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Bundesliga
Streit um Ergebnisse der "Taskforce Zukunft Profifußball"

Diese Woche hat die Deutsche Fußball-Liga DFL die Ergebnisse der „Taskforce Zukunft Profifußball“ verkündet. 37 Mitglieder haben darin nach drei Sitzungen Vorschläge unterbreitet, wie der deutsche Profi-Fußball zukunftsfähig gemacht werden kann. Um das Ergebnis tobt nun ein Konflikt.

Von Thorsten Poppe |
xblx, DFL Zentrale, Deutsche Fussball Liga GmbH Frankfurt am Main *** xblx, DFL Head Office, German Football League GmbH Frankfurt am Main
xblx, DFL Zentrale, Deutsche Fussball Liga GmbH Frankfurt am Main *** xblx, DFL Head Office, German Football League GmbH (imago images / Jan Huebner)
"Das ist ein Schritt, der deutlich macht, dass ein neues Kapitel der Bundesliga aufgeschlagen wird!"
So formuliert es der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga DFL, Christian Seifert, diese Woche bei der Veröffentlichung der Ergebnisse der "Taskforce Zukunft Profifußball": "Denn das ist für die Bundesliga, das ist schon ein relativ großer Schritt in einen solchen Prozess überhaupt zu gehen. Weil da können ja auch Themen kommen, die man nicht unbedingt mag. Und man mag auch vielleicht nicht jedes Jahr gefragt werden, wie weit sind wir denn mit der Umsetzung? Das war wirklich ein Schritt nach vorne!"
16.03.2020, Hessen, Frankfurt/Main: Coronavirus - DFL-Pressekonferenz am 16.03.2020 im Sheraton Airport Hotel & Conference Center in Frankfurt am Main Christian Seifert ( Vorsitzender der Geschäftsführung der DFL, Mitglied des Ligavorstands und Vizepräsident des DFB ) spricht im Anschluss an die Mitgliederversammlung der Deutschen Fu all Liga (DFL) auf einer Pressekonferenz. Die 36 Profi-Clubs entschieden angesichts der Coronavirus-Krise, die Bundesliga und 2. Liga bis mindestens zum 2. April auszusetzen. Foto: Poolfoto Arne Detert ( dpa ) Foto: Revierfoto/Revierfoto/dpa | Verwendung weltweit
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert (Revierfoto)
Damit dieser gelingen konnte, haben die 37 Teilnehmer in 3 Gruppen insgesamt 12 Stunden relevante Fragen des Profi-Fußballs diskutiert. So ist es unter anderem um die gesellschaftliche Verankerung, um wirtschaftliche Stabilität, und um die Wettbewerbsbalance des Profifußballs hierzulande gegangen. Neben aktiven Verantwortlichen aus dem Profifußball wie Max Eberl, Oliver Bierhoff, oder Fredi Bobic sind auch Personen aus Wirtschaft oder Politik, aber auch aus den aktiven Fanszenen dabei gewesen.

"Es ging um Leitplanken"

Jede dieser meist virtuellen Sitzungen der einzelnen Gruppen ist von Prof. Heidi Möller geleitet worden. Die DFL hatte die Diplompsychologin für die Taskforce als Beraterin gegen Honorar engagiert: "Natürlich ist es so, dass nicht jeder Einzelvorschlag aufgenommen werden konnte. Es ging ja auch um die große Linie, es ging um Leitplanken, und diese sind miteinander abgestimmt. Und es braucht natürlich ein bisschen auch Niederlagenkompetenz, sage ich mal, wie im Pokal, auch vielleicht bei solchen Arbeitsgruppen, dass nicht alles aufgenommen werden kann."
Christian Seifert spricht bei einer Pressekonferenz.
DFL-Taskforce setzt große Ziele
17 Reformvorschläge hat die Taskforce "Zukunft Profifußball" der Deutschen Fußball Liga unterbreitet. Die deutschen Proficlubs sollen nicht nur sportlich erfolgreich sein, sondern weitere Schwerpunkte setzen.
Aber die erste Kritik an dem Endergebnis folgt prompt. Denn für dieses Papier sind die einzelnen Ergebnisse der Gruppen zusammengefasst worden. Die sechs Fanvertreter, die an der Taskforce teilgenommen haben, kritisieren das. Eine davon ist Helen Breit von "Unsere Kurve": "Die Aspekte, die wir genannt haben, Lösungsansätze im Sinne eines Nationalen Financial Fairplay, eine Übermaßabgabe, die wir Luxussteuer genannt haben, die Problematisierung von Mehrfachinvestitionen und die Gespräche über die TV-Geld-Verteilung, haben es schlicht und ergreifend nicht in den Bericht geschafft. Und damit stellen wir eine Filterung der Ergebnisse fest, auf die wir auch keinen Einfluss haben konnten."
Insgesamt werden in dem Endresultat 17 Handlungsempfehlungen der Taskforce für die 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga aufgeführt. Die Bundesliga soll sich zum Beispiel grundsätzlich zur Nachhaltigkeit bekennen oder ein Menschenrechtskonzept ausarbeiten – aber auch kontrollierte strategische Investitionen im Rahmen der 50 + 1-Regel sollen geprüft werden. Zudem soll sich die DFL in Europa für Reformen einsetzen, um zum Beispiel die Gehälter der Spieler zu deckeln. Allerdings steht noch nicht fest, was wie überhaupt umgesetzt werden soll.

