Rita Süßmuth, einst Präsidentin des Deutschen Bundestages, spricht über europäische Integration, über eine zukünftige Mitgliedschaft von Rumänien und Bulgarien in der Europäischen Union. Einige Studenten schreiben mit; sie können das, was da gesagt wird, für die nächste Hausarbeit brauchen. Zu ihnen gehört die Rumänin Silvia Iuga:
Ich studiere Europawissenschaften. Und dieses Studium ist für europäische Integration, über europäische Union. Wir lernen über Geschichte, Europas Geschichte, über Economy, über Euro, Kultur auch.
Europawissenschaften ist eines von zunächst zwei Fächern, die im Rahmen des grenzüberschreitenden "Bulgarisch-Rumänischen Interuniversitären Europazentrums", kurz "Brie", gelehrt wird. Die Vorlesungen finden in der Regel in der bulgarischen Hochschule Russe statt, während der zweite Brie-Studiengang nur ein paar Kilometer entfernt, nämlich in der rumänischen Donaustadt Giurgiu, angesiedelt ist: Business-Informatik. Und auch dort ist das Studienangebot sehr europäisch ausgerichtet.
Wir hatten im ersten Semester bereits Vorlesungen auf Englisch. Dabei lernen wir vor allem auch die jeweiligen Fremdsprachenbegriffe, die wir beim Schreiben von Computerprogrammen benötigen. Im zweiten Semester haben wir mit Deutsch begonnen, und wir hoffen natürlich, unsere Englisch-Kenntnisse weiter zu verbessern.
so Roxana Cocea aus Bukarest. Hinzu kommen wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen, die auf ganz spezifische ökonomische EU-Besonderheiten eingehen. Stichwort: Einführung des Euro. Ganz wichtig: Die Dozenten reisen nicht nur aus allen Teilen Rumäniens und Bulgariens an, sondern auch sehr häufig aus Deutschland. Denn von dort wird der Großteil des "Brie-Projektes" finanziert. 500 000 Euro fließen über mehrere Jahre verteilt aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums und des Balkan-Stabilitätspaktes in die rumänisch-bulgarische Donauregion, hinzu kommen weitere 400 000 Euro von der Hertie-Stiftung . Knapp 100 Studenten vornehmlich aus Rumänien und Bulgarien belegen derzeit die beiden Fächer "Europawissenschaften" und "Business-Informatik"; in wenigen Jahren sollen es bereits knapp 500 sein. Die Studenten von heute sehen sich bereits jetzt als eine Art 'Balkan-Elite' von morgen. Kitta Bonceva aus Bulgarien, die Europa-Wissenschaften belegt hat, schmiedet bereits im zweiten Semester Karrierepläne.
Vielleicht kann ich in einem Außenministerium arbeiten oder in Brüssel, um meinem Land zu helfen.
Einige, vor allem unter den angehenden "Business-Informatiker", werden ihr Land möglicherweise aber nach dem Studium verlassen; in diesem Bereich winken gut bezahlte Jobs im Ausland. Projektkoordinator Gerhard Duda von der Hochschulrektorenkonferenz:
Die Gefahr besteht immer; das muss man offen sagen. Wir können das Gehaltsgefälle zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und diesen Ländern nicht verändern. Aber letztlich gilt hier das Prinzip Hoffnung. Aber die Leute haben sicherlich auch hier in der aufstrebenden Industrie eine Chance, in solchen Betrieben in Rumänien zu arbeiten. Und sie sind dann natürlich für die deutschen Betriebe ein Geschenk.
Studenten und Dozenten plagen im Alltag des Studienbetriebes dagegen ganz praktische Probleme: Wer vom Brie-Zentrum auf rumänischer Seite mal schnell zum Brief-Zentrum auf bulgarischer Seite muss, bleibt zuweilen an quälend langen Grenzkontrollen hängen. Und sind die endlich vorbei, kommt es vor, dass je nach Laune der Kontrolleure horrende Gebühren für das Überqueren der Donaubrücke zwischen Russe und Giurgiu abkassiert werden. Und überhaupt, die Finanzen: Nur ein Teil der Studenten bekommt Stipendien. Der Rest muss zahlen - 400 Dollar Studiengebühren pro Jahr, plus Wohnung, plus Essen, plus Busfahrschein und eventuell Brückenzoll. Aurelia-Zaharia Moto studiert im Brie-Zentrum Business-Informatik:
Wir brauchen so um die 150 Dollar im Monat. Und das ist für Rumänien alles andere als einfach. Das ist da schon mehr als das Mindestgehalt in unserem Land. Also die Finanzierung ist schon ziemlich schwer, aber es lohnt sich.
Viele Brie-Studenten jobben, einige werden von ihren Eltern unterstützt. Immerhin verbringen alle, als Teil des Studiums, ein paar Monate an einer deutschen Hochschule. Dieser Aufenthalt wird finanziert - kein Wunder, dass sich im rumänisch-bulgarischen Brie-Zentrum die Anfrage nach Studienplätzen häufen. Und immerhin: Die Planungen sehen, so Gerhard Duda von der Hochschulrektorenkonferenz, die Einrichtung eines dritten Studiengangs bereits im Oktober nächsten Jahres vor:
Die Fachhochschule Gelsenkirchen beabsichtigt, einen Studiengang, der sich mit Unternehmensgründung beschäftigt, das heißt mit der Frage, wie kann ich Firmen gründen, wie erreiche ich Innovationen in kleinen und neuen Betrieben, hier aufzubauen. Es gibt einen solchen Studiengang bereits seit geraumer Zeit an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Er ist hier akkrediert worden. Und wir möchten ihn mit einzelnen Modulen hierher übertragen. Das rumänische Bildungsministerium hat heute in der Beiratssitzung verkündet, dass sie sehr an diesem Studiengang interessiert ist, weil auch das ein neues Konzept ist für Rumänien.
