Dienstag, 19. März 2024

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Buch "Homopunk History"
"Homophobie und Transphobie sind nicht mehr okay"

Die frühen Punks und die schwul-lesbische Community haben eine gemeinsame Geschichte: Musiker wie Punk-Vordenker Lou Reed fühlten sich von der offenen Szene angezogen, wie Musikforscher Philipp Meinert im Dlf sagte. Im Buch "Homopunk History" berichtet er auch über Diskriminierung und Ausgrenzung.

Philipp Meinert im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski | 18.09.2018
    Rock-Legende Lou Reed
    Mit ihm fing die Geschichte an: Lou Reed war der bisexuelle Pate des Punk, meint Musikforscher Philipp Meinert (picture/alliance/Foto: Peer Grimm)
    Er ist laut, er ist schrill, wettert gegen die gesellschaftlichen Konventionen und ist eher Männersache - soweit die Klischees über den Punk. Was viele nicht wissen: Die Szene war seit ihrem Aufstieg Mitte der 70er-Jahre ziemlich queer. Zwischen der schwul-lesbischen Community und den Punks gab es viele Überschneidungen. Diese gemeinsame Geschichte beschreibt Musikforscher Philipp Meinert in seinem Buch "Homopunk History".
    In der Szene akzeptiert
    "New York ist ein Schmelztiegel gewesen für das, was man später Punk nannte und damals noch ein bißchen offener war", sagte Meinert in Deutschlandfunk. Neben The-Velvet-Underground-Musiker Lou Reed hätten auch heterosexuelle Künstler wie etwa die New York Dolls dieses Image gepflegt - mit Schminke, toupierten Haaren und Frauenblusen. In London gingen Billy Idol, Siouxsie Sioux und Mitglieder von The Clash in Schwulen-, Lesben- und Transbars. "Der Grund war, das sie in den Läden nicht - anders als in einem durchschnittlichen Pub - einen auf die Fresse gekriegt haben."
    Wir haben noch länger mit Philipp Meinert gesprochen - hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Vom deutlich aggressiveren und zum Teil gewalttätigen Hardcore-Punk wurden viele schwule und lesbische Fans verschreckt, wie Meinert erzählte. Erst mit der schwul-lesbischen Gegenbewegung - dem Queercore, der von US-Musikerin G. B. Jones und dem Filmemacher Bruce LaBruce initiiert wurde - war die Verbindung zwischen Punks und Queers wieder präsenter. "Heute sind Homophobie und Transphobie in der Punkszene nicht mehr okay."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.