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Bundesfamilienministerin
Plagiatsvorwürfe gegen Franziska Giffey

Willkürliche Zitate, wissenschaftliches Fehlverhalten: Die Doktorarbeit von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) bestünde etwa zu drei Prozent aus Plagiaten, gab die Prüf-Plattform "VroniPlag" bekannt. Die Freie Universität Berlin leitet auf Wunsch Giffeys ein formelles Prüfungsverfahren ein.

Von Claudia van Laak | 08.02.2019
    Franziska Giffey spricht bei der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag.
    Sie habe die Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst, sagt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (dpa/Ralf Hirschberger)
    "Europas Weg zum Bürger – Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft" – so lautet die Doktorarbeit von Franziska Giffey. 2005 bis 2009 promovierte die heutige SPD-Bundesfamilienministerin am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Ihre Dissertation umfasst im Hauptteil 205 Seiten, auf 49 Seiten wurden bislang Plagiate dokumentiert, so ist es auf der Webseite "VroniPlag" zu lesen, einer Prüf-Plattform für Plagiate. Konservativ geschätzt seien rund 3 Prozent des Textes Plagiate. Der Spiegel zitiert einen der zentralen Vroniplag-Akteure, den Juraprofessor Gerhard Dannemann mit den Worten, die Dissertation Giffeys sei ein ernst zu nehmender Fall. Die SPD-Politikerin lässt sich in einer Pressemitteilung ihres Ministeriums wie folgt zitieren:
    "Ich habe diese Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Alles Weitere muss nun die Freie Universität Berlin bewerten. Deshalb habe ich sie um Prüfung meiner Arbeit gebeten."
    "Willkürlich gewählte Quellen"
    Die öffentliche Prüf-Plattform VroniPlag führt die Dissertation von Franziska Giffey unter dem Kürzel "Dcl". In mindestens 68 Fällen habe sich herausgestellt, dass die Verfasserin als Nachweis Quellen angäbe, die willkürlich gewählt seien oder mit denen sich die von ihr getätigten Aussagen so nicht belegen ließen, ist dort zu lesen. Und weiter: Zitat: "Die Häufigkeit dieser Vorkommen begründet die Vermutung wissenschaftlichen Fehlverhaltens." Vroniplag hatte in den letzten Jahren viele Dissertationen von Prominenten untersucht. Daraufhin hatten die entsprechenden Universitäten offizielle Prüfungen eingeleitet. Unter anderen Ex-Bundesverteidigungsminister Theodor zu Guttenberg und Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan waren betroffen. Sie gaben ihre Doktortitel freiwillig ab beziehungsweise er wurde ihnen entzogen.
    Die Freie Universität Berlin teilte heute auf Anfrage mit:
    "Frau Dr.Giffey hat die Freie Universität Berlin gebeten, ein formelles Prüfungsverfahren für die Dissertation einzuleiten. Die Hochschule wird der Bitte nachkommen und in Kürze ein entsprechendes Verfahren einleiten."
    Die offizielle Überprüfung der Dissertation dürfte einige Zeit in Anspruch nehmen. Erst am Montag hatte die Freie Universität Berlin dem CDU-Bundestagsabgeordneten Frank Steffel den Doktortitel entzogen.