Bettina Klein: Deutschland führt seit einigen Wochen wieder verstärkt die Debatte um die Atomenergie. Umweltminister Gabriel rief gerade erst die SPD-Abgeordneten dazu auf, nicht am Ausstieg zu rütteln. Ungeachtet der politischen Diskussion jedoch bleibt die Kernfrage unverändert und unbeantwortet. Nämlich, wie der radioaktive Müll, der bereits vorhanden ist, eigentlich gelagert werden soll. Darüber habe ich vor der Sendung mit Wolfram König gesprochen. Er ist Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz. Und ich habe ihn zunächst gefragt, ob er eigentlich in dieser Frage sich als neutral versteht.
Wolfram König: Ich habe eine Aufgabe wahrzunehmen und die heißt, ein oder mehrere Endlager für radioaktive Abfälle in Deutschland zu realisieren. Das, was ich feststellen konnte, war, dass nach dem Atomkonsens, der klare Laufzeiten auch festschreibt, die Akzeptanz zumindest für eins der Endlager zugenommen hat. Und das ist nämlich das Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Konrad. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass die Bevölkerung, die von solchen Endlagern möglicherweise dann auch belastet wird, dass sie wissen, wie viele Abfälle überhaupt letztendlich in diese Endlager kommen sollen. Und dies war sozusagen ein ganz wesentliches Ergebnis des Konsenses. Von daher bin ich ein Befürworter, dass man an diesen sehr langfristigen Festlegungen auch festhält, um in der Frage der Endlagerung überhaupt weiterkommen zu können.
Klein: Aber unabhängig davon, wie lange Atomkraftwerke noch laufen, haben wir ein Problem, das bereits existiert. Wir haben bereits radioaktiven Müll, für den muss eine Lösung geschaffen werden. Wieso hat das zu tun mit der Frage der längeren Laufzeiten jetzt?
König: Die Auseinandersetzung in der Bundesrepublik über die Kernenergie war immer auch verbunden mit der Frage, hat man für den Einstieg in diese Technologie auch eine Landebahn? Die Landebahn ist die Endlagerung und bislang ist es weltweit noch nicht gelungen für jedenfalls kommerzielle Kraftwerke ein Endlager zu realisieren. Also völlig unabhängig davon, wie man zur Kernenergie steht. Die Auseinandersetzungen sind kumuliert am Standort Gorleben und auch hier stellt sich die Frage, ist die Auswahl dieses Standortes wirklich eine, die sich allein nach fachlichen Kriterien auch ausgerichtet hat? Gibt es bessere geologische Strukturen für die Sicherheit, die wir brauchen? Und wir reden hier von Zeiträumen von einer Millionen Jahre. Also von daher glaube ich, ist es so wichtig, dass wir für eine derartige Problemlösung auch ganz klare Randbedingungen haben. Das heißt auf der einen Seite die Kriterien, unter denen man einen solchen Standort bewerten will, und auf der anderen Seite eben auch die Mengenbegrenzung der Abfälle.
Klein: Aber noch mal zu dem Problem, was ja vorhanden ist. Muss nicht alles dafür getan werden, dass man eben so schnell wie möglich die Forschung vorantreibt, um ein solches Endlager zu schaffen, ungeachtet dessen, wie viel Müll eventuell noch hinzukommt?
König: Für die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle haben wir in der Perspektive ein Endlager. Das ist das Endlager Konrad, das bauen wir gerade aus, bei Salzgitter. Hier werden 90 Prozent, Volumenprozent, der Abfälle entsorgt werden können, aber diese Abfälle haben eben nur weniger als ein Prozent der Radioaktivität. Die große Herausforderung sind die schon jetzt existierenden 12.500 Tonnen hochradioaktive Abfälle, also die Brennelemente aus den Kraftwerken, oder die verglasten Abfälle aus der Wiederaufarbeitung. Und wir werden noch weitere rund 4500 Tonnen hinzubekommen, wenn die Laufzeiten nicht verändert werden.
Klein: Weshalb ist es so schwierig, eine Lösung zu finden dafür?
König: Es ist die Notwendigkeit, Sicherheitsnachweise für einen Zeitraum von einer Millionen Jahre beweisen zu müssen. Das ist für uns unvorstellbar eigentlich, so ein Zeitraum, aber die Gefährlichkeit der Stoffe macht es notwendig und man versucht, in unterschiedlichen geologischen Formationen, in unterschiedlichen Gesteinsformationen solche Endlager zu realisieren. Die Bundesrepublik ist relativ alleine mit der Position, bislang jedenfalls, mit dem Endlagermedium Salz. Andere Länder, wie zum Beispiel die Skandinavier, wollen in Granit gehen und es werden auch Tongesteine untersucht.
