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Brexit
Spaniens König will Frieden rund um Gibraltar

Wenn ein König eine Königin besucht, gibt es schöne Bilder: Spaniens Felipe und Letizia sind zu Gast in London und sie wurden von der Queen mit royalem Pomp empfangen. Doch beim Besuch in Großbritannien geht es auch um ein heikles Thema: Was wird aus Gibraltar, dem britischen Überseegebiet auf der iberischen Halbinsel, wenn der Brexit kommt?

Von Oliver Neuroth | 13.07.2017
    Mit königlichen Parade, wird König Felipe von Spanien zu Beginn seines dreitägigen Besuchs in Großbritannien begrüßten.
    Mit einer königlichen Parade wird König Felipe von Spanien zu Beginn seines dreitägigen Besuchs in Großbritannien begrüßt. (imago stock&people)
    Den berühmten Affen auf dem Felsen von Gibraltar dürfte egal sein, wie es um das Verhältnis zwischen Spanien und Großbritannien steht. Hauptsache, es kommen weiterhin Touristen auf die Halbinsel und bringen Nüsse als Affenfutter mit. Rosa ist dagegen weniger entspannt. Die Spanierin lebt in Gibraltar, ist mit einem "Gibraltareño" verheiratet.
    Ein Ehepaar aus Gibraltar.
    Die Spanierin Rosa lebt in Gibraltar und ist mit Damon, einem "Gibraltareño", verheiratet. (Oliver Neuroth )
    Sie blickt vom Affenfelsen hinüber in ihre Heimat, die nur zwei, drei Kilometer Luftlinie entfernt liegt: "Dahinten ist der Ort La Linea de la Concepción, also schon Spanien. Alles befindet sich hier auf sehr wenig Raum. Noch ist es für uns leicht, die Grenze zu überqueren und Freunde drüben zu treffen oder die Familie. Aber ich befürchte, dass es nach dem Brexit sehr kompliziert wird."
    Vetorecht für Spanien
    Ende April haben die EU-Staaten ein Vetorecht für Spanien in den Brexit-Verhandlungen beschlossen. Das wird das Leben auf der Halbinsel wohl verändern: Die Regierung in Madrid könnte zum Beispiel durchsetzen, dass neue Handelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien für Gibraltar nicht gelten - was den Personen- und Warenverkehr deutlich einschränken würde. Damon, Rosas Ehemann, kann diese Sonderrolle Spaniens nicht nachvollziehen: "Wir sind damit nicht glücklich. Bisher mussten wir uns als Teil Großbritanniens schließlich an alle Verpflichtungen der EU halten. Jetzt sollten uns neue Abkommen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich auch einen Nutzen bringen, das wäre nur fair. Und der richtige Weg, jetzt fortzufahren."
    Wie angespannt auch politisch die Lage zwischen Großbritannien und Spanien ist, zeigen die vergangenen Monate: Konservative britische Hardliner deuteten in Interviews an, dass Großbritannien sogar in den Krieg ziehen würde, um Gibraltar zu verteidigen. Wenig später fuhr ein spanisches Kriegsschiff in den Gewässern vor Gibraltar - in einer Zone, die sowohl Spanien als auch Großbritannien für sich beansprucht. Ein Höhepunkt im Säbelrasseln.
    Weicher Brexit?
    Der spanische König Felipe versucht nun, die Situation zu entspannen. Bei seinem Besuch im britischen Parlament sagte er gestern Abend: "Es ist wahr, dass es in unserer fruchtbaren gemeinsamen Geschichte auch Rivalitäten gab, Dispute. Aber unseren Regierungen und der Bevölkerung ist es gelungen, dass all das der Vergangenheit angehört. Ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Entschlossenheit auch unsere Streitigkeiten über Gibraltar lösen können. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Regierungen Vereinbarungen ausarbeiten werden, die für alle Beteiligten akzeptabel sind."
    Gibraltar: Der 4,8 Kilometer lange und 425 Meter hohe Fels ist ein britisches Überseegebiet an der Südspitze der Iberischen Halbinsel.
    Gibraltar: Der 4,8 Kilometer lange und 425 Meter hohe Fels ist ein britisches Überseegebiet an der Südspitze der Iberischen Halbinsel. (Oliver Neuroth)
    Die Einwohner von Gibraltar hoffen, dass im Zuge der Brexit-Verhandlungen Regelungen gefunden werden, die ihr bisheriges Leben nicht völlig auf den Kopf stellen. 96 Prozent von ihnen haben beim Brexit-Referendum für einen Verbleib in der EU gestimmt. Sie fühlen sich wohl in ihrem kleinen Großbritannien auf der Iberischen Halbinsel - mit englischen Pubs und Straßenschildern; dazu ein nachbarschaftliches Verhältnis zu Spanien.
    "We want the softest Brexit as possible"
    Damon wünscht sich einen möglichst "soften" Brexit. Und seine Frau Rosa zählt darauf, dass ein unproblematischer Grenzverkehr weiterhin möglich sein wird.
    Frieden auf dem Papier
    "Ich fahre ein, zwei Mal die Woche zu meiner Familie nach Spanien - meine Kinder ebenfalls. Sie wachsen zweisprachig auf, sprechen Spanisch und Englisch. Wenn sie von ihren Großeltern getrennt würden, ich von meinen Eltern, wäre das ein Trauma."
    Wie wichtig dem spanischen Königshaus das Thema Gibraltar offenbar ist, zeigt eine Pressemitteilung der königlichen Akademie, die gestern über die spanische Nachrichtenagentur EFE verbreitet wurde - anlässlich des Königsbesuchs in London: Es geht um das spanische Wort für Fels, "Peñon", das Spanier gerne als Synonym für Gibraltar verwenden. Die Akademie weist darauf hin, dass das Substantiv "Peñon" mit einem großen "P" geschrieben wird, wenn es alleine steht - und mit einem kleinen "p", wenn es heißt "peñon de Gibraltar". Der König will Frieden rund um Gibraltar - und der soll schon auf dem Papier anfangen.