVD RW oder auch – RW sind mehrfach wiederbeschreibbar. Sie Speichern derzeit 4,7 Gigabyte, das entspricht zwei Stunden Spielfilm. Beim Ram Format gibt es doppelseitige Scheiben. Das Aufnahmeverfahren, Phase Change, ist im wesentlichen das gleiche, das für wiederbeschreibbare CD´s eingesetzt wird. Die Unterschiede liegen in der Logik, also wie die Daten au der Oberfläche verteilt werden, wo und wie das Inhaltsverzeichnis angelegt wird.

    Ram läuft im wesentlichen nur in Ram Laufwerken, zumal der Datenträger in einer Cartridge ist. DVD Rams ohne Cartridge laufen nur in DVD Playern, die ausdrücklich Ram kompatibel sind.

    -R - kompatibel mit den meisten (auch älteren) DVD Playern. Langsame Schreibgeschwindigkeit

    +R - nicht mit allen Playern kompatibel, Ein Softwareupdate kann nötig sein

    -RW - muss finalisiert werden, um in den meisten Playern zu laufen. Um nach dem Finalisieren wieder zu beschreiben, muss die Scheibe unter Löschen aller Daten formatiert werden. Pioneer hat nach eigenen Angaben einen Player auf der Markt gebracht, der maximal 4x schreiben kann.

    +RW - läuft auch ohne Finalisierung in den meisten Playern, Derzeit mit 2,4facher Geschwindigkeit beschreibbar. Dafür gibt es weitere Unterschiede. Zum Beispiel tut sich das +RW Format schwer, wenn ein Film aus der Mitte einer DVD gelöscht wird. Es ist dann nicht ohne weiteres diese Lücke mit einem neuen Film passgenau auszufüllen.

    Alle Formate sind auch für Daten nutzbar.

    Derzeit hat +R/+RW in Sachen Verbreitung die Nase vorn.

    Ob eine DVD kompatibel ist, hat aber nicht etwas mir dem Verfahren zu tun. So ist auch die Brennsoftware entscheidend. Soll beispielsweise ein am PC geschnittener Film auf DVD ausgegeben werden, so kann die Software einen Streich spielen. So waren im Test vom Philips DVD RW 228 in Kombination mit dem Ulead Videostudio 6 zwar alle Bilddaten mit Menü auf der Scheibe. Nicht aber der Ton. Mit dem beigelegten Brennprogramm von Sonic gab es keine Probleme. Auch liefen die in verschiedenen System aufgenommenen Scheiben teilweise nicht in allen Laufwerken. Dabei machte es keinen Unterschied, ob dies Standalone-Geräte oder in Computer integrierte Laufwerke waren. In der Praxis heißt das, dass man seine Kombination aus Soft- und Hardware gründlich austesten muss. Das ist eine sehr unbefriedigende Aussage. Nur ist leider bei der Anzahl an verschiedenen Standards - keine präzisere Aussage möglich.

    Die Industrie will dem Problem mit Kombilaufwerke zu Leibe rücken. So bringt NEC ein Drive für alle Standards bis auf Ram heraus. Es können also alle Rohlinge verwendet werden. Das erlaubt zumindest, dass auf einem Gerät die meisten Standards geschrieben werden können.

    Soll man sich bei dem von der Industrie hausgemachten Standardwirrwar überhaupt einen Brenner kaufen? Ja, aber nur wenn man wirklich einen braucht. Ein sinnvolles Gerät ist der Panasonic Festplatten-DVD-Recorder. Hier kann man 52 Stunden auf die integrierte Festplatte aufnehmen. Filme, die man behalten möchte, können auf DVD –R gesichert werden. Der Nachteil: Um das wiederbeschreibbare Format DVD Ram im Computer lesen zu können, braucht man das entsprechende Laufwerk. Wer nicht unbedingt jetzt einen DVD Brenner braucht, sollte warten. Bereits im nächsten Jahr sollen Prototypen des einheitlichen Blue Ray Standards vorgestellt werden. So entwickelt Sony einen blauen Laser. Auf einer Scheibe haben dann 30 Gigabyte Platz. Das Verfahren ist also der Nachfahre der DVD. Allerdings ist die Blue Ray Disk nicht kompatibel mit heutigen DVD Playern - das sind die heutigen wiederbeschreibbaren DVDs allerdings nicht einmal untereinander.

    [Quelle: Wolfram Koch]