"Hinter dem Rücken der Jury soll es, so der Verdacht, zu einer Absprache zwischen den Preis-Organisatoren und einem bestimmten Verlag gekommen sein. Von Korruption ist die Rede und davon, dass man im Sommer, trotz des Urteils der Jury, ein gefälschtes Auszählungsergebnis vorlegen wollte. Der Premio Strega wird sich nun verteidigen müssen."
Das tut Tullio De Mauro, Präsident der Bellonci-Stiftung, die nach dem Tod der Gründer des Literaturpreises, den jährlichen Premio Strega vergibt , schon jetzt. Er steht unter Druck:
"Das ist schon schlimm für uns und schadet unserem Image. Ich kann versichern, dass es keinen vorbestimmten Sieger gibt. Wie kann es so einen Sieger schon jetzt geben, wo wir doch gar nicht wissen, welche Autoren überhaupt in die engere Auswahl kommen? Wir wollen uns von dieser üblen Nachricht nicht nervös machen lassen."
Für jeden italienischen Buchverlag sind Literaturpreise - von denen es in Italien über 150 gibt - enorm wichtig: vor allem in einem Land, in dem im Vergleich zu Deutschland wesentlich weniger Bücher verkauft werden. Literaturpreise erfüllen deshalb eine wichtige Marketingfunktion. Vor allem der Premio Strega.
Vor dem Aus - die Nummer zwei der italienischen Literaturpreise, der Premio Grinzane Cavour, 1982 von dem Literaturwissenschaftler Giuliano Soria gegründet. In den ersten Jahren wurde dieser Preis im Schloss Grinzane Cavour im Piemont vergeben, immer unter Beteiligung aller maßgeblichen Künstler und Schickeria, erklärt Rina Gambini:
"Dieser Literaturpreis wirft seit Jahren einige Fragen auf. Denn Soria vergibt neben dem klassischen Premio Grinzane Cavour auch Preise für Übersetzungen, für Nachwuchsautoren, drei verschiedene Film- und vier Musikpreise, vier Kunstpreise und acht internationale Literaturpreise - und darüber hinaus noch 13 Sonderpreise, zum Beispiel für Kinderbücher und Krimis. Wie wird das alles finanziert? Soria meinte immer nur: von Freunden und Verwandten."
Der Premio Grinzane Cavour finanzierte sich, auf so recht undurchsichtige Weise, dass jetzt die Staatsanwaltschaft Turin gegen den Literaturwissenschaftler Soria ermittelt. Die Ermittlungsbehörden haben nicht nur alle Geschäftsunterlagen beschlagnahmt und Soria verhaftet sondern auch feststellen müssen, dass die Konten der Preis-Verwaltung leer sind.
Ersten Ermittlungsergebnissen zufolge lenkte Giuliano Soria mindestens eine Million Euro staatlicher und regionaler Gelder in eigene Tasche. Die Preise für Imre Kertèsz und Ingrid Betancourt, die im Juni vergeben werden sollten, fallen aus. Die Region Piemont denkt jetzt darüber nach, einen eigenen Literaturpreis zu organisieren - um auf diese Weise an die lange Tradition des Premio Grinzane Cavour anzuknüpfen.
Der "Fall Soria" nahm seinen Anfang mit der Klage eines Hausangestellten, der behauptete, von seinem Dienstherrn sexuell misshandelt worden zu sein. Zeitgleich wurde bekannt, dass der "Padrone des Premio Grinzane Cavour", so die Tageszeitung "La Stampa", Millionen von Euro staatlicher, regionaler und kommunaler Gelder veruntreut habe.
Die prominenten Juroren des Literaturpreises suchen nun das Weite. Darunter der Schriftsteller Tahar Ben Jelloun, die Regisseurin Cristina Comencini und auch die Autorin Dacia Maraini:
"Verschiedene der Positionen, die Soria jetzt einnimmt, sind nicht nachzuvollziehen. Ich kann bei einem Literaturpreis nicht mitmachen, bei dem in Sachen Geld soviel Korruption im Spiel zu sein scheint. Ich denke mir, dass man hier erst einmal richtig aufräumen muss, bevor ein neuer Premio Grinzane Cavour vergeben wird. Wir müssen deshalb erst einmal die Prozesse abwarten."
Um den Premio Grinzane Cavour zu retten, hatte sich zunächst ein Garanten-Komitee gegründet, doch angesichts der desolaten Finanzlage trat es in diesen Tagen geschlossen zurück. Für Aufsehen sorgt das jetzt bekannt gewordene Geheimarchiv von Giuliano Soria. Von rund 20.000 Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Literatur und Politik hatte er Akten angelegt: mit präzisen Informationen über ihre privaten Vorlieben und Ticks, ihre ehelichen und außerehelichen Beziehungen. Soria gelang es auch, Informationen über die Besitzstände von Umberto Eco, Philip Roth und vielen anderen Autoren zu sammeln. Der Staatsanwaltschaft zufolge seien die Informationen dieses Archivs dazu genutzt worden, um Personen unter Druck zu setzen - damit sie - gratis - als "VIP-testimonials" bei den zahlreichen Veranstaltungen des Premio Grinzane Cavour teilnehmen.
