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Bundespräsidentenwahl Österreich
FPÖ hofft auf Trump-Effekt

Die Stichwahl um das österreichische Präsidentenamt rückt näher. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump in den USA spekuliert die FPÖ auf Rückenwind. Den Tonfall von Trump will deren Kandidat Norbert Hofer aber nicht imitieren.

Von Ralf Borchard | 15.11.2016
    Im Bild Wahlplakate der beiden Kandidaten Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander van der Bellen (die Grünen), anlässlich der Wiederholung des zweiten Wahlgangs der Präsidentschaftswahl im Dezember 2016.
    Wahlplakate der beiden Kandidaten - Norbert Hofer (FPÖ) (Plakat links) und Alexander van der Bellen (die Grünen) - anlässlich der Wiederholung des zweiten Wahlgangs der österreichischen Präsidentschaftswahl im Dezember 2016. (imago stock&people /Eibner Europa)
    Folgt auf Donald Trump in den USA bald Norbert Hofer in Österreich? Gegenkandidat Alexander Van der Bellen sagt nein:
    "Ich jedenfalls möchte nicht, dass Österreich das erste westeuropäische Land ist, an dessen Spitze ein rechtspopulistischer, deutschnationaler Burschenschafter steht."
    85 Prozent der Österreicher sehen Trump kritisch - das hatte eine Umfrage vor der US-Wahl ergeben. Auch Van der Bellens Wahlkampfleiter Lothar Lockl hofft, dass Trumps Wahl ein Weckruf ist - mit Abschreckungseffekt:
    "Ich glaube, es ist ein indirekter Effekt des Ausgangs der US-Wahlen, dass diese Polarisierung, die es dort gegeben hat, auch der Stil, dass man Andersdenkende beleidigt und bedroht, dass das viele aufgerüttelt hat, die vielleicht unsicher waren, ob sie wählen gehen sollen, auch Menschen, die sich unsicher waren, sollen sie sich engagieren, dass die jetzt sagen: nein, jetzt erst recht."
    FPÖ-Kandidat will Trump-Stil nicht kopieren
    Jetzt erst recht Van der Bellen, meint Lockl damit. Ganz anders das FPÖ-Lager: Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer verspricht, im Wahlkampfstil sanft zu bleiben und Trumps Verbalattacken keineswegs zu kopieren:
    "Ich habe gemerkt, dass Herr Van der Bellen seinen Ton verschärft hat, mich auch persönlich angreift. Ich möchte das nicht machen. Ich möchte meinen Weg weiter gehen, so wie ich das bisher getan habe, mich auf Sachthemen konzentrieren."
    Zunutze machen will sich die FPÖ den Trump-Sieg aber schon. Hofers Wahlkampfleiter Herbert Kickl meint:
    "Wenn ich Parallelen sehe, dann ist es das, dass hinter einem Kandidaten sich sozusagen das gesamte politische Establishment einhängt. Ja, das war in den USA so, von den Medien über die sogenannten Künstler und Intellektuellen und jeder, der sich da noch berufen fühlt. Und auf der anderen Seite haben wir jemand, der das Volk hinter sich versammeln konnte. Und so werden wir das auch in Österreich sehen."
    Politikwissenschaftler: Wahlkampf wird emotionaler
    Der Politikwissenschaftler Thomas Hofer ist überzeugt, dass die Parolen im Wahlkampfendspurt bis 4. Dezember in jedem Fall schmutziger werden:
    "Sie werden schmutziger und sie werden vor allem eines werden: nämlich emotional. Denn für beide Kandidaten geht es darum zu emotionalisieren, denn ohne das kriegen sie einfach in einer Zeit - es ist dann Advent, zweiter Adventssonntag - ihre jeweiligen Anhängerinnen und Anhänger nicht ins Wahllokal. Und das wird ein entscheidender Faktor sein, wer da mehr Emotion reinbringt, und deswegen droht es dann natürlich auch schmutzig zu werden."
    Wem also nützt die Trump-Debatte am Ende mehr? Der Politikwissenschaftler neigt zu mehr Vorteilen für Norbert Hofer und der FPÖ. Für entschieden hält er das Rennen aber keineswegs. Thomas Hofer:
    "Auf den ersten Blick ist es natürlich vor allem Norbert Hofer, denn er kommt aus einer Bewegung, die ähnlich argumentiert wie Donald Trump, von den Inhalten sehr deckungsgleich ist in vielen Bereichen, und insofern kriegt man da natürlich einen Schub und die FPÖ-Anhänger können sich jetzt natürlich denken, hoppla, da geht was, wir könnten das auch in Österreich gewinnen. Aber - das ist ein zweiter Punkt, das darf man nicht vergessen - es ist natürlich auch das Beispiel Trump, der als Person nicht gerade beliebt in Österreich. Und deswegen können die Grünen vielleicht auf einen Kontra-Effekt setzen, quasi die Gegenmobilisierung: Wir müssen das jetzt verhindern, was in Amerika passiert ist."
    Jedenfalls wird es wieder knapp, meint der Politologe. Entscheiden wird seiner Ansicht nach, welches Lager am Ende sein Potential besser ausschöpft, besser mobilisiert:
    "Der, der besser durchmobilisiert, der gewinnt."