Stefan Maas: Frau Herb, über welche Themen hat sich Brigitte Huber mit der Kanzlerin unterhalten?
Verena Herb: Ja, Stefan Maas, neben Brigitte Huber war auch die Chefreporterin der Brigitte mit auf der Bühne und die drei, die haben in so einem gemütlichen Plauderton einen kleinen thematischen Ritt über den Kartoffelacker gemacht. Dabei musste die Kanzlerin immer aus zwei Begriffen wählen, worüber sie gerne sprechen möchte: zum Beispiel über Alltag oder Ausnahmezustand oder über Ost und West. Sie durfte auch wählen zwischen Gott und Steinbrück, wenngleich da auch klare gemacht wurde, dass die Wortpaare sich in der Gewichtung durchaus unterscheiden können. In dem Fall hat Angela Merkel dann auch lieber über Gott gesprochen, dass sie gläubige Protestantin ist. Ein Wortpaar war eben auch Reden oder Schweigen. Da hat die Bundeskanzlerin sich für's Schweigen entschieden. Wir können ja einmal hören, was sie dazu gesagt hat:
Brigitte Huber:
"Frau Merkel, warum ist Ihnen das Schweigen lieber als das Reden?"
Angela Merkel:
"Das habe ich nicht gesagt. Sie haben mich gefragt, worüber ich reden möchte und da habe ich gesagt, ich möchte über das Schweigen reden."
Angela Merkel:
"Ich könnte ja gar nicht Politikerin sein, wenn mir grundsätzlich das Schweigen lieber wäre als das Reden. Zum Beispiel in meiner früheren Tätigkeit als Physikerin an der Akademie der Wissenschaften, da hatte ich viel Raum für’s Schweigen und ich habe dann trotzdem entschieden, als die Deutsche Einheit kam und die Wende in der DDR, dass ich vielleicht doch lieber ein bisschen mehr reden möchte, also."
Herb: Man merkt, da war schon eine ganz muntere Stimmung im Maxim Gorki-Theater und – das muss man sagen - die Kanzlerin hat durchaus Unterhaltungswert. Das war launig und zeitweise auch richtig lustig, wie sie geantwortet hat.
Maas: Angela Merkel lässt sich als Politikerin ja selten in die Karten schauen. Wie viel Privates hat die Politikerin denn heute Abend durchscheinen lassen?
Herb: Man hat Angela Merkel auf der Bühne so erlebt, wie man sie vielleicht nicht jeden Tag erlebt. Sie war sehr entspannt und hatte auch richtig Spaß daran, mal nicht über die Rettung des Euro, die Eurokrise und den Atomausstieg mit Energiewende zu sprechen oder auch über die Querelen in der eigenen Partei. Die Frauenquote war natürlich auch ein Thema, aber das fand ich jetzt generell recht bemerkenswert: Sie hat nicht in so einer Floskelsprache mit "gestanzten" Antworten gesprochen. Klar, kam da auch einiges, was man so von ihr auch schon kannte. Aber sie hat auch einen Einblick gegeben, wie sie zum Beispiel zu Entscheidungen kommt, wie sie die fällt und wie sie die abwägt. Und dass Entscheidungen manchmal auch sehr schwierig sind, zum Beispiel bei der Frage ob und wie Griechenland gerettet werden kann beziehugsweise in der Eurozone bleiben soll.
Angela Merkel:
"Viele Leute haben gesagt, das geht gar nicht im Euroraum. Da habe ich mir schon sehr viele Überlegungen angestellt, auch mit verschiedenen Thesen gearbeitet. Mir vor Augen geführt: Was passiert, wenn diese und jene Entscheidung gefällt wird. Und so bin ich dann zu der Überzeugung gekommen, dass alles unternommen werden muss, damit Griechenland Teil des Eurobereiches bleibt. Aber das hat mich sehr beschäftigt."
Herb: Man hatte auch einmal so eine nachdenkliche Angela Merkel erlebt.
Maas: Was war denn das Überraschendste, was die Kanzlerin heute so von sich erzählt hat?
Herb: Zum Beispiel dass sie einen Mann dann attraktiv findet, wenn der schöne Augen hat. Generell war vielen im Publikum gar nicht bewusst, wie amüsant Angela Merkel sein kann. Dass sie auch Witze darüber macht, dass man manchmal anhand ihrer Gesichtsmimik ablesen könnte, was sie so denkt und dass die Medien das auch gerne aufnehmen und dann darüber schreiben und berichten. Und sie hat auch mit einigen Mythen aufgeräumt, dass sie zum Beispiel nur vier bis fünf Stunden Schlaf brauche jede Nacht.