Das tut Tullio De Mauro, Präsident der Bellonci-Stiftung, die nach dem Tod der Gründer des Literaturpreises, den jährlichen Premio Strega vergibt , schon jetzt. Er steht unter Druck:
"Das ist schon schlimm für uns und schadet unserem Image. Ich kann versichern, dass es keinen vorbestimmten Sieger gibt. Wie kann es so einen Sieger schon jetzt geben, wo wir doch gar nicht wissen, welche Autoren überhaupt in die engere Auswahl kommen? Wir wollen uns von dieser üblen Nachricht nicht nervös machen lassen."
Für jeden italienischen Buchverlag sind Literaturpreise - von denen es in Italien über 150 gibt - enorm wichtig: vor allem in einem Land, in dem im Vergleich zu Deutschland wesentlich weniger Bücher verkauft werden. Literaturpreise erfüllen deshalb eine wichtige Marketingfunktion. Vor allem der Premio Strega.
Vor dem Aus - die Nummer zwei der italienischen Literaturpreise, der Premio Grinzane Cavour, 1982 von dem Literaturwissenschaftler Giuliano Soria gegründet. In den ersten Jahren wurde dieser Preis im Schloss Grinzane Cavour im Piemont vergeben, immer unter Beteiligung aller maßgeblichen Künstler und Schickeria, erklärt Rina Gambini:
"Dieser Literaturpreis wirft seit Jahren einige Fragen auf. Denn Soria vergibt neben dem klassischen Premio Grinzane Cavour auch Preise für Übersetzungen, für Nachwuchsautoren, drei verschiedene Film- und vier Musikpreise, vier Kunstpreise und acht internationale Literaturpreise - und darüber hinaus noch 13 Sonderpreise, zum Beispiel für Kinderbücher und Krimis. Wie wird das alles finanziert? Soria meinte immer nur: von Freunden und Verwandten."
Der Premio Grinzane Cavour finanzierte sich, auf so recht undurchsichtige Weise, dass jetzt die Staatsanwaltschaft Turin gegen den Literaturwissenschaftler Soria ermittelt. Die Ermittlungsbehörden haben nicht nur alle Geschäftsunterlagen beschlagnahmt und Soria verhaftet sondern auch feststellen müssen, dass die Konten der Preis-Verwaltung leer sind.
Ersten Ermittlungsergebnissen zufolge lenkte Giuliano Soria mindestens eine Million Euro staatlicher und regionaler Gelder in eigene Tasche. Die Preise für Imre Kertèsz und Ingrid Betancourt, die im Juni vergeben werden sollten, fallen aus. Die Region Piemont denkt jetzt darüber nach, einen eigenen Literaturpreis zu organisieren - um auf diese Weise an die lange Tradition des Premio Grinzane Cavour anzuknüpfen.
Der "Fall Soria" nahm seinen Anfang mit der Klage eines Hausangestellten, der behauptete, von seinem Dienstherrn sexuell misshandelt worden zu sein. Zeitgleich wurde bekannt, dass der "Padrone des Premio Grinzane Cavour", so die Tageszeitung "La Stampa", Millionen von Euro staatlicher, regionaler und kommunaler Gelder veruntreut habe.
Die prominenten Juroren des Literaturpreises suchen nun das Weite. Darunter der Schriftsteller Tahar Ben Jelloun, die Regisseurin Cristina Comencini und auch die Autorin Dacia Maraini:
"Verschiedene der Positionen, die Soria jetzt einnimmt, sind nicht nachzuvollziehen. Ich kann bei einem Literaturpreis nicht mitmachen, bei dem in Sachen Geld soviel Korruption im Spiel zu sein scheint. Ich denke mir, dass man hier erst einmal richtig aufräumen muss, bevor ein neuer Premio Grinzane Cavour vergeben wird. Wir müssen deshalb erst einmal die Prozesse abwarten."
Um den Premio Grinzane Cavour zu retten, hatte sich zunächst ein Garanten-Komitee gegründet, doch angesichts der desolaten Finanzlage trat es in diesen Tagen geschlossen zurück. Für Aufsehen sorgt das jetzt bekannt gewordene Geheimarchiv von Giuliano Soria. Von rund 20.000 Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Literatur und Politik hatte er Akten angelegt: mit präzisen Informationen über ihre privaten Vorlieben und Ticks, ihre ehelichen und außerehelichen Beziehungen. Soria gelang es auch, Informationen über die Besitzstände von Umberto Eco, Philip Roth und vielen anderen Autoren zu sammeln. Der Staatsanwaltschaft zufolge seien die Informationen dieses Archivs dazu genutzt worden, um Personen unter Druck zu setzen - damit sie - gratis - als "VIP-testimonials" bei den zahlreichen Veranstaltungen des Premio Grinzane Cavour teilnehmen.