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Bundesliga-Partie im ZDF
Warum Sky ab und zu auf Exklusivität verzichtet

Die 1:5-Niederlage des FC Bayern in Frankfurt am 10. Spieltag war frei empfangbar. Die Partie lief auch im ZDF, weil Sky gelegentlich auf seine exklusiven Übertragungsrechte verzichtet und mit frei empfangbaren Sendern kooperiert - zu Werbezwecken. Allerdings nicht umsonst.

Von Daniel Bouhs |
TV-Kameramann filmt am Spielfeldrand während der Live-Übertragung eines Spiels der Fußball-Bundesliga
Begehrt: Übertragungsrechte der Fußball-Bundesliga. (Sven Simon / picture alliance)
Fast 900 Millionen Euro - so viel zahlt Sky an die Deutsche Fußballliga pro Jahr, um die Bundesliga übertragen zu dürfen. Für die Vereine ist das die Haupteinnahmequelle. Aber die Liga dürfte nicht nur an dem Geld aus den Fernsehrechten interessiert sein. Denn nur wenn viele Menschen erreicht werden, zahlen auch die Sponsoren der Klubs und die Werbekunden in den Stadien weiterhin hohe Summen.
Gerade vor diesem Hintergrund scheint die gelegentliche Kooperation des Pay-TV-Anbieters und Bundesliga-Senders Sky mit frei empfangbaren Sendern logisch. Sky erklärt jedenfalls: "Damit betreiben wir Werbung für unser Sky-Bundesliga-Produkt und für den deutschen Fußball im Allgemeinen. Durch die Kooperation mit dem reichweitenstarken ZDF machen wir das Spiel einem besonders großen TV-Publikum zugänglich."
Im Frühjahr zeigte die ARD das "Revierderby". Den Besuch der Bayern in Frankfurt am 2. November 2019 hat nun wiederum das ZDF ausgestrahlt. Das freut natürlich ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Live-Fußball ist bei ihm selten, nachdem der Streaminganbieter DAZN dem Zweiten Deutschen Fernsehen die Champions League wegschnappte.
Frei empfangbar - aber nicht umsonst
"Das ist jetzt kein großes Geheimnis, dass Sky von der deutschen Fußball-Liga dieses Recht eingeräumt hat zwei Spiele pro Saison zu verwerten für Promotionszwecke, wie es heißt. Und in diesem Fall, jetzt im Sommer, sind wir auf die zugegangen."
Zuallererst betont Fuhrmann, habe das Publikum etwas von diesem Deal: Bundesliga, frei empfangbar. Sky lässt sich das allerdings auch bezahlen. Über die Lizenzgebühr schweigt das Management des Bezahl-Senders aber. Fuhrmann sagt immerhin:
"Das ist jetzt keine Symbolsumme in der Größenordnung von einem Euro oder so etwas, sondern das sind schon andere Summen. Sie wissen aber, dass ich in der Öffentlichkeit nie Summen nenne. Das werde ich heute auch nicht anders halten, aber wie immer bei einem Geschäft: Wir sind sehr zufrieden mit den Konditionen und gehen, glaube ich sehr verantwortungsvoll - wie sonst auch - mit den Beitragsgeldern um", meint der ZDF-Sportchef.
"Einfacher ist die Situation nicht geworden"
Fußball hätte er gerne wieder häufiger im Programm - und setzt so lange auch auf andere Sportarten: Nächste Woche steigt das ZDF wieder ins Boxen ein. Ein Ausgleich für die populärste Sportart sei das aber natürlich nicht, sagt Fuhrmann.
Wenn die Liga demnächst die künftigen Medienrechte ausschreibt, hofft er, dass es für das ZDF bei den bisherigen Rechten bleibt. Derzeit sieht das sogenannte Paket H Zusammenfassungen am Samstagabend vor.
"Seit vielen Jahrzehnten fährt die Bundesliga und das ZDF gut damit, dass es das 'Aktuelle Sportstudio' gibt und es ist eine Traditionsmarke. Und jedes Recht wird neu verhandelt. Man muss die neue Marktsituation anschauen. Einfacher ist die Situation nicht geworden."
Showdown zwischen Sky, DAZN und Telekom erwartet
Das sieht auch Lutz Meier so. Der Journalist beobachtet seit vielen Jahren die Vergabe von Sportrechten - erst für die "Financial Times Deutschland", heute für das Monatsmagazin "Capital".
"Sky ist doch inzwischen sehr unter Druck geraten. Zudem sind ja einige Konkurrenten auf den Plan getreten, allen voran DAZN. Und zudem hat die Deutsche Telekom angekündigt, dass sie Interesse hat. Also wird sich grundlegend was ändern."
Ob die Liga Kooperationen von Bezahl- und frei empfangbaren Sendern von einer Ausnahme zum Standard machen will, ist offen. Bekannt ist, dass sie das Bundeskartellamt bereits gebeten hat, ihr wieder zu erlauben, alle Live-Rechte an einen Anbieter zu geben. Es dürfte also auf einen Showdown zulaufen zwischen Sky, DAZN und der Telekom.
Rechte-Poker könnte für die Liga auch nach hinten losgehen
Branchenbeobachter Lutz Meier mahnt jedoch - was nach großem Wettbewerb aussehe, könne für die Liga auch nach hinten losgehen: "Die tun immer gerne so, als würden sie da noch jemanden aus dem Hut zaubern. Das wird die sicherlich sehr gefreut haben, dass sich die Telekom jetzt gemeldet hat, die auch in der Vergangenheit schon öfter mal den Joker gespielt hat. Aber da ist dann die Frage: Zieht dieser Joker wirklich am Ende?"
Die Telekom nehme immerhin schon viel Geld in die Hand für die Europameisterschaft in knapp fünf Jahren. Sollte sie die anderen nicht zu neuen Höchstpreisen treiben, könnte der Preis für die Liverechte der Liga sogar sinken. Ein Risiko vor allem für die Finanzlage der Vereine.