
Lara Youssuf Zara ist Bürgermeisterin der Stadt Alqosh im Norden des Landes. Nach ihren Angaben verhindern schiitische Milizen gezielt eine Registrierung von Rückkehrern, die einst vor der Terrorgruppe IS geflohen waren. Außerdem verlangten die Milizen von christlichen Geschäftsleuten Anteile und Schutzgeld. "Dadurch zerstören sie Existenzen. Viele Christen haben keine Hoffnung mehr. Sie wollen nur noch weg", sagte Zara der Katholischen Nachrichten-Agentur.
"Gezielte Strategie, um Christen zu vertreiben"
Diese Erpressung ist ihrer Ansicht nach Teil des Systems. Letztlich verfolgten die Milizen eine "gezielte Strategie, um Christen aus der Region zu vertreiben", so die 43-jährige Lokalpolitikerin. Die bewaffneten Schiiten haben laut Zara nach ihrem Kampf gegen den IS die Kontrolle in vielen Gebieten übernommen.
Zara geht davon aus, dass auch die letzten Christen den Irak verlassen, falls sich die Lage nicht bessert. Schon jetzt leben nach ihren Angaben nur noch 200.000 bis 300.000 von ihnen in dem nahöstlichen Land. Die Evangelische Kirche in Deutschland geht von noch geringeren Zahlen aus. Vor Beginn des US-geführten Irak-Kriegs 2003 und den folgenden Wirren waeren es Schätzungen zufolge noch bis zu 1,5 Millionen. Ein ARD-Beitrag beschreibt die Lage anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus vor viereinhalb Jahren.
Von der internationalen Gemeinschaft wünscht sich Zara deshalb mehr Schutz und Druck auf die irakische Regierung. Am Dienstag finden im Irak Parlamentswahlen statt.
Diese Nachricht wurde am 09.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