Angela Merkel:
"Ich kann kurzzeitig mal mit wenig Schlaf auskommen, aber ich habe gewisse 'kamelartige' Fähigkeiten, das heißt, ich muss dann auch wieder auftanken; ich habe eine gewisse Speicherfähigkeit, aber ich brauche im Durchschnitt mehr als vier bis fünf Stunden Schlaf."
Herb: Ja, das sind die 'kamelartigen' Fähigkeiten bei der Kanzlerin. Und sie hat dann auch erzählt, wie es zu ihrer typischen Handbewegung kommt, also die sogenannte Kanzlerinnenraute oder das Dreieck, wenn sie die Hände so zusammen führt und da hat sie das dazu erzählt:
Angela Merkel:
"Ich habe da für Namensgebung nicht gesorgt."
Brigitte Huber:
"Nein, aber ist es tatsächlich etwas, das ihnen ihre Schwester empfohlen hat?"
Angela Merkel:
"Nein, nein, das können wir hier jetzt gleich richtigstellen."
Brigitte Huber:
"Kokolores – grober Unfug!?"
Angela Merkel:
"Da habe ich überhaupt nie mit jemandem drüber gesprochen, sondern es war immer die Frage, wohin mit den Armen? Und daraus ist das entstanden. Es zeigt vielleicht eine gewisse Liebe zur Symmetrie."
Brigitte Huber:
"Das ist die Wissenschaftlerin."
Herb: Ja, also so viel zur Kanzlerinnenraute, Herr Maas.
Maas: Vielleicht noch ganz kurz zum Schluss: Was hat die Kanzlerin davon, die Einladung einer Frauenzeitschrift anzunehmen?
Herb: Also ich denke, Merkel möchte vielleicht im Wahlkampf auch ein bisschen mehr zeigen, dass sie nicht nur die Regierungschefin ist, sondern eine Frau, die Familie oder auch Freunde hat. Sie inszeniert das ja nicht, sie war ja über die Fotos von ihrer Familie und den Enkeln zu sehen war, nicht gerade erfreut. Aber heute Abend hat man gesehen, Angela Merkel kann auch anders. Die ist halt doch menschlicher und hadert manchmal mit sich und denkt über Entscheidungen nach. Das kommt bei typischen politischen Interviews ja eher selten zum Vorschein und das gab es dann heute bei der "Brigitte".
Maas: Brigitte trifft Angela und die beiden haben sich gut verstanden. Verena Herb war für uns dabei. Vielen Dank.
Verena Herb: Ja, Stefan Maas, neben Brigitte Huber war auch die Chefreporterin der Brigitte mit auf der Bühne und die drei, die haben in so einem gemütlichen Plauderton einen kleinen thematischen Ritt über den Kartoffelacker gemacht. Dabei musste die Kanzlerin immer aus zwei Begriffen wählen, worüber sie gerne sprechen möchte: zum Beispiel über Alltag oder Ausnahmezustand oder über Ost und West. Sie durfte auch wählen zwischen Gott und Steinbrück, wenngleich da auch klare gemacht wurde, dass die Wortpaare sich in der Gewichtung durchaus unterscheiden können. In dem Fall hat Angela Merkel dann auch lieber über Gott gesprochen, dass sie gläubige Protestantin ist. Ein Wortpaar war eben auch Reden oder Schweigen. Da hat die Bundeskanzlerin sich für's Schweigen entschieden. Wir können ja einmal hören, was sie dazu gesagt hat:
Brigitte Huber:
"Frau Merkel, warum ist Ihnen das Schweigen lieber als das Reden?"
Angela Merkel:
"Das habe ich nicht gesagt. Sie haben mich gefragt, worüber ich reden möchte und da habe ich gesagt, ich möchte über das Schweigen reden."
Angela Merkel:
"Ich könnte ja gar nicht Politikerin sein, wenn mir grundsätzlich das Schweigen lieber wäre als das Reden. Zum Beispiel in meiner früheren Tätigkeit als Physikerin an der Akademie der Wissenschaften, da hatte ich viel Raum für’s Schweigen und ich habe dann trotzdem entschieden, als die Deutsche Einheit kam und die Wende in der DDR, dass ich vielleicht doch lieber ein bisschen mehr reden möchte, also."
Herb: Man merkt, da war schon eine ganz muntere Stimmung im Maxim Gorki-Theater und – das muss man sagen - die Kanzlerin hat durchaus Unterhaltungswert. Das war launig und zeitweise auch richtig lustig, wie sie geantwortet hat.
Maas: Angela Merkel lässt sich als Politikerin ja selten in die Karten schauen. Wie viel Privates hat die Politikerin denn heute Abend durchscheinen lassen?
