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Buchmarkt
Freude über Wachstum, Ärger über Amazon

Der Deutsche Buchmarkt hat nach zwei Jahren mit schrumpfenden Umsätzen 2013 wieder ein kleines Plus verzeichnen können. Trotzdem ist die Stimmung bei Buchhändlern und Verlagen angespannt. Logistikriese Amazon nutzt seine starke Stellung am Markt und wird immer gefährlicher für die Einzelhändler.

Von Michael Braun | 03.06.2014
    Eine Hand greift nach einem Buch auf einem Büchertisch in Leipzig.
    Büchertisch in Leipzig: Von einem Vormarsch des E-Books kann nicht die Rede sein. (picture alliance / dpa / Peter Endig)
    Fröhliche Gesichter im deutschen Buchhandel. Denn nach zwei Jahren mit rückläufigem Geschäft hat der Umsatz 2013 wieder zugelegt, nicht viel, aber immerhin um 0,2 Prozent auf gut 9,5 Milliarden Euro. Mehr noch: Das Wachstum kommt aus dem klassischen Sortimentshandel. Der hat 0,9 Prozent gutgemacht, der Internethandel, der große Konkurrent der letzten Jahre, hat dagegen ein halbes Prozent eingebüßt.
    Zwar haben auch große Buchhändler ein Internetangebot, aber Amazon sei doch ein marktstarker Konkurrent, beherrsche etwa 40 Prozent des E-Book-Handels. Und die Kritik an Amazon kleidete der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, in ein Lob für die Kundschaft:
    "Offensichtlich sind Leser und Buchkäufer reflektierte Menschen, die über die Konsequenzen ihrer Kaufentscheidung nachdenken. Und diese Konsequenzen, die offensichtlich Buchkäufer und -leser nicht tragen wollen. Und das hat auch eine sehr kulturpolitische Komponente."
    Skipis meinte, dass der stationäre Buchhandel mit seinem Beratungsangebot noch weiter an den Rand gedrängt würde, wüchse die Marktmacht von Amazon weiter. Amazon arbeite daran. Skipis glaubt: mit unlauteren Mitteln. So verlange Amazon von den Verlagen, die Rabatte bei E-Books von 30 auf 50 Prozent zu erhöhen. Welcher Verlag nicht pariere, müsse damit rechnen, dass Amazon die gedruckten Bücher dieses Verlages langsamer versende oder den Kauf über Amazon erschwere. Skipis kritisierte dieses Verhalten deutlich:
    "Hier ist eine rote Linie überschritten. Hier werden Verlage erpresst. Und ich spreche deshalb bewusst von Erpressung, weil eine Marktmacht da mit ins Spiel gebracht wird und ausgenutzt wird, die - jedenfalls nach unserem Dafürhalten - mit dem Kartellrecht nicht vereinbar ist."
    Wo Quasi-Monopolisten zerstörerische Vorstöße gegen den Buchmarkt führten, müsse das Kartellamt einschreiten. Der Buchhandel prüft eine Beschwerde gegen Amazon, aber das Kartellamt könne eigentlich auch von sich aus tätig werden. Nur Nachteile für den Buchmarkt sieht die Branche auch im Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten. Das werde die Preisbindung aushebeln, wenn es die sogenannte "Kulturausnahme" nicht gebe.
    Der Marktanteil von E-Books am Branchenumsatz ist von 0,5 Prozent vor vier Jahren auf nun 3,9 Prozent gestiegen. Zugleich ist der Anteil der Kunden, die mit dem Lesegerät kein Lesererlebnis verbinden und beim gedruckten Buch bleiben wollen, gesunken, von 88 auf allerdings immer noch hohe 79 Prozent. Der Trend hat dazu geführt, dass zwei Drittel aller Verlage E-Books herstellten, berichtete Matthias Heinrich, der Schatzmeister des Börsenvereins:
    "Sie können aber erkennen, dass die Intensität der E-Book-Produktion mit der Verlagsgröße ansteigt. Das hängt ganz bestimmt auch damit zusammen, dass man für E-Books eine ganz eigene Redaktion und ein ganz eigenes Lektorat und eine ganz eigene Herstellung braucht."
    Der Markttrend spielt den Großen also in die Hände. Was möglich ist, zeigt der Markt aus dem Amazon kommt, der große gemeinsame Gegner aller Buchhändler: In Amerika haben E-Books nicht einen Marktanteil von 3,9, sondern von 20 Prozent.