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Bundesligagespräch
"Die Liga schafft es nicht, Spitzenqualität zu entwickeln"

Bayern München ist zum 29. Mal Deutscher Meister, Bayer Leverkusen sichert sich den letzten freien Platz in der Champions League. Gladbach, Wolfsburg und Frankfurt ziehen in die Europa League ein. In der Liga sei jedoch viel Mittelmaß festzustellen, bilanziert Fußball-Experte Oliver Fritsch im Dlf.

Oliver Fritsch im Gespräch mit Matthias Friebe | 18.05.2019
Spieler von München jubeln mit der Meisterschale bei der Siegerehrung für die Meisterschaft.
Spieler von Bayern München jubeln mit der Meisterschale (dpa/ picture alliance/ Sven Hoppe)
Bayern München hat das Fernduell gegen Borussia Dortmund gewonnen und ist zum siebten Mal in Folge Deutscher Fußball-Meister. Die Meisterschaft sei ein runder Abschluss für die Bayern gewesen, resümiert Oliver Fritsch, Sportredakteur bei ZEIT Online. Dennoch sei Trainer Nico Kovac angezählt – immer wieder stehe das fehlende Offensiv-Konzept in der Kritik. "Nico Kovac hat auch in den Jahren zuvor noch nicht bewiesen, dass er ein Trainer von Spitzenformat ist. Fritsch kritisiert jedoch den stillosen Umgang mit dem Bayern-Trainer.
Für den BVB hat es am Ende im Kampf um die Meisterschale nicht gereicht. Der BVB sei eine Mannschaft "die vor allem vom Spirit" und weniger von der Struktur und vom Spielaufbau lebe, meint Oliver Fritsch.
Leverkusen in der Champions League
Leverkusen sichert sich den Champions-League-Platz 4: Die Mannschaft habe in der Hinrunde nicht alles richtig gemacht, sich aber dann in der Rückrunde gesteigert. Mit der Besetzung des Kaders wäre mehr möglich gewesen, meint Fritsch. Die Mannschaft hätte durchaus ins Meisterrennen eingreifen können. "Eigentlich könnten sie 15-20 Punkte mehr haben." Es habe vor allem Defizite in der Abwehr gegeben. "Die Fragen ist jetzt, ob sie die Spieler halten können." Mit Blick auf die Champions League hänge viel davon ab, wie die Mannschaft in der nächsten Saison aufgestellt sei.
Spannender Kampf um europäische Plätze
Der Kampf um die europäischen Plätze sei in dieser Saison spannend gewesen. "Es waren Mannschaften auf einem ähnlichen Niveau", so Fritsch. Für Hoffenheim und Trainer Julian Nagelsmann, der jetzt nach Leipzig wechselt sei Platz neun am Ende der Saison allerdings eine Enttäuschung. "Ob das wirklich der kommende deutsche Spitzentrainer ist: Möglich, aber bewiesen hat er es noch nicht."
In den europäischen Ligen habe sich auch gezeigt, dass die Bundesliga weit weg sei von England und Spanien. "Wenn die Bayern ausfallen sieht man, dass da nicht mehr viel kommt". Ein Krisensymptom, das nicht wirklich zu erklären sei. "Zumindest in der Europa-League müsste ein Titel her."
"Minusrekorde" im Abstiegskampf
Mit Blick auf die Punkte im Abstiegskampf hätte Nürnberg "fast schon einen Minusrekord" aufgestellt. Nürnberg und Hannover hätten auswärts nicht gewonnen. Dort kämpfe der Verein auch mit schlechter Stimmung. Auch Stuttgart sei einer "der ganz großen Verlierer". In der Relegation spreche jedoch für den VfB, "dass sich der Bundesligist meistens durchsetzt", so Fritsch.
Spitzenqualität sieht der Fußball-Experte in der Bundesliga nur noch bei Bayern München. "Ich fürchte, dass sich das Monopol Bayern München wieder durchsetzt. Darunter leidet die Liga"
"Die Bundesliga könnte besser sein"
Die Liga schaffe es nicht, Spitzenqualität zu entwickeln. Man erlebe ein großes Mittelmaß. Überraschungen habe es nur bei Düsseldorf, Bremen und Frankfurt gegeben – "und bei Dortmund zumindest bis zur Winterpause". Fritsch kritisiert auch die hohe Zahl der Hand-Elfmeter – viele davon falsch gepfiffen. "Auch die Qualität der deutschen Schiedsrichter war schon mal besser, da muss man ansetzen."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.