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Bundesliga-Rechte
Zu zweit ist besser als allein

Die neue Partnerschaft zwischen Eurosport und dem Streamingdienst DAZN zeigt zwei Tendenzen im Sportrechtemarkt. Partnerschaften zwischen Sendern werden immer wichtiger, Exklusivität verliert an Wert. Und auch Live-Fußball ist nicht unbedingt ein Selbstläufer, um neue Abonnenten zu gewinnen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 21.07.2019
Streamingdienst DAZN läuft auf zwei Fernsehern.
Der Streamingdienst DAZN wird in Zukunft die Bundesliga-Rechte von Eurosport übernehmen (Blende11 Fotographen)
"Die Geschäftsführung hat dem Vorstand empfohlen, dem Szenario mit Sportschau 18.30 Uhr und ohne Premiere den Vorzug zu geben."
So klang das noch im Jahr 2005. Damals verkündet durch den mittlerweile verstorbenen Präsidenten der Deutschen Fußball-Liga DFL, Werner Hackmann. Premiere hatte sich verzockt. Um die Abonnentenzahl zu steigern, forderte Sender-Chef Kofler mehr Exklusivität und eine Highlight-Sendung in frei empfangbaren Fernsehen nicht vor 22 Uhr.
Doch die Liga entschied sich dagegen und für Newcomer "Arena". Später dann kam Premiere, mittlerweile in Sky umbenannt, auf die Bundesliga-Bühne zurück. Geblieben ist die ARD-Sportschau. Dort gibt es Samstag für Samstag immer noch ab 18.30 Uhr die Bundesliga. Mittlerweile hat sich die Situation verändert, sagt der Rechteexperte Kay Dammholz von der Beratungsagentur Sass Media:
"Man hat sich darum bemüht, alles exklusiv zu haben und dem andern möglichst wenig abzugeben. Das hat sich ein Stück weit gewandelt. Vor allem durch die Preisentwicklung bei den Top-Rechten, die immer teurer werden und immer höher geht die Preisschraube."
Kosten auf mehrere Schultern verteilen
Die Folge: Öffentlich-Rechtliche, private und Pay-Sender sowie Streamingdienste schließen Partnerschaften. Dadurch erhöhen sich die Preise nicht so stark und die Kosten werden auf mehrere Schultern verteilt. Die aktuellste Partnerschaft zwischen DAZN und Eurosport umfasst nicht nur das Bundesliga-Freitagsspiel, die Zuschauer können bei DAZN auch Eurosport 1 und 2 im Stream sehen.
Das heißt, Kunden des Streamingdienstes bekommen so auch 8000 weitere Live-Events jährlich. Darunter Olympia, drei Tennis- Grand-Slams und die Tour de France. Rechteexperte Dammholz, der lange für die DFL tätig und auch bei der DAZN für die Rechte im deutschsprachigen Raum zuständig war, sieht Synergien für beide Sender.
"Für Eurosport ist es eine tolle Verbreitungsmöglichkeit ihrer Produkte, die jetzt bei einer sehr populären Sport-Plattform im Schaufenster stehen und von ganz großen Fananzahlen geschaut werden. Das ist ein Distributionsdeal für Eurosport und ein toller Contentdeal für DAZN."
Die Apps von DAZN, Sky und dem Eurosport-Player
Sky, DAZN und Eurosport - Bei den Sportrechten mischen viele Anbieter mit (Rolf Vennenbernd/dpa/picture-alliance)
Fußballrechte sind kein Selbstläufer
Der andere Teil der neuen Partnerschaft zeigt, dass Fußballrechte nicht unbedingt ein Selbstläufer sind. Eurosport hatte sich zum Preis von 70 Millionen Euro für vier Jahre Übertragungsrechte an der Bundesliga gesichert. Jetzt sublizenziert der Sportsender die Rechte an DAZN. Obwohl Eurosport nach zwei Jahren Bundesliga laut eigener Aussage sehr zufrieden ist. Auf Deutschlandfunk-Anfrage heißt es:
"Uns ist es gelungen, als 'Junior Partner' in der Bundesliga-Berichterstattung den Freitagabend ein neues Gesicht zu geben. Wir wollten den Fans den Fußball im TV zurückzugeben, haben das Spiel in den Mittelpunkt gestellt und mit unserer redaktionellen Präsentation ein neues Niveau in der Fußball-Berichterstattung etabliert - geschätzt und hochgelobt von allen Seiten."
Nur der Zuschauer hat das wohl nicht goutiert. Daher hat die Discovery-Tochter nun an den Streamingdienst mit ins Boot geholt. Für DAZN ist es ein überschaubares Risiko und eine Testphase für weitere Ambitionen. Deutschland-Chef Thomas de Buhr:
"Die Bundesliga ist natürlich ein absolutes Premium-Recht, ein absolutes Top-Recht, jeder der in der Branche unterwegs ist, wird das sicherlich gerne haben wollen. Und ja, wir werden uns die Bundesliga genau anschauen."
Mit der zweijährigen Probephase kann der Streamingdienst jetzt ausloten, ob sich weiteres Engagement lohnt. Denn ab 2021 werden die Fernsehrechte der Bundesliga neu ausgeschrieben.