Möller sieht keine Basis für Kritik

Auf Nachfrage bei der Präsentation der Ergebnisse erläutert Heidi Möller noch einmal den Ansatz, und sieht für die Kritik seitens der Fanvertreter keinerlei Basis. "Natürlich ist bei den harten, monetären Fragen am leidenschaftlichsten diskutiert worden, schon klar. Es gibt sicherlich Wünsche, so etwas wie Mehrfachinvestitionen sollen verboten werden, in das Papier hineinzubringen. Aber das waren keine Mehrheitsmeinungen!"
Das Endresultat führt jetzt jedenfalls zu Kontroversen, aber auch zu Zustimmung. Kritik kommt von der Fanorganisation "ProFans", die erst gar nicht an der Taskforce teilgenommen hat. Die Handlungsempfehlungen seien unverbindlich, es sei der Kompromiss eines Laberladens.
Profi-Kicker Robin Himmelmann, der die Spielergewerkschaft VDV in der Taskforce mit vertreten hat, sieht diesen Prozess nur als Anfang. Und Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald kann sich mit dem Ergebnis identifizieren. Zahlreiche Punkte wie Nachhaltigkeit würde Werder seit Jahren mit verfestigten Strukturen verfolgen. Ein Erfolg werde die Initiative aber erst durch konsequente Umsetzung. Auch Taskforce-Mitglied Sylvia Schenk von Transparency International warnt, der Abschlussbericht dürfe nicht zu einem "Papiertiger" verkommen.
SV Werder Bremen vs Bayer 04 Leverkusen, 18.05.2020 Nadiem Amiri Leverkusen 11, Daley Sinkgraven Leverkusen 22, Moussa Diaby Leverkusen 19, Florian Wirtz Leverkusen 27, gehen vom Platz Fussball: 1. Bundesliga: Saison 19/20: 26. Spieltag: SV Werder Bremen vs Bayer 04 Leverkusen, 18.05.2020 Foto gumzmedia / Nordphoto / Andreas Gumz / POOL Nur für journalistische Zwecke Only for editorial use DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and/or quasi-video. Bremen wohninvest Weserstadion Bremen DEUTSCHLAND *** SV Werder Bremen vs. Bayer 04 Leverkusen, 18 05 2020 Nadiem Amiri Leverkusen 11 , Daley Sinkgraven Leverkusen 22 , Moussa Diaby Leverkusen 19 , Florian Wirtz Leverkusen 27 , go off the field Sport Football 1 Bundesliga season 19 20 26 Matchday SV Werder Bremen vs, 18 05 2020 Foto gumzmedia Nordphoto Andreas Gumz POOL Only for journalistic purposes Only for editorial use DFL regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video Bremen wohninvest Weserstadion Bremen GERMANY nordphoto / GUMZMEDIA / Pool Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. DFL regulations prohibit nordphoto / gumzmedia
"Taskforce Zukunft Profifußball" beendet - und nun?
Zu hohe Spielergehälter, zu wenig wirtschaftliche Stabilität bei den Vereinen – solche Missstände sollte die mit großer Öffentlichkeitswirkung installierte "Taskforce Profifußball" angehen.
Für Helen Breit von "Unsere Kurve" passt das Endergebnis jedenfalls nicht mit den Einzelresultaten aus den drei Arbeitsgruppen zusammen: "Es gibt kein Schema, dass kenntlich macht oder auch einen Prozess festgelegt hat, welche Positionen und Maßnahmen in dem Bericht aufgenommen werden, und welche nicht. Und das ist unsere Kritik daran. Und das eröffnet natürlich sehr viel Spielraum für Mutmaßungen. Vor allem, wenn die Begründung für diese Filterung nicht öffentlich zugänglich gemacht wird. Und auch die Diskussionen darum, nicht transparent gemacht werden."
Der Streit um die Ergebnisse der Taskforce wird dem Gremium am Ende nicht gerecht. Denn alle Seiten betonen den konstruktiven Austausch. Erst als die drei Einzelergebnisse in ein Gesamtergebnis transferiert worden sind, ist es zum offenen Konflikt gekommen.