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Bürgerliches Engagement in Wissenschaft und Praxis

Nach der Pensionierung noch einmal zu studieren bietet vielen Menschen im so genannten Ruhestand eine neue Herausforderung. Diesen Wunsch hat die "Kontaktstelle Studium im Alter" der Uni Münster aufgegriffen. Im kommenden Sommersemester beginnt sie mit einem neuen Studiengang, der sich besonders an ältere Studenten richtet und sich auf das ehrenamtliche Engagement konzentriert.

Von Remko Kragt |
    "Ich hatte immer schon vor, mich mal gesellschaftlich zu engagieren. Aber bisher war ich berufstätig und jetzt nicht mehr, und jetzt suche ich ein neues Betätigungsgebiet."

    Da kam Sieglinde Müller das neue Angebot der "Kontaktstelle Studium im Alter" der Uni Münster gerade recht. "Bürgerschaftliches Engagement in Wissenschaft und Praxis" nennt sich ein neuer Studiengang, der insbesondere älteren Studenten zentrale Kompetenzen für ein gesellschaftliches Engagement vermitteln will. Kompetenzen, die wichtig wurden, weil sich das moderne bürgerschaftliche Engagement erheblich von der herkömmlichen ehrenamtlichen Mitarbeit unterscheidet, erläutert Projektleiterin Verena Begemann.

    "Das bürgerschaftliche Engagement ist sehr stark darauf ausgerichtet, dass es selbstbestimmt gewählt wird und dass man selbst aktiv werden kann, zum Beispiel eine Selbsthilfegruppe gründet. Menschen, die sich engagieren, die möchten auch etwas für sich selbst tun. "

    Der 4-Semestrige Studiengang ist gegliedert in Modulen, die neben Wissen über die Gesellschaft vor Allem kommunikative und soziale Kompetenzen vermitteln. Ganz wichtig ist dabei, dass das Studium auf zwei Beinen steht:

    "Weil die Interessenten, die sich hier melden, schon sagen, "Ich mache schon eine Zeit lang etwas, aber jetzt möchte ich das Ganze noch fundieren". Es ist aber auch die andere Gruppe noch da, die sagt, "Ich möchte mich gerne engagieren, weiß aber nicht, wo und wie du was überhaupt". Und für beide Interessengruppen soll auch gut gesorgt werden in diesem Studium."
    Auf dem Lehrplan steht deshalb ein Praktikum in einem sozialen oder kulturellen Bereich. Es soll nicht nur Übungsfeld sein. Manche Interessenten, die übrigens durchaus nicht alle im Rentenalter sind, hoffen auf Anregungen, wofür sie sich überhaupt einsetzen könnten.

    "Nur Studieren und Reisen reicht mir nicht. Ich hab' das Gefühl, ich möchte' noch mal eine Aufgabe wieder haben und bin so auf der Suche nach Engagement."

    ... sagt eine Interessentin. Und eine andere ergänzt:

    "Ich suche auch immer etwas, wo ich selber etwas entwickeln kann und wo ich nicht in vorgegebene Muster hineinspringen muss. Ich interessiere mich für Kulturbereiche, zum Beispiel Museum oder Bücherei oder irgend so was, wo man was entwickeln kann."

    Manche, die schon engagiert sind, wollen sich verändern ...

    "Ich arbeite schon bei OXFAM, das ist ja eher so'n soziales Engagement. Und ich würde jetzt eher Mal im Bereich Kunst/Kultur etwas machen."

    ... . andere wollen ihre Arbeit verbessern

    "Vielleicht so'n bisschen mehr eine Grundlage zu finden für das, was man seit eh du je schon tut. Vielleicht so'n bisschen theoretische Grundlage, dass man, wenn man mit Menschen arbeitet, methodisch fitter wird."

    "Ja, ich glaube man geht dann etwas selbstbewusster heran dann auch. "

    Das Spektrum der Motive ist weit gefächert. Bewerben kann sich jeder, auch ohne Abitur. Die Studenten müssen Referate halten, Hausarbeiten schreiben und eine Abschlussprüfung ablegen. Eine Berufsqualifikation oder gar einen akademischen Titel bekommen sie mit dem Abschlusszertifikat allerdings nicht. Aber darum geht es ja auch gar nicht, fasst ein Interessent zusammen:

    "Ich bin also schon in der "Tafel" engagiert und da ist es für mich natürlich eine schöne Ergänzung und eine Erweiterung der Basis und des Wissens auch - und auch eine schöne Lebenserfahrung!"