Klein: Welche Länder, würden Sie sagen, sind schon etwas weiter bei der Suche nach einem Endlager? Von wem könnte man inwiefern lernen?
König: Die Festlegung auf einen Endlagerstandort zum Beispiel ist in Finnland erfolgt. Dort haben sich verschiedene Gemeinden sogar darum beworben. Hier hat man auch ein ganz anderes Verhältnis zur Nutzung der Kernenergie, als in der Bundesrepublik. Wir können sicherlich von dem Prozess in der Schweiz lernen. Hier hat man auf ein sogenanntes Sachplanverfahren gesetzt, das heißt, es ist klar, dass nicht nur so ein Endlager eine Herausforderung darstellt hinsichtlich der geologischen Eigenschaften, sondern man muss die Bevölkerung mitnehmen. Und dieses tut die Schweiz vorbildhaft, indem sie sehr transparent und offen die Kriterien formuliert, unter denen man die Bewertung vornehmen will der Sicherheit und indem man auch die Bevölkerung in diese Verfahren selber einbindet. Dieses Verfahren ist letztendlich so gestaltet, wie es eigentlich von der alten Bundesregierung geplant war und wie es auch von dem Umweltminister weiterhin gefordert wird. Also, ein Standortvergleich, eine Untersuchung, indem man verschiedene Möglichkeiten miteinander hinsichtlich der Sicherheitsaspekte in den Fokus nimmt und dann letztendlich sich entscheidet, wo man so ein Endlager auch dann weiter verfolgen will.
Klein: Sie haben das Beispiel Finnland auch angesprochen. Dort sei man näher einer Lösung eines Endlagers. Und Sie haben es ein bisschen damit begründet, dass man dort eine andere Haltung zur Kernkraft entwickelt habe, also sprich, eine nicht ganz so ablehnende, wie in Deutschland. Im Umkehrschluss also heißt dieser ganz starke Streit um die Atomenergie hierzulande, die starke Antiatombewegung verhindert im Grunde genommen auch praktikable Lösungen, was das Endlager angeht.
König: Ich glaube, dass der Konsens der einzige Weg war, um wirklich diesen gesellschaftlichen Konflikt auch langfristig zu lösen. Wir haben natürlich jetzt sicherlich zu befürchten, wenn man über Verlängerung redet oder gar Neubau von Kernkraftwerken, dass die ungelöste Endlagerfrage wieder stärker in den Fokus rückt und dass man über die Problematisierung dieser Frage auch versuchen wird, zu verhindern, dass es eben zu einem derartigen Beschluss kommt, der am Ende heißt, Weiterbetrieb von alten Reaktoren oder gar Neubau von Reaktoren in der Bundesrepublik.
Klein: Muss man die beiden Fragen nicht entkoppeln voneinander und sagen "Wir brauchen in jedem Fall Endlager" und die Frage, wie lange die Meiler noch laufen sollen, ist eigentlich eine andere.
König: Ich glaube, rein fachlich ist sie zu entkoppeln die Frage, aber politisch-gesellschaftlich wird sie immer nur zusammen zu betrachten sein. Wenn Sie die Umfragen sich vor Augen führen, dann ist die Verunsicherung in der Bevölkerung über die Perspektive und auch über die Kostenseite der Energiefrage immer auch Richtung Kernenergie mit der ungelösten Entsorgung verbunden. Da glaube ich, wenn wir dort sozusagen das nicht als Paket sehen, dann gehen wir den Weg, dass letztendlich kein Endlager in der Bundesrepublik zu realisieren ist, und meine Befürchtung ist, dass wir am Ende des Prozesses dann letztendlich zuschauen, wie diese Abfallstoffe über einen billigen Entsorgungsweg ins Ausland geschafft werden könnten.
Klein: Aber wenn eine Frage fachlich so zu beantworten ist, also auch zu entkoppeln ist, müsste dann nicht stärkere Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit auch von der Politik in der Gesellschaft erfolgen, um dies eben klar zu machen, dass das nicht unmittelbar zusammenhängt?
