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Commerzbank schüttelt den Staat ab

Die Commerzbank will sich vom Staatseinfluss lösen und zahlt die staatlichen Rettungsmilliarden früher zurück als gedacht – allerdings nicht aus eigener Kraft. Dafür ist eine massive Kapitalerhöhung geplant. Die Aktionäre reagieren verschnupft.

Von Brigitte Scholes | 13.03.2013
    Schneller als geplant will die Commerzbank die Hilfen zurückzahlen, die der Staat ihr vor vier Jahren gewährt hat. Dieser Tag sei ein Wendepunkt, sagte deren Vorstandschef Martin Blessing:

    "Zusammengefasst markiert das für uns den Einstieg in den Ausstieg des Bundes als Aktionär der Commerzbank."

    Denn die Commerzbank möchte ihr Kapital um 2,5 Milliarden Euro erhöhen, das soll die auf den 19. April vorgezogene Hauptversammlung absegnen. Mit diesem neuen Kapital will die Bank die verbliebenen Stillen Einlagen von insgesamt 2,4 Milliarden Euro zurückzahlen, gut 1,6 Milliarden davon hält noch der Bund, 750 Millionen der Versicherungskonzern Allianz. Gleichzeitig sinkt der Aktienanteil des Staates, der vom Bankenrettungsfonds Soffin verwaltet wird, auf unter 20 Prozent. Der Staat gibt damit seine Sperrminorität von bisher 25 Prozent und einer Aktie auf. Die Commerzbank komme damit den Verpflichtungen gegenüber dem Staat und dem Steuerzahler nach, meint Blessing:

    "Wir haben immer gesagt, die Stille Einlage ist eine temporäre Unterstützung. Und wir werden sie ablösen, sobald die Bank stark genug ist und die äußeren Entwicklungen dies erlauben."

    Nach Blessings Rechnung wird der Staat nach der Kapitalerhöhung seinen Einsatz bis auf 3,7 Milliarden Euro zurückerhalten haben. Doch würde der Bund zum jetzigen Kurs seine Aktien abstoßen, erhielte er allenfalls die Hälfte dafür. Insgesamt hatte der Bund in den Jahren 2008 und 2009 der Commerzbank Stille Einlagen in Höhe von 16,4 Milliarden Euro gewährt und sich über den Soffin mit 1,8 Milliarden Euro als Aktionär an der Bank beteiligt. Hinzu kommt: Schon bei der ersten großen Rückzahlung vor knapp zwei Jahren hatte der Bund auf die ausstehenden Zinsen auf die Stillen Einlagen verzichtet, das tut er offenbar auch jetzt.

    Mit der Transaktion steigt die Eigenkapitalquote um einen Prozentpunkt auf 8,6 Prozent. Commerzbank-Chef Martin Blessing freut sich über den wiedergewonnenen Spielraum:

    "Das ist gerade angesichts der zukünftig strengeren Eigenkapitalanforderungen sehr wichtig. Und die Commerzbank erhöht die Fähigkeit, künftig Dividenden zu zahlen. Durch den Wegfall der Verzinsungsansprüche, dass wir in den nächsten Jahren nicht mehr die Zinsen auf die Stillen einlagen zahlen müssen, sowie der Rückzahlungspflicht, also dass wir nicht mehr die 1,6 Milliarden Soffin und die 750 Millionen Allianz zurückzahlen müssen, haben wir mehr Spielraum bei der Verwendung künftiger Gewinne. "

    Blessings Freude teilt die Börse jedoch nicht, der Aktienkurs brach kräftig ein. Denn mit der Kapitalerhöhung verwässert der Kurs. Und es gibt einen weiteren Grund, erklärt Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz:

    "Der Kapitalmarkt sieht: Dieses Geld, das durch die Kapitalerhöhung reinkommt, wird nicht etwa strategisch im Unternehmen angelegt für Zukäufe oder ähnliches, sondern dient ausschließlich der Schuldenreduzierung und führt noch nicht mal dazu, dass das Etikett ‚teilverstaatlicht‘ komplett weg ist."

    Der Vorstand müsse jetzt endlich das operative Geschäft vorantreiben, forderte Nieding.