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Brot für die Kunst

Künstler sind arm, Kunststudenten sind noch ärmer - ein Klischee, das leider oft stimmt. Der Ausweg ist ein Stipendium. Zum Beispiel vom Cusanuswerk - der Studienförderung der katholischen Kirche. 26 junge Künstler haben sich jetzt auf der Auswahlausstellung des Cusanuswerks um eines der nur acht Stipendien beworben.

Von Christina Bramsmann | 29.03.2006
    " Am Anfang gab es ein bisschen Konkurrenzgefühl, da das hier ja eine Auswahlausstellung ist. Aber das hat sich dann ganz schnell verflüchtigt, weil man einfach zusammen arbeitet, sich beim Aufbau hilft, das Ganze eben nicht nur für ein paar Stunden, sondern für die ganzen Tage, und das hab ich als sehr, sehr fruchtbar empfunden. Dass man wirklich nicht nur die eigenen Arbeiten platziert, sondern dass man ganz viel auch über die anderen Arbeiten erfährt, wenn man versucht, die nebeneinander zu bringen und miteinander in Bezug zu bringen."

    Carolin Wachter steht in den Flottmann-Hallen in Herne. Das riesige Industriegebäude ist heute ein Museum. Und Carolin Wachter ist Künstlerin. Nachwuchskünstlerin. Studentin an der Kunsthochschule in Berlin Weißensee. Sie und 25 andere Kunststudenten aus ganz Deutschland zeigen bis Ende Juni ihre Werke. Und bewerben sich gleichzeitig um ein Stipendium in der Künstlerförderung des Cusanuswerks. Eine gute Idee, meint Rana Matloub, Künstlerin aus Kassel, die selbst vom Cusanuswerk gefördert wurde:

    " Weil Künstler immer Geld brauchen, um ihre Kunstwerke gut zu machen, bzw. auch nicht ständig nebenbei arbeiten zu müssen und um viel Zeit fürs Studium und für Kunstproduzieren zu haben."

    Bewerben können sich Studierende staatlicher deutscher Kunsthochschulen. Katholisch müssen sie sein und aus einem EU-Land stammen. Stipendien, speziell für Künstler gibt es im Cusanuswerk seit 15 Jahren, erzählt Referentin Susanne Schaefer.

    " Die Idee, eine Künstlerförderung im Cusanuswerk zu machen, entstand eigentlich aus der Erfahrung heraus, dass sich Künstler nicht so richtig getraut haben, sich beim Cusanuswerk zu bewerben. Es gab große Berührungsängste zwischen den Künstlern und der katholischen Kirche und man hat sich überlegt, es muss eine Form geben, die der Begabung der Künstler in besonderer Weise entspricht, sowohl was das Auswahlverfahren angeht als auch, was die eigentliche Förderung angeht."

    Die Künstler bekommen je nach Einkommen der Eltern bis zu 600 Euro im Monat. Außerdem nehmen sie an Ferienakademien teil, können Geld für besonders teure Projekte und Exkursionen beantragen.

    Wer von den 26 Künstlern in Herne ein Stipendium bekommt, entscheidet eine Jury. Eines der Mitglieder ist Richard Hoppe-Sailer, Kunsthistoriker an der Ruhr-Uni Bochum:

    " Der erste Eindruck ist wie jedes Jahr verwirrend, neugierig machend und die eigene Unsicherheit eingestehend und dann kann man immer darauf hoffen, dass die nächsten beiden Tage, in dem Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen sich das etwas klärt."

    Die Ausstellung zeigt einen Querschnitt durch junge deutsche Kunst. Deshalb ist sie für die Besucher reizvoll und auch für den Kunsthistoriker Hoppe-Sailer:

    " Wenn man weiß, bischöfliche Studienförderung, könnte man annehmen, es ginge um christliche Kunst, es ginge um sakrale Kunst. Das Angenehme ist, dass das was wir sehen jedes Jahr und das was wir auswählen jedes Jahr, Kunst ist, die mitten in der künstlerischen Gesellschaft steckt, was man sich von Kirche manchmal auch wünscht."

    Während die Jury an die Arbeit geht, haben die Kunststudenten erst mal Pause. Auch Carolin Wachter wird ihre drei mannshohen weißen Keramiksäulen nun alleine in den Flottmannhallen lassen und zu Hause auf das Ergebnis der Jury warten. Dann kommt es vielleicht wieder das Konkurrenzgefühl. Aber es bleibt auf jeden Fall die Erinnerung an eine intensive gemeinsame Zeit und den Austausch mit anderen jungen Künstlern. Carolin Wachter:

    " Ich bin jetzt einfach froh, dass es geschafft ist und denke, dass wir alle auch zufrieden sein können damit und jetzt ein bisschen uns freuen können und ein bisschen feiern können."