König: Es ist inzwischen internationale Übereinkunft, dass man ein Endlager nicht nur geologisch bewerten kann hinsichtlich der Sicherheit, sondern die Durchsetzung kann nur in einem transparenten Verfahren unter Einbezug der Öffentlichkeit, der Betroffenen erfolgen. Das heißt, hier haben Sie automatisch eine Verkoppelung, die sich geologischen, naturwissenschaftlichen Kriterien entzieht, und in diesen Auseinandersetzungen wird es immer auch um die Frage gehen, führt der Bau dieser Landebahn zu der sozusagen Legitimation, Kraftwerke weiter zu betreiben oder gar neu zu bauen. Deswegen ist wissenschaftlich es zu trennen, aber ich glaube, gesellschaftlich-politisch ist diese Frage nur gemeinschaftlich zu beantworten.
Klein: Was wäre ein Fortschritt, von dem Sie sagen würden, das wäre jetzt wirklich substanziell auf dem Weg dahin, das Problem Endlager zu lösen?
König: Ich glaube, es ist alternativlos, dass wir einen Endlagerkonsens brauchen, wo sich alle politischen Kräfte mit der Wirtschaft zusammen auf ein Verfahren verständigen, wie sie dieses Problem mittelfristig, längerfristig lösen wollen. Hier ist es nicht mehr allein getan, indem man es einer Behörde überträgt oder es sozusagen in einer Legislaturperiode meint, beantworten zu können. Sie müssen sich vor Augen halten, selbst wenn man auf Gorleben allein die Untersuchungen abstellen will, würde es bedeuten, dass wir 15 Jahre noch bräuchten, um den Sicherheitsnachweis zu führen und dann würde sich ein Gerichtsverfahren anschließen. Das heißt, hier würden viele Generationen an Politikern auch entsprechend sich noch mit dem Problem beschäftigen müssen. Und dieses kann nur auf einer Grundlage eines breiten Konsens erfolgen.
Klein: Und wir haben eine Art Sankt-Florians-Prinzip hier natürlich: Müll entsorgen, aber bitte nicht vor meiner Haustür. Welchen Ausweg sehen Sie?
König: Ich glaube, wenn wir eine klare Begrenzung der Laufzeiten beibehalten, eine intelligente Energiepolitik ,die auch die Kostenseite natürlich mit in Betracht ziehen muss, verfolgen, dann können wir die Bevölkerung gewinnen, auch die Belastung, die wir erzeugt haben durch die Nutzung der Kernenergie auf sich zu nehmen. Jedenfalls sind das meine Erfahrungen an dem Standort für das Endlager Konrad. Und ich glaube, dieses wäre auch zu übertragen auch hochradioaktive Abfälle.
Klein: Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz heute morgen im Deutschlandfunk.
Wolfram König: Ich habe eine Aufgabe wahrzunehmen und die heißt, ein oder mehrere Endlager für radioaktive Abfälle in Deutschland zu realisieren. Das, was ich feststellen konnte, war, dass nach dem Atomkonsens, der klare Laufzeiten auch festschreibt, die Akzeptanz zumindest für eins der Endlager zugenommen hat. Und das ist nämlich das Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle Konrad. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass die Bevölkerung, die von solchen Endlagern möglicherweise dann auch belastet wird, dass sie wissen, wie viele Abfälle überhaupt letztendlich in diese Endlager kommen sollen. Und dies war sozusagen ein ganz wesentliches Ergebnis des Konsenses. Von daher bin ich ein Befürworter, dass man an diesen sehr langfristigen Festlegungen auch festhält, um in der Frage der Endlagerung überhaupt weiterkommen zu können.
Klein: Aber unabhängig davon, wie lange Atomkraftwerke noch laufen, haben wir ein Problem, das bereits existiert. Wir haben bereits radioaktiven Müll, für den muss eine Lösung geschaffen werden. Wieso hat das zu tun mit der Frage der längeren Laufzeiten jetzt?
König: Die Auseinandersetzung in der Bundesrepublik über die Kernenergie war immer auch verbunden mit der Frage, hat man für den Einstieg in diese Technologie auch eine Landebahn? Die Landebahn ist die Endlagerung und bislang ist es weltweit noch nicht gelungen für jedenfalls kommerzielle Kraftwerke ein Endlager zu realisieren. Also völlig unabhängig davon, wie man zur Kernenergie steht. Die Auseinandersetzungen sind kumuliert am Standort Gorleben und auch hier stellt sich die Frage, ist die Auswahl dieses Standortes wirklich eine, die sich allein nach fachlichen Kriterien auch ausgerichtet hat? Gibt es bessere geologische Strukturen für die Sicherheit, die wir brauchen? Und wir reden hier von Zeiträumen von einer Millionen Jahre. Also von daher glaube ich, ist es so wichtig, dass wir für eine derartige Problemlösung auch ganz klare Randbedingungen haben. Das heißt auf der einen Seite die Kriterien, unter denen man einen solchen Standort bewerten will, und auf der anderen Seite eben auch die Mengenbegrenzung der Abfälle.