Links zum Thema:
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Ich studiere Europawissenschaften. Und dieses Studium ist für europäische Integration, über europäische Union. Wir lernen über Geschichte, Europas Geschichte, über Economy, über Euro, Kultur auch.
Europawissenschaften ist eines von zunächst zwei Fächern, die im Rahmen des grenzüberschreitenden "Bulgarisch-Rumänischen Interuniversitären Europazentrums", kurz "Brie", gelehrt wird. Die Vorlesungen finden in der Regel in der bulgarischen Hochschule Russe statt, während der zweite Brie-Studiengang nur ein paar Kilometer entfernt, nämlich in der rumänischen Donaustadt Giurgiu, angesiedelt ist: Business-Informatik. Und auch dort ist das Studienangebot sehr europäisch ausgerichtet.
Wir hatten im ersten Semester bereits Vorlesungen auf Englisch. Dabei lernen wir vor allem auch die jeweiligen Fremdsprachenbegriffe, die wir beim Schreiben von Computerprogrammen benötigen. Im zweiten Semester haben wir mit Deutsch begonnen, und wir hoffen natürlich, unsere Englisch-Kenntnisse weiter zu verbessern.
so Roxana Cocea aus Bukarest. Hinzu kommen wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen, die auf ganz spezifische ökonomische EU-Besonderheiten eingehen. Stichwort: Einführung des Euro. Ganz wichtig: Die Dozenten reisen nicht nur aus allen Teilen Rumäniens und Bulgariens an, sondern auch sehr häufig aus Deutschland. Denn von dort wird der Großteil des "Brie-Projektes" finanziert. 500 000 Euro fließen über mehrere Jahre verteilt aus dem Etat des Bundesforschungsministeriums und des Balkan-Stabilitätspaktes in die rumänisch-bulgarische Donauregion, hinzu kommen weitere 400 000 Euro von der Hertie-Stiftung . Knapp 100 Studenten vornehmlich aus Rumänien und Bulgarien belegen derzeit die beiden Fächer "Europawissenschaften" und "Business-Informatik"; in wenigen Jahren sollen es bereits knapp 500 sein. Die Studenten von heute sehen sich bereits jetzt als eine Art 'Balkan-Elite' von morgen. Kitta Bonceva aus Bulgarien, die Europa-Wissenschaften belegt hat, schmiedet bereits im zweiten Semester Karrierepläne.
Vielleicht kann ich in einem Außenministerium arbeiten oder in Brüssel, um meinem Land zu helfen.
Einige, vor allem unter den angehenden "Business-Informatiker", werden ihr Land möglicherweise aber nach dem Studium verlassen; in diesem Bereich winken gut bezahlte Jobs im Ausland. Projektkoordinator Gerhard Duda von der Hochschulrektorenkonferenz:
Die Gefahr besteht immer; das muss man offen sagen. Wir können das Gehaltsgefälle zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und diesen Ländern nicht verändern. Aber letztlich gilt hier das Prinzip Hoffnung. Aber die Leute haben sicherlich auch hier in der aufstrebenden Industrie eine Chance, in solchen Betrieben in Rumänien zu arbeiten. Und sie sind dann natürlich für die deutschen Betriebe ein Geschenk.
Studenten und Dozenten plagen im Alltag des Studienbetriebes dagegen ganz praktische Probleme: Wer vom Brie-Zentrum auf rumänischer Seite mal schnell zum Brief-Zentrum auf bulgarischer Seite muss, bleibt zuweilen an quälend langen Grenzkontrollen hängen. Und sind die endlich vorbei, kommt es vor, dass je nach Laune der Kontrolleure horrende Gebühren für das Überqueren der Donaubrücke zwischen Russe und Giurgiu abkassiert werden. Und überhaupt, die Finanzen: Nur ein Teil der Studenten bekommt Stipendien. Der Rest muss zahlen - 400 Dollar Studiengebühren pro Jahr, plus Wohnung, plus Essen, plus Busfahrschein und eventuell Brückenzoll. Aurelia-Zaharia Moto studiert im Brie-Zentrum Business-Informatik:
Wir brauchen so um die 150 Dollar im Monat. Und das ist für Rumänien alles andere als einfach. Das ist da schon mehr als das Mindestgehalt in unserem Land. Also die Finanzierung ist schon ziemlich schwer, aber es lohnt sich.
Viele Brie-Studenten jobben, einige werden von ihren Eltern unterstützt. Immerhin verbringen alle, als Teil des Studiums, ein paar Monate an einer deutschen Hochschule. Dieser Aufenthalt wird finanziert - kein Wunder, dass sich im rumänisch-bulgarischen Brie-Zentrum die Anfrage nach Studienplätzen häufen. Und immerhin: Die Planungen sehen, so Gerhard Duda von der Hochschulrektorenkonferenz, die Einrichtung eines dritten Studiengangs bereits im Oktober nächsten Jahres vor:
Die Fachhochschule Gelsenkirchen beabsichtigt, einen Studiengang, der sich mit Unternehmensgründung beschäftigt, das heißt mit der Frage, wie kann ich Firmen gründen, wie erreiche ich Innovationen in kleinen und neuen Betrieben, hier aufzubauen. Es gibt einen solchen Studiengang bereits seit geraumer Zeit an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Er ist hier akkrediert worden. Und wir möchten ihn mit einzelnen Modulen hierher übertragen. Das rumänische Bildungsministerium hat heute in der Beiratssitzung verkündet, dass sie sehr an diesem Studiengang interessiert ist, weil auch das ein neues Konzept ist für Rumänien.
Links zum Thema:
Gemeinnützige Hertie-Stiftung