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Buchmesse Frankfurt
Die Sorge vor dem großen Buchladen-Sterben

Verlage und Buchhändler sorgen sich um ihre Zukunft: Denn der Internethandel und die Einkaufszentren auf der grünen Wiese nehmen den Innenstädten die Laufkundschaft weg. Dabei ist der Buchhandel in den Ortszentren auf die Laufkundschaft angewiesen.

Von Ludger Fittkau | 10.10.2017
    Eine Frau steht vor einem Bücherregal
    Ob Käufer in die Buchhandlung in der Innenstadt gehen hängt auch von der Zukunft des breiten Warenangebotes in den Zentren ab (dpa / Jens Kalaene)
    "Mein Name ist Alexander Sahm. Ich bin Buchhändler. Quereinsteiger. Eigentlich Literaturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Aber dann eben auch schon seit 18 Jahren jetzt hier bei König."
    Alexander Sahm leitet die Filiale der bundesweit agierenden Kunstbuchhandlung König an der beliebten Kleinmarkthalle in Frankfurt am Main. Doch trotz der guten Lage in der Innenstadt der Mainmetropole merkt Alexander Sahm an den Umsätzen, dass das Geschäft mit dem Buch in den vergangenen Jahren stagniert:
    "Es wird nicht leichter, es wird zweifellos nicht leichter. Das Jahr war bisher jetzt nicht so schlecht. Aber insgesamt ist es eher eine Abwärtsbewegung."
    Der Internet-Handel, aber auch die stark reduzierte Lagerhaltung der Buchverlage sind für Alexander Sahm die Hauptgründe für die tendenziell sinkenden Umsätze, die er registriert. Dann sieht er noch ein spezielles Problem im Segment der Kunstbücher:
    "Für uns würde ich auch sagen, dass es ein Überangebot gibt. Es gibt tatsächlich zu viele Bücher und die werden auch zu schnell wieder abgestoßen. Mit anderen Worten: zu schnell verramscht. Das ist für uns ein Problem. Wo Bücher früher jahrelang lieferbar waren und das bei wenigen Verlagen, Suhrkamp oder so auch noch immer sind, gerade im Kunstbuchbereich ist die Rotationsgeschwindigkeit mittlerweile rasend schnell."
    Verlage verzeichnen keine Abwärtsbewegung beim Umsatz
    Das bedeutet für die Buchhandlung, dass sie bestimmte gewünschte Titel nach kurzer Zeit nicht mehr beschaffen kann. Die verramschten Bücher tauchen dann später als teure Rarität im Internet auf. Alexander Sahm:
    "Es ist eine komische Wellenbewegung. Ein Buch hat einen Ladenpreis, wenn es rauskommt, sagen wir, es kostet 50 Euro. Dann ist es nach einem halben Jahr im Ramsch, kostet dann nur noch 19 Euro. Und wenn dann dieses 19 Euro-Exemplar weg ist, dann passiert es möglicherweise, dass es dann nach einem halben Jahr oder nach einem Jahr oder wie auch immer, dass es dann im Netz für 300 Euro angeboten wird. Es ist völlig absurd."
    Wenige hundert Meter entfernt steht das "Haus des Buches". Es ist der Sitz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der die Frankfurter Buchmesse veranstaltet. Vor dem Eingang zum Börsenvereins wurde ein sogenannter "Bücherschrank" aufgestellt, der lesefreudigen Bürgern als Tauschbörse für gebrauchte Druckwerke dient. An diesem Straßen-Bücherschrank erklärt Alexander Skipis, der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, dass die Verlage im Gegensatz zum manchem Buchhändler keine Abwärtsbewegung beim Umsatz verzeichnen:
    "Wenn sie jetzt die letzten zehn Jahre sich anschauen, dann sind wir absolut stabil geblieben, sogar mit einem kleinen, leichten Plus. Das ist ein Beleg dafür, dass wir es nicht ganz so schlecht machen und wenn sie bedenken, was in den letzten zehn Jahren für eine Medienkonkurrenz aufgetaucht ist, dann ist unsere Branche der Teil der Medienbranche, der am Erfolgreichsten diesen Wandel bisher gemeistert hat."
    Die Innenstädte wieder attraktiver machen
    Rund 80 Prozent ihres Umsatzes generieren die Verlage immer noch mit dem Verkauf von Büchern und Zeitschriften. Online-Dienste wie digitale Lernangebote für die Weiterbildung tragen inzwischen aber auch mehr als 8 Prozent zum Verlagsumsatz bei. Der Anteil der E-Books liegt hierzulande bei 5,8 Prozent des Verlagsgeschäftes. Sorgen macht der Branche allerdings die Verödung der Innenstädte. Alexander Skipis:
    "Weil wir leben zum Großteil auch von Laufkundschaft. Das Problem, das wir im Moment haben ist, dass die Innenstädte immer weniger besucht werden. Sie veröden ein klein wenig. Das hat was generell mit dem Internethandel zu tun, hat aber auch etwas mit der Attraktivität der Städte zu tun."
    Deswegen will der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit dem Städtetag sowie mit dem Städte- und Gemeindebund darüber reden, was zu tun ist, um die Innenstädte wieder attraktiver zu machen. Die Zukunft der Buchhandlung hängt somit auch von der Zukunft des breiten Waren-Angebotes rund um die alten Marktplätze in den Innenstädten ab.