Klein: Aber noch mal zu dem Problem, was ja vorhanden ist. Muss nicht alles dafür getan werden, dass man eben so schnell wie möglich die Forschung vorantreibt, um ein solches Endlager zu schaffen, ungeachtet dessen, wie viel Müll eventuell noch hinzukommt?
König: Für die schwach- und mittelradioaktiven Abfälle haben wir in der Perspektive ein Endlager. Das ist das Endlager Konrad, das bauen wir gerade aus, bei Salzgitter. Hier werden 90 Prozent, Volumenprozent, der Abfälle entsorgt werden können, aber diese Abfälle haben eben nur weniger als ein Prozent der Radioaktivität. Die große Herausforderung sind die schon jetzt existierenden 12.500 Tonnen hochradioaktive Abfälle, also die Brennelemente aus den Kraftwerken, oder die verglasten Abfälle aus der Wiederaufarbeitung. Und wir werden noch weitere rund 4500 Tonnen hinzubekommen, wenn die Laufzeiten nicht verändert werden.
Klein: Weshalb ist es so schwierig, eine Lösung zu finden dafür?
König: Es ist die Notwendigkeit, Sicherheitsnachweise für einen Zeitraum von einer Millionen Jahre beweisen zu müssen. Das ist für uns unvorstellbar eigentlich, so ein Zeitraum, aber die Gefährlichkeit der Stoffe macht es notwendig und man versucht, in unterschiedlichen geologischen Formationen, in unterschiedlichen Gesteinsformationen solche Endlager zu realisieren. Die Bundesrepublik ist relativ alleine mit der Position, bislang jedenfalls, mit dem Endlagermedium Salz. Andere Länder, wie zum Beispiel die Skandinavier, wollen in Granit gehen und es werden auch Tongesteine untersucht.
Klein: Welche Länder, würden Sie sagen, sind schon etwas weiter bei der Suche nach einem Endlager? Von wem könnte man inwiefern lernen?
König: Die Festlegung auf einen Endlagerstandort zum Beispiel ist in Finnland erfolgt. Dort haben sich verschiedene Gemeinden sogar darum beworben. Hier hat man auch ein ganz anderes Verhältnis zur Nutzung der Kernenergie, als in der Bundesrepublik. Wir können sicherlich von dem Prozess in der Schweiz lernen. Hier hat man auf ein sogenanntes Sachplanverfahren gesetzt, das heißt, es ist klar, dass nicht nur so ein Endlager eine Herausforderung darstellt hinsichtlich der geologischen Eigenschaften, sondern man muss die Bevölkerung mitnehmen. Und dieses tut die Schweiz vorbildhaft, indem sie sehr transparent und offen die Kriterien formuliert, unter denen man die Bewertung vornehmen will der Sicherheit und indem man auch die Bevölkerung in diese Verfahren selber einbindet. Dieses Verfahren ist letztendlich so gestaltet, wie es eigentlich von der alten Bundesregierung geplant war und wie es auch von dem Umweltminister weiterhin gefordert wird. Also, ein Standortvergleich, eine Untersuchung, indem man verschiedene Möglichkeiten miteinander hinsichtlich der Sicherheitsaspekte in den Fokus nimmt und dann letztendlich sich entscheidet, wo man so ein Endlager auch dann weiter verfolgen will.
Klein: Sie haben das Beispiel Finnland auch angesprochen. Dort sei man näher einer Lösung eines Endlagers. Und Sie haben es ein bisschen damit begründet, dass man dort eine andere Haltung zur Kernkraft entwickelt habe, also sprich, eine nicht ganz so ablehnende, wie in Deutschland. Im Umkehrschluss also heißt dieser ganz starke Streit um die Atomenergie hierzulande, die starke Antiatombewegung verhindert im Grunde genommen auch praktikable Lösungen, was das Endlager angeht.
