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Commerzbank-Aktionäre lehnen sich gegen Vorstand auf

Die Hauptversammlung der Commerzbank AG war kein Spaziergang für Vorstandschef Martin Blessing. Ein Verlust im ersten Quartal, Stellenabbau und keine Dividenden – besonders die Kleinaktionäre sind frustriert. Der vom Vorstand geplanten Kapitalerhöhung wollen sie nicht zustimmen.

Von Brigitte Scholtes | 19.04.2013
    Die Aktionäre der Commerzbank sind zutiefst frustriert. Seit Jahren warten sie darauf, dass die Bank eine Wende zum Besseren verkünden kann. Aber auch dieses Mal müssen sie sich wohl weiter gedulden. Commerzbank-Chef Martin Blessing ist nämlich wieder einmal mit leeren Händen vor die Hauptversammlung getreten. Er versucht zwar die Aktionäre einzustimmen auf das strategische Ziel der Bank, vor allem das Privatkundengeschäft zu stärken. Aber das brauche eben Zeit:

    "Die strategische Agenda, die wir uns gesetzt haben, ist kein 100-Meter-Lauf. Sie ähnelt in vielerlei Hinsicht einem Langstreckenlauf."

    Langen Atem müssen die Aktionäre wohl haben, denn um die Investitionen zu finanzieren, müssten die Kosten weiter gesenkt werden sagt Blessing, dazu sollen bis 2016 vier- bis sechstausend Vollzeitstellen wegfallen. Und das drückt jetzt den Gewinn:

    "Im ersten Quartal sind wir operativ solide gestartet. Wie bereits angekündigt, wird das erste Quartal aber von Einmalbelastungen durch den geplanten Stellenabbau geprägt sein. Hierfür wurden rund 500 Millionen Euro Restrukturierungsaufwand gebucht. Daher erwarten wir aus heutiger Sicht für die ersten drei Monate ein negatives Ergebnis nach Steuern."

    Die Kleinaktionäre aber sind es leid. Sie glauben Blessing nicht mehr:

    "Weil das Geld einfach verbraten wird, und der kleine Aktionär bekommt keine Dividenden mehr. Die Großen, die stecken‘s sich immer mehr ein. - Die sind ja halb pleite. Also, ob das noch was wird mit der Commerzbank, weiß ich nicht. – Was soll man erwarten bei diesen Zahlen. - Es muss der Vorstand weg, ganz einfach. – Es wird alles so ablaufen, wie es vorgeschlagen worden ist. Es bleibt im Augenblick keine andere Wahl."

    So wird es kommen, denn die Präsenz auf der Hauptversammlung liegt nur bei 38,6 Prozent. Damit reichen die Anteile des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin fast aus, um eine Zweidrittelmehrheit zu erreichen. Die benötigt die Bank für die geplante Kapitalerhöhung um 2,5 Milliarden Euro. Mit diesem Geld will sie die Stillen Einlagen des Staates und der Allianz zurückführen. Ein Schritt, den die Kleinaktionäre nicht gutheißen. Auch nicht, dass nach der Kapitalerhöhung der Staat nur noch ein Fünftel der Anteile halten wird. So meint Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:

    "Die 25 Prozent hat der Staat eben nicht, um hier entsprechend auch Dinge blockieren zu können. D.h., er ist letztlich gefangen. Das Steuerzahlergeld ist in dieser Bank drin. Der Aktienkurs – ob der sich überhaupt mal wieder auf die Höhen hochschwingt, die man bräuchte, damit der Steuerzahler hier plus/minus Null rausgehen würde, wage ich zu bezweifeln. Also, das ist eine ziemlich vertrackte Situation."

    Es geht also hoch her auf der Hauptversammlung. Die Kleinaktionäre machen ihrem Ärger Luft, zahlreiche Anträge werden gestellt, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten, Blessing wird nach seiner Rede ausgepfiffen, Klaus-Peter Müller auch, als er begründet, warum die Gehälter des Vorstands nicht mehr länger gedeckelt sind:

    "Es liegt schließlich in der Verantwortung des Aufsichtsrats, dafür zu sorgen, dass die Bank durch ein kompetentes und leistungsfähiges Vorstandsteam geführt wird. Dazu gehört nicht nur, aber auch eine dauerhafte, wettbewerbsfähige Vergütung."

    Am Ende aber wird alles so ausgehen wie geplant.