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Verpatzter Börsengang zur Eröffnung der Buchmesse

Der erste Kurs ging abwärts bis 7,25 Euro. Der Börsenstart des einstmaligen Groschenheftverlags Bastei Lübbe enttäuschte, obwohl das Kölner Unternehmen weitere starke Buchmarken wie Eichhorn besitzt. Darunter auch den ersten deutschen Verlag mit rein digitalem Programm.

Von Michael Braun | 08.10.2013
    "Rom, Mai 2011, Papst Johannes Paul III. ist überraschend zurückgetreten und verschwunden."

    Horrorgeschichten aus dem Vatikan haben es Bastei-Lübbe angetan. Ein Erfolgsautor des Verlages, Dan Brown, hat damit Erfolge eingeheimst. Nun ging der Verlag mit Mario Giordanos "Apocalypsis" auf den Markt. Das Schicksal des Vatikans scheint final:

    "Der Vatikan existiert nicht mehr."

    Das Besondere an dem Roman: Der Verlag hat ihn zunächst als Webnovel herausgebracht, also nur in digitaler Version, nur zum Herunterladen auf PC, Tablet oder Smartphone. Und das auch in Mandarin - mit einem Erfolg, über den Verlagsvorstand Thomas Schiereck heute sagte:

    "Die haben wir übersetzt. Und die ist jetzt seit sechs Wochen auch in China als App verfügbar. Und wir haben in sechs Wochen mehr als eine Million Downloads. Das ist für uns eine Zahl, die wir in Deutschland nicht annähernd erreicht hätten."

    So viel Freude konnte heute beim ersten Börsenkurs von Bastei-Lübbe nicht aufkommen. Neun bis elf Euro sollten die Papiere mal kosten, schließlich wurden sie für 7,50 Euro verkauft. Der erste Kurs lag mit 7,53 Euro knapp darüber. Dann ging es abwärts. Runter bis auf 7,25 Euro. Nur zu den ersten Kursen waren die Umsätze hoch – Zeichen dafür, dass wohl die Emissionsbank stützend eingriff. Danach erlahmte das Interesse. Mit dem Börsengang wollte der Verlag Geld für eine weitere
    Internationalisierung und Digitalisierung seines Geschäfts einsammeln. Das wird nun nur in geringerem Umfang möglich sein, weil jetzt nur 30 Millionen Euro hereinkamen, fast die Hälfte des anfangs erträumten Betrages. Aber die Märkte sind vorsichtig. Wie Digitalisierung in der Verlagsbranche aussieht und wie damit Geld verdient werden kann, sei eben noch nicht klar, sagt Stefan Wimmer vom Bankhaus Metzler:

    "Es müssen jetzt eben neue Geschäftsmodelle gefunden werden. Wie diese Geschäftsmodelle aussehen, weiß noch niemand genau."

    Die Branche liefert auch Überraschungen. Denn dass Digitalisierung die Zukunft ist, sagen zwar alle, der Markt aber gibt auch gegenläufige Signale:

    "Der Schwund des Anteils des stationären Buchhandels schreitet weiter voran. Aber er schreitet mit geringerer Geschwindigkeit voran. Und in diesem Jahr haben wir eine Entwicklung im stationären Buchhandel, die leicht über der des Vorjahres liegt. Sie finden auf der Messe, wenn Sie sich umschauen, viele Veranstaltungen, auf der sich entsprechend ein sich wandelndes Selbstbewusstsein und Selbstverständnis des stationären Buchhandels zeigt. Ich halte das für bemerkenswert."

    So heute Gottried Honnefelder, der Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, zur Eröffnung der Buchmesse. Im vorigen Jahr hatte sich der Umsatz mit E-Books zwar verdreifacht. Aber nur auf einen Anteil von 2,4 Prozent.