König: Ich glaube, dass der Konsens der einzige Weg war, um wirklich diesen gesellschaftlichen Konflikt auch langfristig zu lösen. Wir haben natürlich jetzt sicherlich zu befürchten, wenn man über Verlängerung redet oder gar Neubau von Kernkraftwerken, dass die ungelöste Endlagerfrage wieder stärker in den Fokus rückt und dass man über die Problematisierung dieser Frage auch versuchen wird, zu verhindern, dass es eben zu einem derartigen Beschluss kommt, der am Ende heißt, Weiterbetrieb von alten Reaktoren oder gar Neubau von Reaktoren in der Bundesrepublik.
Klein: Muss man die beiden Fragen nicht entkoppeln voneinander und sagen "Wir brauchen in jedem Fall Endlager" und die Frage, wie lange die Meiler noch laufen sollen, ist eigentlich eine andere.
König: Ich glaube, rein fachlich ist sie zu entkoppeln die Frage, aber politisch-gesellschaftlich wird sie immer nur zusammen zu betrachten sein. Wenn Sie die Umfragen sich vor Augen führen, dann ist die Verunsicherung in der Bevölkerung über die Perspektive und auch über die Kostenseite der Energiefrage immer auch Richtung Kernenergie mit der ungelösten Entsorgung verbunden. Da glaube ich, wenn wir dort sozusagen das nicht als Paket sehen, dann gehen wir den Weg, dass letztendlich kein Endlager in der Bundesrepublik zu realisieren ist, und meine Befürchtung ist, dass wir am Ende des Prozesses dann letztendlich zuschauen, wie diese Abfallstoffe über einen billigen Entsorgungsweg ins Ausland geschafft werden könnten.
Klein: Aber wenn eine Frage fachlich so zu beantworten ist, also auch zu entkoppeln ist, müsste dann nicht stärkere Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit auch von der Politik in der Gesellschaft erfolgen, um dies eben klar zu machen, dass das nicht unmittelbar zusammenhängt?
König: Es ist inzwischen internationale Übereinkunft, dass man ein Endlager nicht nur geologisch bewerten kann hinsichtlich der Sicherheit, sondern die Durchsetzung kann nur in einem transparenten Verfahren unter Einbezug der Öffentlichkeit, der Betroffenen erfolgen. Das heißt, hier haben Sie automatisch eine Verkoppelung, die sich geologischen, naturwissenschaftlichen Kriterien entzieht, und in diesen Auseinandersetzungen wird es immer auch um die Frage gehen, führt der Bau dieser Landebahn zu der sozusagen Legitimation, Kraftwerke weiter zu betreiben oder gar neu zu bauen. Deswegen ist wissenschaftlich es zu trennen, aber ich glaube, gesellschaftlich-politisch ist diese Frage nur gemeinschaftlich zu beantworten.
Klein: Was wäre ein Fortschritt, von dem Sie sagen würden, das wäre jetzt wirklich substanziell auf dem Weg dahin, das Problem Endlager zu lösen?
König: Ich glaube, es ist alternativlos, dass wir einen Endlagerkonsens brauchen, wo sich alle politischen Kräfte mit der Wirtschaft zusammen auf ein Verfahren verständigen, wie sie dieses Problem mittelfristig, längerfristig lösen wollen. Hier ist es nicht mehr allein getan, indem man es einer Behörde überträgt oder es sozusagen in einer Legislaturperiode meint, beantworten zu können. Sie müssen sich vor Augen halten, selbst wenn man auf Gorleben allein die Untersuchungen abstellen will, würde es bedeuten, dass wir 15 Jahre noch bräuchten, um den Sicherheitsnachweis zu führen und dann würde sich ein Gerichtsverfahren anschließen. Das heißt, hier würden viele Generationen an Politikern auch entsprechend sich noch mit dem Problem beschäftigen müssen. Und dieses kann nur auf einer Grundlage eines breiten Konsens erfolgen.
Klein: Und wir haben eine Art Sankt-Florians-Prinzip hier natürlich: Müll entsorgen, aber bitte nicht vor meiner Haustür. Welchen Ausweg sehen Sie?
König: Ich glaube, wenn wir eine klare Begrenzung der Laufzeiten beibehalten, eine intelligente Energiepolitik ,die auch die Kostenseite natürlich mit in Betracht ziehen muss, verfolgen, dann können wir die Bevölkerung gewinnen, auch die Belastung, die wir erzeugt haben durch die Nutzung der Kernenergie auf sich zu nehmen. Jedenfalls sind das meine Erfahrungen an dem Standort für das Endlager Konrad. Und ich glaube, dieses wäre auch zu übertragen auch hochradioaktive Abfälle.
Klein: Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz heute morgen im Deutschlandfunk.
