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Bund möchte Commerzbank-Anteile loswerden

Der Bund musste die Commerzbank in der Finanzkrise retten und stieg mit 25 Prozent ein. Seitdem kommt die zweitgrößte Bank Deutschlands nicht mehr auf die Beine. Inzwischen hat die Regierung acht Prozent ihrer Anteile verkauft, nun will sie wohl die restlichen 17 Prozent loswerden.

Von Michael Braun | 15.07.2013
    Der Kurs steigt, die Gerüchteküche brodelt, aber dahinter stehen keine guten Nachrichten.

    "Die Commerzbank hat momentan so viele Baustellen. Operativ läuft es nicht wirklich gut, um es mal vorsichtig zu formulieren. Privatkundengeschäft und Mittelstandsbank stehen vor großen Herausforderungen, die Kernkapitalquote ist bei der Commerzbank im europäischen Vergleich auf unterdurchschnittlichem Niveau,"

    sagt Stefan Bongardt, Bankanalyst bei Independent Research. Hinzu kämen noch die interne "Bad Bank" für Staatskredite und Schiffsfinanzierungen, die mit mehr als 150 Milliarden Euro die Bilanz belasteten. Niemand wisse exakt, welche Risiken davon noch ausgingen.

    Und dennoch ist die Bank seit Wochen im Gespräch. Die Deutsche Bank wurde schon als möglicher Übernehmer gehandelt, der spanische Banco Santander. Die französische BNP Parisbas könnte sich zumindest für das Depotbankgeschäft interessieren. Sogar die Bankengruppe der Volks- und Raiffeisenbanken war gerüchteweise im Gespräch, was der Präsident des genossenschaftlichen Bankenverbandes, Uwe Fröhlich, aber dementierte:

    "Das würde ich jetzt in den Bereich der Spekulation überweisen. Wir sind nicht angesprochen worden, und es gibt auch keine konkreten Pläne."

    Nun also das neueste Gerücht: Bundesfinanzminister Schäuble, der letztlich die noch rund 17 Prozent Staatsanteil an der Commerzbank vertritt, soll die Schweizer Großbank UBS angesprochen haben, ob sie dieses Paket nicht kaufen wolle. Die UBS wird von dem früheren Bundesbankpräsidenten Axel Weber geführt. Weber ist nicht dafür bekannt, sich eine problembehaftete Bank andrehen zu lassen, in der Hoffnung, es werde schon gut gehen:

    "Wenn Sie ein Institut leiten, werden Sie nicht dafür bezahlt, Optimist zu sein."

    Er will die UBS darauf trimmen, wieder vor allem Vermögensverwalter zu sein. Ob da eine Commerzbank mit vielen kleinen Privatkunden und mit viel Kreditgeschäft im Mittelstand hineinpasst, ist fraglich. Hinzu kommt, dass der Bund bei der letzten Kapitalerhöhung seinen Anteil von einer Sperrminorität von mehr als 25 Prozent auf rund 17 Prozent hat fallen lassen. Die Einflussmöglichkeiten des Aktienpakets sind also gering. Das dürfte seinen Wert mindern. Außerdem hat der Bund für seine Commerzbankaktien im Schnitt rund 34 Euro gezahlt. Würde er jetzt für sechs, sieben, acht Euro verkaufen, es wäre ein Riesenverlust – und das vor der Bundestagswahl? Eher danach, und dann auch mit neuem Personal an der Spitze der Commerzbank, meint Finanzanalyst Bongardt:

    "Ich glaube, dass das Vertrauen bei der Commerzbank in den letzten Monaten schon gelitten hat, ein Neuanfang mit bestehendem Personal mit Sicherheit schwieriger ist, als vielleicht noch mal einen neuen Schnitt zu machen, mit neuen Personen das Geschäft noch mal neu auszurichten, und da versuchen eben, eine neue Strategie zu entwickeln, um dann auch wieder gegebenenfalls die Glaubwürdigkeit des Kapitalmarkts zu erlangen."

    Auch dazu ein passendes Gerücht: Nach der Bundestagswahl solle der ehemalige Deutsche-Bank-Vorstand Josef Ackermann die Commerzbank auf Kurs bringen. Die Commerzbank und die UBS lehnten zu alledem eine Stellungnahme ab.