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Buchprojekte

4,99 kostet Ken Folletts Roman: "Die Nadel", derzeit in Kiosken und im Buchhandel. Herausgegeben von der Bildzeitung. Das sind drei Euro günstiger als eine normale Taschenbuchausgabe. Die Süddeutsche setzt wöchentlich mit 4,90 auf Weltliteratur, die Welt dagegen auf DVDs. Und demnächst bringt die Bildzeitung auch eine Bibel heraus. Das eigentliche Geschäft mit den Zeitungen läuft seit Jahren rückläufig.

Von Eleni Klotsikas | 06.11.2004
    Zeitungsverlage haben sich auf die Situation eingestellt und versuchen neue Geschäftsfelder zu erobern. Die Süddeutsche hat es vorgemacht: Klaus Josef Lutz, Geschäftsführer der SZ erklärt wie es zu der Idee kam:

    Da haben wir uns einfach überlegt, was können wir machen, um die Marke Süddeutsche Zeitung zu nutzen und zusätzliche Geschäftfelder zu erschließen und da ist uns La republica in Italien als Vorbild geschildert worden. Wir sind nicht mal selber auf die Idee gekommen, das hat ein Berater getan, anfangs war ich etwas skeptisch, dann bin ich auch schnell drauf gesprungen und wir haben gesagt, es muss zu den Freunden und zu der Leserschaft der Süddeutschen passen und das kann nur Weltliteratur, anspruchsvolle Literatur, Belletristik sein.

    Mit diesem Konzept hat die Süddeutsche Zeitung Erfolg gehabt und nach eigenen Angaben bisher 5,6 Mio. Exemplare verkauft. 10 Mio. sollen es schätzungsweise noch werden. Das ist erst der Anfang: Bis 2007 sind noch eine Vielzahl weiterer Projekte geplant. Die ZEIT möchte dem nicht nachstehen und bringt eine 20-bändigen Lexikonreihe auf den Markt: Mit Pathos wird hierfür schon in Fernseh- und Radiospots geworben:

    Werbespot: Moldau... Am 11.11.2004 startet die Zeit in eine neue Lexikon-Dimension...

    Michael Grabner, stellvertretender Geschäftsführer des Holtzbrinck Verlages über die neue Strategie:

    Das Lexikon hat eine höhere Bindungswirkung, weil man in der Regel das ganze Lexikon sammelt. Zweitens wollten wir uns mit der Zeit absetzen gegenüber dem Literaturangebot der Süddeutschen Zeitung und drittens ein kleiner Test: wir gehen in ein anderes Preisniveau, ein Band wird 12,90 bzw. 14,90 kosten.

    Der erste Lexikon-Band ist beim Kauf der Zeit noch gratis. Danach finden keine gegenseitigen Subventionen mehr statt. Nur Abonnenten der ZEIT bekommen einen Preisnachlass von zwei Euro. Das positive Markenimage der ZEIT soll auch auf das
    Zusatzgeschäft abstrahlen. Umgehrt ist es bei Jugendzeitschriften: Kioskbesitzer Jens Möhring erklärt die Verkaufsmechanismen.

    Gerade auch die Jugendzeitungen, da hatten wir im Frühjahr und Sommer Badelatschen und die Mädels kamen hier rein und es gab drei verschiedene Farben und die haben gezielt nachgefragt!

    Das publizistische Produkt wird zur Nebensache. Hier soll die Zeitschrift erst durch ein Zusatzprodukt attraktiver werden. So weit geht es bei Süddeutsche und Holtzbrinck Verlag nicht.

    Michael Grabner, Stellvertretender Geschäftsführer des Holtzbrinck Verlages: Nein, das ist eine Lineextension, in Spanien seit fünf Jahren Gang und Gebe in Italien ein bisschen überreizt mit den ganzen Onpacks auf die Zeitschriften, aber die Zeitung und die Marke wird weiterhin an der Spitze bleiben.

    Klaus Josef Lutz, Geschäftsführer Süddeutsche Zeitung: Wie hat es kürzlich jemand formuliert: Ein Versandhandel mit angeschlossener Tageszeitung. Das glaube ich nicht!

    Dennoch müssen sich Kioskbesitzer wie Jens Möhring überlegen, wie sie das Zusatzangebot in ihren Kiosken unterbringen. Für die Lexikonreihe der Zeit hat er noch keinen Platz. Es ist jetzt schon eng in seinem Laden:

    Wir warten immer erst ab und gucken wie wir das unterbringen, notfalls können wir das hinten zwischenlagern, aber hier präsentieren, ist nicht drin.

    Vollgepackt ist sein Laden. Aber so wie in Italien oder Griechenland, wo Kioske inzwischen bunten Gemischtwarenläden ähneln, so sieht es hier noch nicht aus.