Herb: Man hat Angela Merkel auf der Bühne so erlebt, wie man sie vielleicht nicht jeden Tag erlebt. Sie war sehr entspannt und hatte auch richtig Spaß daran, mal nicht über die Rettung des Euro, die Eurokrise und den Atomausstieg mit Energiewende zu sprechen oder auch über die Querelen in der eigenen Partei. Die Frauenquote war natürlich auch ein Thema, aber das fand ich jetzt generell recht bemerkenswert: Sie hat nicht in so einer Floskelsprache mit "gestanzten" Antworten gesprochen. Klar, kam da auch einiges, was man so von ihr auch schon kannte. Aber sie hat auch einen Einblick gegeben, wie sie zum Beispiel zu Entscheidungen kommt, wie sie die fällt und wie sie die abwägt. Und dass Entscheidungen manchmal auch sehr schwierig sind, zum Beispiel bei der Frage ob und wie Griechenland gerettet werden kann beziehugsweise in der Eurozone bleiben soll.
Angela Merkel:
"Viele Leute haben gesagt, das geht gar nicht im Euroraum. Da habe ich mir schon sehr viele Überlegungen angestellt, auch mit verschiedenen Thesen gearbeitet. Mir vor Augen geführt: Was passiert, wenn diese und jene Entscheidung gefällt wird. Und so bin ich dann zu der Überzeugung gekommen, dass alles unternommen werden muss, damit Griechenland Teil des Eurobereiches bleibt. Aber das hat mich sehr beschäftigt."
Herb: Man hatte auch einmal so eine nachdenkliche Angela Merkel erlebt.
Maas: Was war denn das Überraschendste, was die Kanzlerin heute so von sich erzählt hat?
Herb: Zum Beispiel dass sie einen Mann dann attraktiv findet, wenn der schöne Augen hat. Generell war vielen im Publikum gar nicht bewusst, wie amüsant Angela Merkel sein kann. Dass sie auch Witze darüber macht, dass man manchmal anhand ihrer Gesichtsmimik ablesen könnte, was sie so denkt und dass die Medien das auch gerne aufnehmen und dann darüber schreiben und berichten. Und sie hat auch mit einigen Mythen aufgeräumt, dass sie zum Beispiel nur vier bis fünf Stunden Schlaf brauche jede Nacht.
Angela Merkel:
"Ich kann kurzzeitig mal mit wenig Schlaf auskommen, aber ich habe gewisse 'kamelartige' Fähigkeiten, das heißt, ich muss dann auch wieder auftanken; ich habe eine gewisse Speicherfähigkeit, aber ich brauche im Durchschnitt mehr als vier bis fünf Stunden Schlaf."
Herb: Ja, das sind die 'kamelartigen' Fähigkeiten bei der Kanzlerin. Und sie hat dann auch erzählt, wie es zu ihrer typischen Handbewegung kommt, also die sogenannte Kanzlerinnenraute oder das Dreieck, wenn sie die Hände so zusammen führt und da hat sie das dazu erzählt:
Angela Merkel:
"Ich habe da für Namensgebung nicht gesorgt."
Brigitte Huber:
"Nein, aber ist es tatsächlich etwas, das ihnen ihre Schwester empfohlen hat?"
Angela Merkel:
"Nein, nein, das können wir hier jetzt gleich richtigstellen."
Brigitte Huber:
"Kokolores – grober Unfug!?"
Angela Merkel:
"Da habe ich überhaupt nie mit jemandem drüber gesprochen, sondern es war immer die Frage, wohin mit den Armen? Und daraus ist das entstanden. Es zeigt vielleicht eine gewisse Liebe zur Symmetrie."
Brigitte Huber:
"Das ist die Wissenschaftlerin."
Herb: Ja, also so viel zur Kanzlerinnenraute, Herr Maas.
Maas: Vielleicht noch ganz kurz zum Schluss: Was hat die Kanzlerin davon, die Einladung einer Frauenzeitschrift anzunehmen?
Herb: Also ich denke, Merkel möchte vielleicht im Wahlkampf auch ein bisschen mehr zeigen, dass sie nicht nur die Regierungschefin ist, sondern eine Frau, die Familie oder auch Freunde hat. Sie inszeniert das ja nicht, sie war ja über die Fotos von ihrer Familie und den Enkeln zu sehen war, nicht gerade erfreut. Aber heute Abend hat man gesehen, Angela Merkel kann auch anders. Die ist halt doch menschlicher und hadert manchmal mit sich und denkt über Entscheidungen nach. Das kommt bei typischen politischen Interviews ja eher selten zum Vorschein und das gab es dann heute bei der "Brigitte".
Maas: Brigitte trifft Angela und die beiden haben sich gut verstanden. Verena Herb war für uns dabei. Vielen Dank.